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Cafe con Leche

Cafe con Leche

Titel: Cafe con Leche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agathe Hanses
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auf dem Kopf geht es weiter zu einem Tabakladen.
Zigaretten brauche ich auch noch. Sie sind halb so teuer wie bei uns. In dem
Tabakladen hole ich die Postkarten aus dem Rucksack und zähle sie nach. Acht an
der Zahl. Chris geht in die Geschenkeabteilung und schaut sich dort um.
    „Acht
Briefmarken und eine Schachtel Zigaretten, por favor”, gebe ich der Verkäuferin
mit Händen und Füßen zu verstehen. Sie schreibt den Betrag, den ich zu zahlen
habe, auf einen Zettel. Ich stutze, denn die Verkäuferin verlangt eindeutig zu
viel Geld von mir. Dann verstehe ich. Sie hat die Postkarten mit berechnet.
    „No,
no”, sage ich. „Nur die Briefmarken und die Zigaretten”, und halte ihr zehn
Euro hin. Ohne mein Geld zu nehmen, geht sie an die Kasse, drückt mir mit einem
herzlichen „Si si”, die Briefmarken, die Zigaretten und das Wechselgeld, auf
zehn Euro in die Hand. Ich halte meine zehn Euro noch in der Hand und sage:
„No, no! Pagare por favor!” Ich will ja schließlich alles bezahlen!
    „No,
no”, lächelt sie. Dann geht sie zur nächsten Kundin und bedient weiter.
    Irritiert
stehe ich da. „Hola”, beginne ich wieder, aber die Verkäuferin lächelt mir zu,
sagt wieder nur: „No, no” und widmet sich wieder der anderen Kundin.
    „Christine,
komm sofort mit”, flüstere ich meiner Tochter zu.
    „Was
ist denn Mama?”
    „Komm
jetzt!” Ich verabschiede mich, immer noch erstaunt und dann gehe ich eilenden
Schrittes zur Straße hinaus. Chris rennt hinter mir her.
    „Was
ist denn?”, will sie wissen.
    „Erzähl
ich dir gleich. Lass uns ein Café finden.” Endlich sitzen wir in einer kleinen
Bar und ich bestelle einen Café con leche und eine Cola.
    „Die
Frau hat mir doch tatsächlich die Briefmarken, die Zigaretten und noch dazu das
Wechselgeld gegeben, ohne meine zehn Euro zu nehmen. Das hab ich ja noch nie
erlebt”, sage ich fassungslos.
    „Das
gibt’s ja gar nicht!”, meint Chrissi.
    „Doch”,
sage ich, vom schnellen Laufen noch aus der Puste. „Ich hab ihr den
Zehn-Euro-Schein hingehalten und sie hat immer nur „no, no” gesagt.
    So
wohl ist mir nun doch nicht. Irgendwie komme ich mir plötzlich wie eine Diebin
vor.”
    Dann
fängt Christine zu lachen an.
    „Mama,
so unglaublich das ist. Sieh es einfach als Geschenk an! Vielleicht ist sie ein
irdischer Engel, der weiß, dass wir nicht so viel Geld haben.
    „Ach
Chris! Meinst du wirklich?”, frage ich ungläubig.
    Nun
leistet meine Tochter Überzeugungsarbeit.
    „Mama,
belass es dabei und sieh es doch einfach als ein Geschenk des Himmels an”, sagt
Chris zu mir, die sonst eher, wenn ich mit der Bibel anfange, mir mit ihrem wissenschaftlichem Denken entgegentritt.
    „Tja,
vielleicht hast du ja recht”, gebe ich zurück.
    „In
Navarrete bekommen wir Kuchen geschenkt, hier ist es Geld. Weißt du Chris, der
liebe Gott ist schon mit uns. Es gibt schon unglaubliche Sachen!”
    Nach
unserem Cafébesuch machen wir noch einen Abstecher zur Kathedrale. Dort nehmen
wir an einer Führung teil. Leider kostet das ein paar Euro. In der Kathedrale
erfahren wir erst einmal, dass das heutige Santo Domingo de la Calzada früher
Domingo García hieß. Es war der Name seines Erbauers, der Anfang des 11.
Jahrhunderts lebte und unter König Alfons IV ein bekannter Förderer der
Jakobswallfahrt war. Aber nicht nur, dass wir etwas vom Erbauer der Stadt
erfahren. Nein, in der Kathedrale sollen auch quietsch lebendige Hühner sein.
Das will ich natürlich sehen. Hühner, die in einer Kirche so herumlaufen
dürfen! Zumindest habe ich das so verstanden, als Erika uns das in der kleinen
Bar erzählt hat. Wir nähern uns dem Ausgang der Kathedrale. Ich sehe keine frei
laufenden Hühner. Da habe ich wohl was Falsches verstanden! Als wir uns dem
Ausgang nähern, sehe ich zwei weiße Hühner in einem Käfig sitzen, die dort
ihren Frondienst leisten müssen. Jetzt bin ich aber frustriert. Ich dachte, die
dürften dort frei laufen. Doch keine glücklichen Hühner! Arme Hühner! Werden
den ganzen Tag begafft. Bei so viel Stress würde ich als Huhn schon nach dem
dritten Tag tot umfallen.
    Zurück
in der Herberge bereitet Chris das Abendessen zu, derweil ich mich meinem
Tagebuch im kleinen Hof widme, um die gestrigen Erlebnisse niederzuschreiben.
Chris macht leckere Baguettes mit Mozzarella und Tomaten, die sie in den Hof
bringt. Anschließend nimmt sie die trockene Wäsche von der Leine und lässt mich
in Ruhe weiter schreiben. Ich bin ihr dafür dankbar. Sie

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