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Cafe con Leche

Cafe con Leche

Titel: Cafe con Leche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agathe Hanses
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Draeger zu schauen, bin
ich viel zu müde. So begebe mich auf mein Schlaflager. Ich glaube, Christine
wäre wohl noch gerne losgezogen.
    Und
wie ich so liegend im Bett mal wieder meinen Gedanken nachhänge, höre ich sie
sagen: „ Schade Mama, es war ein schöner Vormittag mit Jörg. Den werden wir
vielleicht bei seinem flotten Tempo nicht mehr wiedersehen.”
    „Ja,
das war unterhaltsam mit ihm. Aber so schnell, wie der rennt, wird er Santiago
de Compostella eine Woche eher erreichen als wir. Ich dachte immer, Lola rennt!
Aber, Jörg Draeger rennt auch”, sage ich und kuschel mich in meinen Schlafsack.
Theo, der über mir schläft, beugt sich zu mir runter und erzählt noch einen
seiner zotigen Witze. Dieses Mal bin ich jedoch froh, manchmal auch vergesslich
zu sein. Chris unterhält sich noch mit Margit, dann geht das Licht um
zweiundzwanzig Uhr automatisch aus. Irgendwer schaltet in der Dunkelheit seinen
Laptop ein. Ein Film mit Ton flimmert über die Matschscheibe. Ich krieg einen
innerlichen Anfall.
    „Das
kann ja wohl nicht wahr sein!”, flüstere ich Christine zu.
    Margit
hat das wohl mitbekommen.
    „Hast
du denn keine Ohrstöpsel dabei?”, fragt sie.
    Ich
habe keine! Bis jetzt ging es ja noch so einigermaßen mit der Schlaferei. Sie
sucht in ihrer Kulturtasche und reicht mir neu verpackte Ohrstöpsel. „Die
schenk ich dir. Ich hab noch welche.”
    Dankend
nehme ich an. Es ist wirklich nett von ihr. Nach einigem Probieren sitzen die
Dinger in meinen Ohren. Welch ein Geschenk des Himmels! Jetzt kann geflüstert
und aus vollem Halse geschnarcht werden, ich höre nichts mehr! Die Nacht ist
gerettet!
     
     
     
    4. Juli 2008

Nájera
— Santo Domingo
     
    So gut wie heute Nacht
habe ich lange nicht mehr geschlafen. Die Ohropax werden ab heute, neben meinem
Gürtel, mein zweitwichtigstes Utensil! Heute Morgen gehören wir zu den Frühaufstehern!
Es ist viertel vor sechs Uhr. Chris packt ihren Rucksack, währenddessen ich die
noch feuchte Wäsche in den Trockner werfe. Waschmaschine und Trockner, falls
vorhanden, kosten jeweils zwischen drei und vier Euro. Für den Trockner zahle
ich diesmal drei Euro. Nachdem unsere Sachen fertig sind, gehen wir hinaus ins
Freie. Margit, Theo und Beate warten auf uns. Sie wollen in einem Café
frühstücken. Wir verabschieden uns voneinander. Man sieht sich wieder. Tschau
und buen camino!
    Heute
ist unser Etappenziel Santo Domingo de la Calzada. Nach circa sechs Kilometer
erreichen wir Azofra und mein Magen knurrt. Aus der Ferne sind mehrere
Donnerschläge zu hören.
    „Das
sieht aber nicht nach Gewitter aus”, sagt Chris erstaunt.
    „Vielleicht
wird irgendwo gesprengt”, sage ich. Am Wegesrand steht ein winzig kleines Haus.
Ein Tisch und eine Bank laden zum Frühstück ein. Ich hole Kekse, Bananen und
die Croissants aus meinem Rucksack. Chris sorgt für eine leckere Tasse Kaffee.
So sitzen wir gemütlich im Freien an unserem schön gedeckten Frühstückstisch.
Kein Pilger ist zu sehen. Circa eine halbe Stunde später sind wir immer noch
die Einzigen auf freier Flur. Immer noch kein Pilger!
    „Mama,
da wird doch in Azofra nichts passiert sein”, sagt Chris aus heiterem Himmel.
„Nicht, dass die ETA da einen Anschlag verübt hat.”
    „Wie
kommst du denn da drauf?”, frage ich erstaunt.
    „Vielleicht
ist da eine Bombe hochgegangen und die Polizei hat alles abgeriegelt und keiner
kommt mehr durch. Wir sitzen schon so lange hier und es ist immer noch kein
Pilger zu sehen.”
     
     
     

    Auf dem Weg nach Santo
Domingo
     
    „Christine! Du mit
deiner ETA! Was wollen die denn in so einem kleinen Ort? Es werden schon noch
Pilger kommen, zumal der Weg am Dorf vorbei führt. Du hast immer Vorstellungen!
Da ist schon nichts passiert. Vielleicht frühstücken die ja auch in Nájera in
irgendeinem Café. Das dauert dann halt so lange. Margit, Theo und Beate sind ja
auch noch nicht da.”
    Dann,
in weiter Ferne, sehen wir ein paar Pilger. „Siehst du, Chris! Nichts mit ETA!
Ich versteh gar nicht, warum du immer sofort in Panik verfällst.”
    Dann
drücke ich sie und gebe ihr einen dicken Kuss auf die Wange. Christine ist
beruhigt und wir beenden unsere Frühstückspause. Der Weg ist gut zu laufen und
führt nun durch fruchtbares Land. Die Sonne steht mittlerweile hoch am Himmel.
Das wird wieder ein heißer Tag werden. Bis jetzt haben wir mit dem Wetter viel
Glück gehabt! Das olle Wetter in den Pyrenäen ist längst vergessen!
    „Mama,
wenn wir in Santo Domingo sind,

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