Cafe con Leche
behalten, wenn ich
mir keine Notizen mache? Das wirst du doch sicherlich verstehen!”
Aber
sie versteht nicht! Sie wirft sich auf die andere Seite, zieht die Bettdecke
über den Kopf. Rums! Sie ist unter der Bettdecke verschwunden!
Oh,
oh! Das kann ja mal wieder heikel werden. Wenn sie so reagiert, ist kein
Gespräch mehr möglich. Ich gehe ins Bad und dusche. Das heiße Wasser tut meinem
Körper und meiner Seele gut. Eine halbe Stunde später sitze ich alleine im
Speiseraum. Die Auswahl am Frühstücksbuffet ist reichlich. Es gibt neben
Baguettes sogar Brötchen und Croissants. Mit leckerem Aufschnitt und zwei
Croissants auf meinem Teller setzte ich mich an einem der runden Tische, die so
ziemlich im vorderen Bereich stehen. So habe ich die Eingangstür im Visier und
kann sehen, wenn Christine den Frühstücksraum betritt. Bei einer leckeren Tasse
cafe con leche und einem Croissant schreibe ich weiter. Zehn Minuten später
kommt Christine in den Speisesaal. Schlagartig hängt mein Kopf noch tiefer im Tagebuch.
Ich tue so, als würde ich sie gar nicht sehen. Ihr kindisches Verhalten, das
sie heute Morgen an den Tag gelegt hat, nervt mich! Ich dachte, das sei
ausgestanden!
Sie
setzt sich nicht zu mir an den Tisch! Um Gottes willen! Da könnte sie ja
vielleicht die Krätze kriegen! Sture Tante! Immer mit dem Kopf durch die Wand !, denke ich. Dann eben nicht! Nur nicht aufregen! Aber ich
rege mich innerlich doch auf! Nicht darüber, dass sie sauer über die frühe
Morgenstörung ist. Nein! Mich regt es auf, dass sie sich, wenn ihr der Sinn
nicht danach steht, nicht auf ein Gespräch einlässt. Vielleicht habe ich ja ein
Problem damit, die Stille des anderen nicht aushalten zu können. Aber ich mag
nicht weiter denken und schreiben. Ich schaue nur aus dem Fenster. Das Croissant
will mir auch nicht mehr so richtig schmecken. Dabei habe ich mich so auf das
Frühstück gefreut! Plötzlich steht Christine neben mir.
„Soll
ich uns etwas für unterwegs einpacken?”, zwitschert sie mir wie eine Nachtigall
ins Ohr. „Es ist noch reichlich da. Gestern konnten wir ja leider nichts
einkaufen”, fügt sie so freundlich hinterher, als sei nichts geschehen.
Erst
mürrisch, dann Streit und auf einmal ist für sie die Welt wieder in Ordnung!
Ich
spreche sie nicht auf ihr Verhalten von heute Morgen an, weil ich das Feuer
nicht schüren will, sondern sage: „Hey, das ist ja eine gute Idee! Immerhin
haben wir fünfzig Euro für die Nacht bezahlt. Lass uns gucken, was wir
mitnehmen können. Wie geht es dir denn heute?”
„Mir
ist schon viel besser. Die Tabletten haben doch wohl gut geholfen.”
Die
Empfangsdame kommt gerade des Weges. Ich frage, ob wir Proviant für unterwegs
mitnehmen können.
„Ja,
gerne können Sie etwas für unterwegs mitnehmen”, kommt als Antwort.
Beutel
von löslichem Kaffee, verpackte Croissants und kleine Küchlein wandern in die
Rucksäcke. Unser Bedarf für diesen Tag ist gesichert! Und etwas für den
nächsten Tag ist noch mit dabei. Es ist sieben Uhr morgens. Wenn wir unterwegs
nicht allzu viel Rast machen, können wir heute viel schaffen. Frankreich mit
seinem schlechten Wetter liegt nun hinter uns. Hier in Spanien lacht die Sonne.
Als wir nach draußen treten, ist es angenehm warm.
Zwei
Kilometer hinter Burguete ist die Straße von Polizisten abgeriegelt. Jedes Auto
wird angehalten. Die Fahrer müssen aussteigen. Teilweise werden die Fahrzeuge
kontrolliert.
„Ob
die jemanden von der ETA suchen?”, fragt Christine.
„Warum
sollen die hier jemanden von der ETA suchen? Die werden hier in der Einöde
bestimmt keinen Anschlag verüben! Wenn, dann machen die das in den größeren
Städten.”
Aber
nachdem Christine mit der ETA angefangen hat, ist mir jetzt doch mulmig zumute.
So viele Polizisten mit Gewehren im Anschlag?! Wir erreichen die Absperrung.
„Was
haben Sie vor? Wo wollen Sie hin?”, fragt mich ein Polizist energisch auf
Englisch.
Abschied von Burguete
— Auf nach Pamplona
„Wir
sind Peregrinas und wollen bis nach Santiago de Compostela gehen.” Ich zeige
auf unsere Pilgermuschel. Er winkt uns durch. Chris und ich sind froh und
erleichtert, weiter gehen zu können. Wir haben ja nichts verbrochen! Trotzdem!
Beim Anblick so vieler Polizisten habe ich schon ein komisches Gefühl. Die
Straße schlängelt sich, es geht bergauf und die Autos preschen an uns vorbei.
Wir müssen auf achthundert Meter hoch, um über den Erro-Pass zu kommen. Der
Wind weht mir ins
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