Cäsar
sehr verließ er sich auf sein Glück, daß er, nachdem er eine Unzahl von Menschen umgebracht und den Staat umgestürzt hatte, sein Amt niederlegte, dem Volk das Recht wiedergab, Konsulwahlen zu veranstalten, und selbst keinen Einfluß darauf nahm. Er opferte dem Herakles den Zehnten seines Vermögens, veranstaltete eine üppige Bewirtung für das Volk, und alles ging so sehr über das nötige Maß hinaus, daß täglich große Mengen feiner Speisen in den Tiber geschüttet werden mußten.
Als während dieser Feiern, die mehrere Tage dauerten, Metella an einer Krankheit starb und die Priester Sulla geboten, nicht zu ihr zu gehen und sein Haus nicht durch den Todesfall beflecken zu lassen, schickte er ihr den Scheidebrief und ließ sie noch lebend in ein anderes Haus bringen. Hierin wahrte er den Brauch, aus religiöser Ängstlichkeit.
Bald darauf fanden Gladiatorenspiele statt. Die Plätze waren noch nicht getrennt, sondern Männer und Frauen saßen im Zuschauerraum durcheinander. In der Nähe Sullas hatte eine Frau von großer Schönheit und edler Abkunft ihren Platz, Valeria, eine Tochter Messalas, Schwester des Redners Hortentensius; kurz vorher war sie von ihrem Mann geschieden worden. Als sie hinter Sulla vorbeiging, streckte sie die Hand aus, zupfte einen Flocken Wolle aus seiner Toga und ging zu ihrem Platz. Als Sulla verwundert nach ihr blickte, sagte sie:
»Nichts Böses Imperator; ich möchte nur ein bißchen von deinem Glück abbekommen.« Sulla erkundigte sich sogleich nach ihrem Namen, ihrer Familie und ihrem Lebenswandel. Nach einigem neckischen Turteln und Scherzen kam es zu Verlobung und Ehe. Allerdings setzte er auch, als er Valeria im Hause hatte, seinen Verkehr mit Schauspielerinnen, Lautenspielerinnen und anderen Leuten von der Bühne fort und feierte mit ihnen Gelage.
Eine Krankheit, die er sich zugezogen hatte, gedieh zu schneller Entwicklung; lange wußte er nicht, daß er eine Entzündung in den Eingeweiden hatte, die dann alles Fleisch ansteckte und in Läuse verwandelte. Obwohl viele sie ihm bei Tag und Nacht ablasen, waren immer mehr neue da, als man wegnehmen konnte, und jedes Kleidungsstück, das Bad, das Waschwasser, die Speisen füllten sich mit verdorbenen Absonderungen. Daher stieg er mehrmals täglich ins Wasser, um den Körper zu säubern. Aber es nützte nichts; die Menge der Ausscheidungen spottete jeder Reinigung.
Sulla sah sein Ende voraus, aber er hörte nicht auf, sich mit den öffentlichen Angelegenheiten abzugeben. Als er einen Tag vor seinem Tod hörte, daß der Magistrat Granius eine Schuld an die Gemeinde nicht bezahlen wolle, sondern auf Sullas Tod warte, ließ er den Mann in sein Schlafzimmer holen, rief seine Schergen und befahl ihnen, ihn zu erdrosseln. Aber durch das Geschrei und die heftige Bewegung riß er das Geschwür in seinem Innern auf und spie eine große Menge Blut. Darauf nahm seine Körperkraft schnell ab, er verbrachte eine schlimme Nacht und starb dann unter Hinterlassung von zwei unmündigen Kindern von Metella. Valeria gebar erst nach seinem Tod eine Tochter, die den Namen Postuma erhielt.
Bald eilten viele zum Konsul, um eine Totenfeier für Sulla zu verhindern. Aber Pompeius brachte sie davon ab, geleitete den Leichnam nach Rom und sorgte bei der Bestattung für Sicherheit, Würde und Feierlichkeit. Es heißt, die Frauen hätten eine solche Menge Räucherwerk herbeigebracht, daß neben dem, was auf zweihundertzehn Bahren herbeigetragen wurde, ein großes Bild Sullas und auch ein solches eines Liktors aus Weihrauch und Zimt verfertigt wurden. Da der Himmel seit dem Morgen bedeckt war und man Regen erwartete, trug man den Leichnam spät hinaus, und da ein starker Wind in den Scheiterhaufen blies und eine mächtige Flamme entfachte, konnten die Gebeine rechtzeitig gesammelt werden. Erst als der Scheiterhaufen zusammensank und das Feuer erlosch, fiel ein starker Regen und hielt an bis zur Nacht, so daß es schien, als bliebe sein Glück ihm bis zum Ende treu und verhülfe noch zu einer geziemenden Bestattung.
Sein Grabdenkmal steht auf dem Marsfeld; die Grabschrift soll er selbst noch verfaßt haben. Sie besagt, daß ihn keiner seiner Freunde im Guten, keiner seiner Feinde im Bösen übertroffen habe.
Einem trefflichen alten Satz zufolge gelangt beim Umsturz der größte Lump an die Spitze, wie damals in Rom, da in Volksversammlungen gemordet wurde, da man die Soldaten kaufte, mit Feuer und Schwert Gesetze gab und die Widersprechenden
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