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Cafe con Leche

Cafe con Leche

Titel: Cafe con Leche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agathe Hanses
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Gesicht. Das tut gut, denn ich schwitze wieder von der
Anstrengung. Immer diese steilen Anstiege! Christine scheint das alles nichts
auszumachen. Sie geht im Sauseschritt voran. Darüber sinkt meine Laune auf den
Nullpunkt.
    „Chris!”,
schreie ich fast. Ich bin sauer, dass sie es so schnell kann! „Renn doch nicht
so! Ich kann nicht so schnell! Der Rucksack ist so schwer. Sollen wir nicht im
nächsten Ort anhalten und etwas trinken?”
    Zwar
werden die Pilger hier auf dem Camino mit genügend Quellwasser versorgt, das in
jedem Ort oder am Weg aus Brunnen fließt. Aber eine Cola oder einen Kaffee ist
doch mal was anderes.
    „Finde
ich gut! Dann trinke ich eine Cola”, ruft sie zurück und läuft unbeirrt weiter.
Mein Gejammer überhört sie einfach.
     
    Zubiri, ein kleiner
Ort, liegt vor uns. Wälder tun sich auf. Der Weg geht leicht hoch und runter.
Die Landschaft sieht fast aus, wie bei uns im Sauerland. Hier ist es nur heißer
und der Boden ist ausgetrocknet. Trotzdem gibt es wohl genügend Wasser, denn an
den Rändern der Felder fließt das Wasser in Rinnsalen vorbei. Wir beschreiten
den Ort über eine mittelalterliche Brücke und kommen zu einem Café. Davor
stehen Tische und Stühle unter Sonnenschirme. Wir entscheiden uns, draußen
unter einen der Sonnenschirme, an einem Tisch Platz zu nehmen. Chris bestellt
ihre Cola, ich meine Tasse Café con leche. Die Anstrengung ist vergessen! Wir
überlegen laut: Gehen wir weiter? Ja oder nein? Lust weiterzugehen, habe ich
keine, aber so faul möchte ich ja doch nicht vor meiner Tochter dastehen. So
geht es nach der Erfrischung weiter! Wir kommen an Urdániz und Larrasoaña
vorbei.
    „Du
solltest dir einen Hut kaufen”, sagt Christine zu mir.
    „Ja,
morgen”, bringe ich nur keuchend hervor, obwohl es gar nicht mehr bergauf geht.
    Die
Sonne brennt! Ich bin total fertig. Neunzehn Kilometer liegen hinter uns und
Pamplona ist noch lange nicht in Sicht.
    „Geht’s
Mama?”
    Ich
hasse es, wenn ich fix und foxi bin und dann auch noch gefragt werde: Geht’s?
    Natürlich
geht’s nicht so gut! Aber, die Antwort will Christine sicherlich nicht hören.
Und so sage ich nur: „Geht so. Und Du? Kannst du noch?”
    Als
sei sie gerade erst ein paar Kilometer gelaufen, höre ich ein leichtes „Ja, klar!”
aus ihrem Munde. „Wenn wir weiter so gut laufen, schaffen wir es sicherlich
noch bis Pamplona.”
    „Das
sind doch bestimmt noch zwanzig Kilometer”, sage ich erschrocken zu ihr. „Das
schaffe ich nicht!”
    Dabei
ist es erst der vierte Tag unseres Pilgerns, aber ich fühle mich jetzt schon
geschafft.
    „Mama,
du kannst es doch einfach mal versuchen! Vielleicht schaffen wir das doch”,
flötet mir meine Tochter ins Ohr. „Es sind übrigens nur noch siebzehn
Kilometer!”
    Aha,
nur noch siebzehn Kilometer! Das ist doch ein Klacks! Das mache ich doch mit
links! Gott steh mir bei! Die Träger vom Rucksack, der wie ein schweres Los auf
meinem Rücken hängt, zerren ganz schön an meine Schultern. Vielleicht kriege
ich ihn ja irgendwie hinten auf den Hosengürtel. Also ziehe ich meinen Gürtel
aus den Hosenschlaufen und schnalle ihn lose um die Hüfte. Dann hebe ich den
Rucksack an, ziehe den Gürtel nach hinten und lasse den Rucksack ganz langsam
runter. Es klappt! Der Rucksack hängt auf dem Gürtel. Was für eine
Erleichterung! Kein Ziehen mehr an meinen Schultern! Archimedes hätte bestimmt
bei dieser plötzlichen Eingabe: „Heureka!” gerufen.
    „Chris!
Guck mal, wozu der Gürtel gut ist!”, rufe ich ihr voller Stolz über meine
Erfindung zu. „Ist mir gerade so eingefallen. So lässt sich der Rucksack viel
besser tragen!”
    „Toll,
Mama! Dann lass uns mal gehen”, ist die nüchterne Antwort meiner Tochter.
    Ein
bisschen Beifall hätte ich mir schon gewünscht. Nun gut. Alles kann ich auch
nicht haben. Beifall und gleichzeitige Gewichtserleichterung, die mir auch noch
den Ansporn gibt, bis Pamplona laufen zu können. Und wenn ich noch so stöhnen
muss. Das werde ich schon noch schaffen! Mir scheint, die Sonne wolle mir die
Haut verbrennen.
    „Ich
glaube, heute Abend werde ich einen Sonnenbrand haben”, rufe ich Chris zu. Dann
geht es wieder hoch, runter, hoch, runter! Ich dachte hinter den Pyrenäen sei
der Weg eben. Doch die Landschaft lehrt mich eines Besseren! Ich keuche, bleibe
wieder stehen, weil ich nicht mehr kann, und tränke den Boden mit meinem Schweiß.
Die letzten Kilometer laufe ich wie in Trance. Den Blick auf den Boden gesenkt,
nur

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