Cäsar
übertönte er sie durch immer neuen Waffenlärm.
Der Beste konnte er nicht sein, daher wollte er wenigstens der Größte werden. Die sich für die Besten hielten und anderen als sich selbst keine Größe zusprachen, die Reichen und Adligen im Senat, waren ihm dankbar für die Rettung im Krieg und wollten nun selbst den Frieden leiten. Da Marius sich nur auf die Volksstimmen stützen konnte, das Volk aber zugleich für Pöbel hielt, schloß er Freundschaft mit Saturninus und Glaucia, zwei Fürsten der Erbärmlichkeit und Lenkern der verarmten Massen. Mit ihrer Hilfe brachte er seine Gesetze ein, und bei den Wahlversammlungen mischte er seine Veteranen unter die Bürger. Das sechste Konsulat errang Marius, indem er für ungeheure Summen Stimmen kaufte. Da er an vielen Verbrechen des Saturninus beteiligt war, welkte bald sein Lorbeer. Unliebsame Bewerber für das Tribunat und andere Ämter wurden umgebracht, redliche Männer aus der Stadt getrieben - aber dies war nur der harmlose Beginn.
Saturninus erntete den Lohn für seine Dienste. Seine Frechheit und Gewalttätigkeit kannten keine Schranken mehr, der Weg führte über Gewalt und Mord zu Umsturz und Tyrannis. Als Senatoren und Ritter sich endlich zusammentaten, brachte Marius Soldaten auf das Forum, verfolgte die Versammelten bis aufs Kapital und zwang sie zur Übergabe. Im Namen des Staates versprach er ihnen Straflosigkeit; als sie aufs Forum herabkamen, wurden sie umgebracht.
Bei den nächsten Wahlen trat er nicht selbst an, sondern sorgte dafür, daß ihm willfährige Männer gewählt wurden. Er selbst schiffte sich nach Kappadokien und Galatien ein. Wenn es ihm gelänge, die Könige des Ostens gegeneinander zu hetzen und Mithridates, von dem man ohnehin Krieg erwartete, zum Aufruhr zu reizen, würde man ihn, so hoffte er, zum Oberbefehlshaber wählen, und er könnte die Stadt mit neuen Triumphen, sein Haus mit der pontischen Beute und den königlichen Schätzen füllen. Deshalb fertigte er Mithridates schroff ab, obwohl dieser ihm mit Ehrerbietung begegnete, und erklärte ihm rundheraus: »König, versuche mächtiger zu werden als die Römer, oder füge dich schweigend ihrem Befehl!« Das Erstaunen des pontischen Herrschers war groß; zwar hatte er schon oft die Sprache der Römer vernommen, noch nie aber solch rücksichtslos offenes Wort.
Nach Rom zurückgekehrt, stellte man ihn jedoch, wie in Friedenszeiten ein Kriegswerkzeug, in die Ecke. Andere Männer rückten jetzt nach vorn und verdunkelten seinen Ruhm, aber nichts kränkte ihn so sehr wie der Aufstieg Sullas, den die mächtigen Herren von Reichtum und Adel stützten. Doch ehe Marius und Sulla mit Waffen aufeinander losgehen konnten, brach der Bundesgenossenkrieg aus und beendete zunächst allen anderen Hader.
Langer Unterdrückung und Plünderung überdrüssig, hatten sich viele kriegstüchtige Völker Italiens gegen Rom erhoben. Ständig wechselte in diesem Krieg das Glück, Erfolge und Rückschläge folgten aufeinander, aber Sullas Ruhm und Macht festigten sich dabei, während Marius‘ Stern verblich. In allem, was er nach langem Zaudern unternahm, war er nun langsam und saumselig; fünfundsechzig Jahre hatten sein Feuer gelöscht. Dennoch erstritt er noch einen bedeutenden Sieg und vernichtete sechstausend Feinde, gab sich auch nie eine Blöße. Schließlich legte er den Oberbefehl nieder: Sein Körper sei den Anforderungen nicht mehr gewachsen.
In dieser Zeit hatte, wie von Marius zunächst gewünscht, der Herrscher von Pontos, Mithridates, sich erhoben und nach den asiatischen Provinzen Roms gegriffen. Kaum war der italische Krieg beendet, da begann in Rom der Kampf um die Wahl des Oberbefehlshabers im Mithridatischen Krieg. Der Volkstribun Sulpicius, ein rücksichtsloser Mensch, schlug Marius vor und beantragte, ihm unter dem Titel eines Prokonsuls den Krieg gegen Mithridates anzuvertrauen. Einige Bürger neigten zu Marius, andere zu Sulla, und diese rieten Marius, seinen Körper lieber in den warmen Bädern von Baiae zu pflegen. Marius besaß dort einen üppigen Landsitz. Cornelia hatte ihn einst für fünfundsiebzigtausend Denare erworben; später kaufte ihn Lucius Lucullus für zweieinhalb Millionen.
Marius indes, fett und schwer geworden, wollte als alter Mann noch ausziehen, um sich mit Mithridates herumzuschlagen. Zur Rechtfertigung seiner Pläne sagte er, er wolle nur mitgehen, um seinen Sohn das Kriegshandwerk zu lehren.
Überdies hatte er in Sulpicius ein prächtiges
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