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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Werkzeug gefunden, das Vaterland zu verderben. Dieser bewunderte Saturninus, an dem er nur tadelte, daß er seine Pläne nicht rücksichtslos genug durchgesetzt habe. Er selbst hatte keinerlei Bedenken. Ständig hatte er eine Leibwache von sechshundert Rittern um sich, und eines Tages wagte er mit ihnen einen offenen Angriff auf die beiden Konsuln. Einer von ihnen entkam, aber sein Sohn wurde erschlagen. Sulla konnte sich zu seinem Heer retten.
    Jetzt war Sulpicius Herr in Rom und ließ Marius durch das Volk den Oberbefehl übertragen. Dieser schickte zwei Tribunen, die Sullas Legionen übernehmen sollten. Sulla jedoch führte seine Soldaten gegen Rom; die von Marius entsandten Tribunen wurden getötet. Dafür ließ Marius in der Hauptstadt viele von Sullas Anhängern umbringen und bot den Sklaven die Freiheit, wenn sie auf seine Seite träten. Es sollen aber nur drei dem Ruf gefolgt sein. So konnte er Sulla kaum Widerstand entgegensetzen und floh nach kurzem Kampf. Seinen Sohn schickte er auf die Güter seines Schwiegervaters und begab sich nach Ostia auf ein Schiff .
    Der junge Marius war glücklich auf das Gut seines Schwiegervaters gekommen und packte zusammen, was er brauchte. Dabei überraschten ihn der Tag und die Feinde. Reiter näherten sich dem Gehöft. Der Gutsverwalter versteckte Marius auf einem mit Bohnen beladenen Wagen, spannte die Ochsen davor und fuhr den Reitern entgegen, zur Stadt. So wurde der junge Mann ins Haus seiner Gattin gebracht. In der folgenden Nacht eilte er an die Küste und ging auf ein Schiff, das Kurs nach Afrika nahm.
    Der alte Marius dagegen segelte tagelang vor der Küste umher, mußte dann an Land gehen, entkam mehrmals nur knapp der Gefangennahme, irrte durch die Sümpfe und war von allen verlassen. Mit Glück gelang ihm schließlich die Flucht auf ein weiteres Schiff, mit dem er sich nach Afrika begab, wo ihn sein Sohn fand.
    Inzwischen schlug sich Sulla in Böotien mit den Feldherren des Mithridates herum, und in Rom waren die beiden Konsuln in blutige Kämpfe miteinander geraten. Im Straßenkampf behielt der eine, Octavius, die Oberhand und jagte Cinna, der seine Tyrannengelüste allzu deutlich gezeigt hatte, aus der Stadt. Cinna zog ein starkes Heer zusammen und setzte den Kampf fort. Als Marius davon erfuhr, entschloß er sich zur Rückkehr. In Etrurien brachte er in wenigen Tagen ein ansehnliches Heer und vierzig vollbemannte Schiffe zusammen. Er wußte, daß Octavius ein Ehrenmann war; das bewog ihn, sich und sein Heer Cinna zur Verfügung zu stellen.
    Nachdem er diesen begrüßt und an seine Soldaten einige Worte gerichtet hatte, übernahm er die Führung und gab den Dingen eine neue Wendung. Mit seiner Flotte fing er Getreideschiffe ab und plünderte Kaufleute, eroberte Hafenstädte, schließlich auch Ostia, raubte die Stadt aus und machte die meisten Einwohner nieder. Als er Rom auf diese Weise abgeschnitten hatte, rückte er gegen die Stadt selbst vor und setzte sich auf dem Ianiculus fest. Heimlich vorausgeschickte Soldaten zerrten den Konsul Octavius von der Rednerbühne und ermordeten ihn.
    Nun trat der Senat zusammen und ließ Cinna und Marius bitten, in die Stadt einzuziehen, aber das Leben der Bürger zu schonen. Cinna, als Konsul angetan, sicherte dies zu. Marius dagegen rückte in die Stadt ein, mit seiner Leibwache aus zugelaufenen Sklaven, die man Bardyaier nannte. Sie ermordeten viele Bürger auf ein Wort, ja einen bloßen Wink von ihm, und als ein Senator Marius seine Aufwartung machte, eines Grußes jedoch nicht gewürdigt wurde, fiel die Bande vor den Augen ihres Herrn über ihn her und schlug ihn tot. Seitdem war dies das Zeichen zum Morden: wessen Gruß Marius nicht erwiderte, der wurde niedergehauen, so daß sogar seine Freunde in Todesangst zitterten, wenn sie sich ihm zum Gruß nahten. Als so viele Opfer fielen, wurde Cinna des Mordens überdrüssig, Marius hingegen setzte jedem nach, der seinen Argwohn geweckt hatte. Alle Straßen, alle Städte waren voll von Verfolgern, welche die Flüchtenden oder Versteckten jagten.
    Als sich Freunde mit der Bitte an Marius wandten, Lutatius Catulus zu schonen, seinen Mitkonsul im Kimbernkrieg, sagte er nur dies: »Er muß sterben.« Da schloß sich Catulus in sein Zimmer ein, blies einen Haufen Kohlen an und fand so den Erstickungstod. Ohne Kopf wurden die Leichen der Ermordeten auf die Straße geworfen und zertreten, aber niemand war mehr zum Mitleid fähig, so sehr schauderten alle und zitterten

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