Cäsar
aus dem dritten Treffen der Hauptreihe abgezogen hatte und sie jetzt hinter den eigenen Reitern aufstellte, und zwar schräg zur Schlachtlinie.
»Ein Haken nach hinten«, knurrte er. »Die schützen die Flanke, wenn die Schnösel angreifen. Du kennst ihn doch, oder? Was wird er ihnen sagen?«
Orgetorix blickte ihn von der Seite an. »Was denn?«
»Daß sie zielen und treffen sollen, wo es den schönen reichen Jungs wirklich weh tut.«
»Ha«, sagte Orgetorix. »Könnte sein.«
Später erfuhren sie, daß dies tatsächlich Caesars Anweisung war. Und daß Pompeius seinen unerfahrenen Fußtruppen nicht recht traute. Er fürchtete, wenn er sie angreifen ließe, wären sie unfähig, die geordneten Reihen zu bewahren; also hatte er befohlen, sie sollten den Angriff von Caesars Truppen in Ruhe erwarten. Damit verzichtete er von vornherein auf einen großen Vorteil: die Wucht des Ansturms. Diesen Vorteil hatten Caesars erfahrene Soldaten.
Während das Fußvolk in der Mitte zusammenprallte, wollte Pompeius‘ Reiterei die rechte Flanke des Feindes umfassen. Aber zwischen Caesars Reitern erschienen die zusätzlich dort aufgestellten Kohorten. Sie schleuderten ihre Speere nicht; stießen auch nicht gegen die Beine der Gegner, sondern verwundeten sie im Gesicht. Vor den erhobenen Speeren wurde all ihre Pracht und Herrlichkeit verweht wie eine wunderbare Rauchsäule im Sturm, sie konnten das Eisen nicht vor den Augen ertragen, hielten die Hände vors Gesicht und wandten sich zur Flucht. Damit war alles verloren, denn die vorrükkenden Kohorten Caesars brachen die Flanke von Pompeius‘ Fußtruppen auf und schlossen sie dann ganz ein.
Pompeius, der vom anderen Flügel aus die Reiterei fliehen sah, vergaß, wie es hieß, daß er Pompeius der Große gewesen war, und ging wie ein Wahnsinniger wortlos in sein Zelt. Hier ließ er sich nieder und wartete auf den Untergang. Erst als das ganze Heer zu fliehen begann und das Lager gestürmt wurde, kam er wieder zu sich, ließ seinen Feldherrenmantel zurück und floh ebenfalls.
Die Griechen, die bis zum Schluß auf dem Hügel ausgeharrt hatten, wollten Caesar ihre Aufwartung machen und stiegen zum Schlachtfeld hinab.
»Vielleicht werden sie ihn bitten, ihnen seinen Namen mit der Schwertspitze in den Arm zu ritzen«, sagte Orgetorix.
»Das sind keine Gallier. Wollen wir gehen?«
Orgetorix zögerte. »Meinst du nicht, wir sollten warten? Bis der Rausch vorbei ist?«
Aurelius kniff die Augen zusammen und blickte über die gesprenkelte Ebene. »Besser, ja.«
Sie setzten sich und schauten und warteten. Überall bewegten sich Punkte, manche hektisch, manche langsam. Das gewöhnliche gräßliche Nachspiel der Schlacht. Aus dem Blutrausch erwachen, die eigenen Verwundeten bergen, die Schwerverletzten erlösen, die Verwundeten der anderen Seite auch, die Toten plündern… aber alles mochte diesmal ein wenig anders sein, da es sich ausnahmslos um Römer handelte.
Nach einiger Zeit sahen sie unweit des Hügels einen Centurio mit einem Dutzend Soldaten und ein paar Gefangenen; sie schienen zu einer Sammelstelle unterwegs zu sein. Aurelius und Orgetorix stiegen hinab und gingen zu den Männern.
»Quintus Aurelius, ehemals Zehnte, zuletzt Marschpräfekt und von Pompeius gefangen«, sagte Aurelius. »Wo finden wir den Imperator?«
Der Centurio legte die Hand auf die Brust und schob den Helm in den Nacken. »Wir werden euch geleiten, Präfekt. Es ist sicherer.«
Sie gingen vorbei an Arbeitsgruppen - gebildet aus Caesars Soldaten und entwaffneten Gefangenen -, die Gefallene zu Sammelplätzen schleppten, Waffen und Rüstungen auftürmten, vorbei an Troßknechten und Sklaven mit Karren, die Verwundete zu den Heilern brachten, während andere mit dem Ausheben von Gruben begannen. Und schließlich, nach einem langen Marsch zwischen Leichen, durch Rüstungs und Waffentrümmer, über zertrampelte Erde kamen sie ins ehemalige Hauptlager des Pompeius.
Ungläubig sahen Orgetorix und Aurelius, daß die Offiziere und Senatoren, die Ritter und aufstrebenden Jünglinge von Pompeius‘ Heer tatsächlich jedes Zelt mit Myrten bekränzt und mit bunten Decken geschmückt und alle Tische vollgestellt hatten mit Trinkgefäßen; Mischkrüge voll Wein standen bereit, und alles war hergerichtet, als wollten sie ein Fest feiern, nicht, als wollten sie in den Kampf ziehen.
Natürlich dauerte es einige Zeit, bis sie zu Caesar gelangten. Er hatte besonders tapfere Soldaten zu loben, Centurionen zu
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