Cafe con Leche
meckern! Wir können froh sein, dass es die Albergue municipal, die
staatlichen Herbergen, gibt. Die sind für unser knappes Budget schon
erschwinglich, obwohl ich alle Ausgaben mal zwei rechnen muss.
Wir
zahlen fünf Euro pro Person für diese Herberge. Die Familie aus Madrid haben
wir schon in den letzten drei Tagen immer wieder unterwegs getroffen. Chris
hatte sich mit den Töchtern auf Englisch unterhalten, ich mich mit der Mutter
mit Händen und Füßen. Schön, dass wir jetzt eine Nacht zusammen verbringen. Aus
Angst, am anderen Morgen mit bösen Blicken gestraft zu werden, entschuldige ich
mich jetzt schon vorsorglich tausendmal für mein unerträgliches, lautes
Schnarchen.
„Das
macht nichts”, sagt Anna, die Mutter. „Wenn einer bei uns so schnarcht, mache
ich tsch, tsch, tsch und dann hört er auf zu schnarchen.”
Na,
denn! Hoffentlich hat sie auch bei mir Erfolg.
Das
Bad ist besetzt. Drei Leute wollen noch vor uns duschen. Warum soll das hier
anders sein, als zuhause? Wer als Letztes kommt... Und, wir sind die Letzten.
So gehe ich runter, wasche die Wäsche von Hand und hänge sie im Hof auf die
Leine. Nachdem wir geduscht haben, geht es in die Stadt.
Der
schon oft erwähnte Hut muss heute gekauft werden. Postkarten und Briefmarken,
die nur in einem Tabakladen erhältlich sind, müssen auch noch besorgt werden.
Schließlich wollen wir den Lieben daheim einen Gruß senden. Zuerst wollen wir
uns jedoch mit einem Salat stärken und etwas anderes, als immer nur Wasser,
dazu trinken. Und so, wie das auf dem Camino ist, trifft man irgendwo Leute,
die man unterwegs kennen gelernt hat, wieder. Am Marktplatz treffen wir Erika,
die aus Wien kommt, in einer kleinen Bar, in der wir uns zum Salat noch eine
Pizza bestellen. Immer nur Baguettes können wir auch nicht essen. Da tut
Abwechslung mal ganz gut. Erika pilgert nur bis Burgos, denn mehr Zeit hat sie
nicht. Sie muss in drei Wochen wieder arbeiten. So ist das bei vielen Pilgern,
die ihren Arbeitsurlaub nutzen, um ein Stück des Caminos zu gehen. Mit Erika
kann ich mich gut unterhalten. Sie hat dieselbe Herberge aufgesucht, wie wir.
Die Gespräche mit ihr sind unkompliziert und oft gibt es was zu lachen. Sie
will sich noch einen Pullover kaufen. Und das ist das Stichwort für Christine!
„Mama,
du denkst ja daran, dass du dir einen Hut kaufen willst!”
„Ja,
um Himmels willen! Das hab ich ja fast vergessen. Ich wollte mir doch einen Hut
kaufen, denn, ist Vorsorge nicht besser als ein Sonnenstich?! Deshalb sind wir
doch in die Stadt gegangen!”, sage ich scherzhaft zurück und denke: Blöder Hut!
„Mama,
kannst du einmal in deinem Leben ernst sein ?!, fragt
Chris.
„Ich
versuch es ja”, erwidere ich und denke immer noch: blöder Hut!
Pizza
und Salat werden gebracht. Der Salat schaut mich pur an. Kein Dressing! Essig
und Öl stehen in kleinen Fläschchen auf dem Tisch. Auch wenn das gesund sein
soll, ist das doch nicht so meine Geschmacksrichtung. Da mag ich aber den Salat
mit seinem Dressing bei unserem Italiener lieber. Sei’s drum. Jedes Land hat
nun mal seine Eigenart. Dafür ist die Pizza saftig und schmeckt sehr lecker.
Ich bin gesättigt und könnte mich jetzt ins Bett legen. Aber der Hut ruft!
Erika bricht auf, um nach einem Pullover zu schauen. Wir bezahlen auch. Ich
kaufe ein paar Postkarten, dann schaue ich nach einem Hut. Vor einem Laden
sehen wir Hüte hängen und betreten das Geschäft.
„Das
sieht ja hier aus, wie bei einem Gemischtwarenhändler”, sage ich erstaunt. „Wie
im 19. Jahrhundert. Hier gibt es ja alles! Guck mal! Vom Garderobenständer,
über Trödel, bis hin zu Antiquitäten. Dazwischen noch Haushaltswaren, Seife und
Toilettenpapier. Da muss ich erst einmal stöbern!”
„Mama!
Wir wollen nur einen Hut kaufen!”
„Ja,
Chris. Ich will ja nur einmal schauen.”
Wunderschöne
kleine Kisten aus Holz, Weidenkörbe..., alles, was mein Auge begehrt. Zuhause
wäre mein Geld schon wieder in Gefahr gewesen. Am liebsten möchte ich hier
einen Großeinkauf starten. Aber ich kann ja wohl schlecht mit Kisten und
Weidenkörbe den Weg weiter gehen. Die anderen Pilger würden mich schlicht für
eine fliegende Händlerin halten. So schaue ich notgedrungen nach einem Hut und
werde fündig. Ein Strohhut mit Krempe. Nur noch einen Blick in den Spiegel, der
Hut sitzt gut! Nun habe ich, zur Freude meiner Tochter, doch noch einen Hut
gefunden. Und der hat nur, im wahrsten Sinne des Wortes, ein paar Euro
gekostet. Mit dem Strohhut
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