Cäsar
Kapital übersteigenden Zinsen; die dritte und wichtigste Bestimmung war, daß der Gläubiger nur den vierten Teil der Einkünfte des Schuldners in Anspruch nehmen dürfe. Wer die Zinsen zum Kapital schlug, verlor das Ganze.
So wurden in weniger als vier Jahren alle Schulden getilgt und die Besitztümer schuldenfrei den ursprünglichen Eigentümern zurückgegeben. Es war dies aber die öffentliche Schuld, die von den zwanzigtausend Talenten herrührte, mit denen Sulla die Provinz Asien bestraft hatte. Das Doppelte dieser Summe war den Steuerpächtern, die sie zuerst geliehen hatten, schon abgezahlt worden, aber durch die Zinsen war sie von ihnen schon auf hundertzwanzigtausend Talente hinaufgetrieben worden.
Nachdem Lucullus in Asien überall Ordnung und Frieden hergestellt hatte, machte er sich durch Aufzüge, Siegesfeste Athleten und Gladiatorenkämpfe beliebt. Als er erfuhr, daß Mithridates und Tigranes eben im Begriff seien, ihr Heer nach Lykaonien und Kilikien zu führen, gelang es ihm durch kühne Märsche und überraschende Züge, beide zu besiegen.
Nach zahlreichen weiteren Unternehmungen gegen Armenier, Pontier, Araber und Parther in den Wüsten und Bergen Asiens meuterten die Truppen des Lucullus, seit Jahren unausgesetzt im Feld und im Winterlager und überdies der hochmütigen Art des Feldherrn überdrüssig. Für den nächsten Krieg gegen Mithridates und Tigranes wurde Pompeius der Oberbefehl übertragen, obwohl der Senat und die Vornehmen der Überzeugung waren, daß Lucullus Unrecht geschah.
Als er nach Rom zurückkam, brachten die ersten und mächtigsten Männer durch Bitten und Bemühen das Volk dahin, Lucullus einen Triumph zu bewilligen, der nicht durch die Länge des Aufzugs und die Masse der vorbeigetragenen Gegenstände ermüdend war. Lucullus ließ er mit den erbeuteten Waffen und Kriegsmaschinen der Feinde den Circus Flaminius ausschmücken; in dem Festzug zogen gepanzerte Reiter und zehn Sichelwagen mit, hundertzehn lange Schiffe mit eisernen Rammspornen wurden vorbeigefahren, eine sechs Fuß hohe vergoldete Statue und ein mit Edelsteinen geschmückter Schild des Mithridates, zwanzig Tragen mit silbernen Gefäßen und zweiunddreißig mit goldenen Trinkgefäßen, Waffen und gemünztem Gold. Dann trugen acht Maultiere goldene Betten, sechsundfünfzig trugen Silberbarren und weitere hundertsieben Silbergeld im Betrag von annähernd zwei Millionen siebenhunderttausend Denaren. Zum Schluß gab er der Stadt und den umliegenden Dörfern eine glänzende Bewirtung.
Der Senat hatte Hoffnungen auf Lucullus gesetzt und gemeint, er werde ein Gegengewicht zu Pompeius und ein Vorkämpfer der Aristokratie sein. Aber er enttäuschte den Senat und gab die Beschäftigung mit der Politik auf, sei es, daß er sah, daß der Staat unheilbar erkrankt war, sei es, daß er - wie einige sagen - des Ruhmes satt war und sich nach so vielen Kämpfen und Mühen, die doch nicht zum glücklichsten Ende geführt hatten, dem leichtesten und behaglichsten Leben überlassen wollte.
So geht es mit dem Leben des Lucullus wie mit einer altattischen Komödie: Man liest im ersten Teil von politischen und kriegerischen Begebenheiten und am Ende von Trinkgelagen, Schmausereien und womöglich auch schwärmenden Umzügen mit Fackelbeleuchtung und Lust und Scherz jeder Art. Zu den Belustigungen zählen auch die großartigen Bauten und Anlagen von Wandelhallen und Bädern und noch mehr Gemälde und Statuen und die eifrige Bemühung um allerlei Kunstwerke, die er sammelte und worauf er den ungeheuren Reichtum verwendete, den er auf seinen Feldzügen zusammengebracht hatte. An der Küste ließ er unter gewaltigen Erdbewegungen Hügel errichten, Meeresarme und Kanäle, um Fische darin zu halten, um die Wohngebäude herumführen und Häuser ins Meer hinaus bauen. Doch besaß er auch im Binnenland eine Villa bei Tusculum mit offenen, eine weite Aussicht bietenden Speisesälen und Wandelhallen. Als ihn einmal Pompeius dort besuchte, bemängelte er, daß der Landsitz zwar vortrefflich für den Sommer, aber unbewohnbar im Winter sei; worauf Lucullus erwiderte: »Glaubst du denn, ich hätte weniger Verstand als Kraniche und Störche, so daß ich nicht meinen Aufenthalt mit den Jahreszeiten wechsle?«
Recht protzig war die tägliche Tafel, die Lucullus hielt und bei der er nicht nur durch purpurne Decken, edelsteinbesetzte Becher, musikalische und tänzerische Aufführungen, sondern auch durch das Auftischen der verschiedensten, mit
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