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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Oberschicht geworden sind, ohne sich mit dem Volk zu vermischen. Bis auf wenige.«
    Er beugte sich vor, sah Aurelius in die Augen und sagte eindringlich: »Seit Alexanders Stratege Ptolemaios der Lagide die Dynastie gründete, hat Kleopatra, die du aufsuchen sollst, als einzige und erste all der Herrscher Ägyptisch gelernt - kannst du dir das vorstellen?«
    »Nicht nur das«, sagte Nero, der plötzlich nicht mehr unnahbar wirkte. »Wie Apellinus sagt, spricht sie auch Hebräisch, Arabisch, Äthiopisch und Persisch; Griechisch sowieso.«
    »Und Latein.« Caesar blinzelte. »Aber zurück zum Geld. Ihr Vater hat sich in Rom Geld geliehen, um dafür zu bezahlen, daß Rom ihn als König anerkennt. Was willst du sagen?«
    Nero schüttelte den Kopf. »Er soll zuhören.«
    »Um Vergebung«, sagte Aurelius. »Wenn ich etwas erreichen soll, brauche ich mehr als Halbwahrheiten.«
    Caesar spitzte den Mund. »Sag, was du weißt, dann sage ich dir, ob es stimmt.«
    »Dies, Imperator. So wird es in Rom erzählt. Wir haben den Ägyptern Zypern weggenommen. Ptolemaios hat nichts dagegen getan, deshalb hat sein Volk ihn verjagt. Er hat dir und Pompeius Geld gegeben, damit ihr dafür sorgt, daß der Senat ihn anerkennt und wir ihn wieder einsetzen. Die Rede war von zweiundsiebzig Millionen Sesterzen.«
    Nero preßte die Lippen zu einem Strich. »Sollten wir das nicht…?« Er streifte die Schreiber und Diener mit einem Blick.
    »Ist etwas ungesetzlich an dem Versuch, die nötigen Mittel zum Erreichen wichtiger Ziele zu beschaffen?« sagte Caesar ruhig. »Zweimal soviel, Aurelius. Einmal für Pompeius, einmal für mich. Zusammen sechstausend Talente. Das Geld mußte er sich leihen. Da er nicht König war, hatte er keine Sicherheiten, also wollte keine unserer Banken es ihm geben. Also haben Pompeius und ich das Geld dem Bankhaus Curtius gegeben, das von Rabirius Postumus geleitet wurde. Den Cicero später gegen die Anklage der Ausbeutung Ägyptens verteidigte. Aber das beiseite. Wir haben Rabirius das Geld geliehen, er hat es Ptolemaios gegeben, der hat es uns gegeben, wir haben dafür gesorgt, daß er König wird.«
    Aurelius schwindelte ob der ungeheuren Summen. Zweimal dreitausend Talente - zweimal achtzehn Millionen Denare oder zweimal zweiundsiebzig Millionen Sesterze. Von Caesar und Pompeius der Bank des Rabirius Postumus geliehen - zu einem Zinssatz von wahrscheinlich zwölf Hundertsteln im Jahr. Rabirius gab es Ptolemaios, Ptolemaios gab es den beiden Mächtigen. Die ihr Geld damit gleich zurückbekommen hatten, aber von der Bank außerdem Zinsen erhielten.
    Ruhig, beinahe heiter fuhr Caesar fort. »Rabirius ist mit Ptolemaios nach Alexandria gegangen und hat seine Staatskasse, eh, verwaltet. Und einen Teil der Gelder zurückzahlen können. Dann wurde die Bevölkerung unruhig, und um Rabirius zu schützen, mußte Ptolemaios ihn einkerkern. Er ist längst wieder in Rom. Was die Forderungen von Pompeius angeht, nun ja die sind aufgegeben. Zur Begleichung meiner Forderungen an Rabirius Postumus hat er mir seine Forderungen an Ägypten abgetreten. Die offene Restsumme zuzüglich Zinsen beläuft sich auf siebzig Millionen Sesterze.«
    Caesar machte eine winzige Pause; dann setzte er mit Nachdruck hinzu: »Und davon, o Quintus Aurelius, muß ich meine Soldaten bezahlen. Der König, und das heißt Potheinos, wird mir nichts geben. Also schlage ich Kleopatra ein Geschäft vor. Sie zahlt mir, also uns, die Schulden zurück, und ich setze sie wieder auf den Thron.«
    »Mit dreitausend Mann?« Es rutschte Aurelius heraus, ehe er sich beherrschen konnte.
    »Und Verstärkungen. Wir haben ein paar Briefe geschrieben, die in den letzten Tagen mit Seglern abgegangen sind. Solange wir die Schiffe im Hafen und draußen an der Insel noch erreichen können…«
    »Sehr wohl, Imperator.«
    Nero sah ihn erstaunt an; plötzlich begann er zu lachen.
    »Ich glaube, er ist wirklich so vertrauenswürdig, wie du sagst, Caesar. Ich an seiner Stelle, bei der von dir geduldeten Offenheit, würde jetzt die Waffen hinwerfen und kündigen.«
    »Er weiß, daß wir Geld brauchen, da aus Rom keines kommt. Nicht wahr, Aurelius?«
    »Ja, Herr, das ist ein Grund.«
    Caesar kniff ein Auge zu. »Und der andere?«
    Aurelius lächelte schwach und stand auf. »Der gleiche wie immer, Imperator. Ich will wissen, wie‘s weitergeht.«
    Der Ausbruch durch die Nebenstraßen gelang ohne Verluste. Jenseits des Kanals, der zum Nil und zur Vorstadt Karnopos führte, fanden

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