Cafe con Leche
gut. Dann erzählt er, dass
seine Eltern aus Arabien stammen, er aber in Schottland geboren sei. So gibt es
viel zu erzählen und zu lachen. Im nächsten Ort gibt es immer noch kein Café.
Also die weiteren zehn Kilometer ohne Kaffee! An einem großen Stein halten wir
an und rauchen eine Zigarette.
Das
tut wohl Fareed und mir ganz gut! Wo Chris nur ist? Hoffentlich treffen wir uns
in Carrión!
Keine
Spur von Christine!
Dieses
sture Gehen schlägt mir aufs Gemüt. Leider ist der Weg wieder so eine Strecke,
auf der ich nicht immer nach vorne schauen mag, weil ich während des Laufens
keine Fortbewegung spüre. Ich laufe und laufe und habe das Gefühl, nicht von
der Stelle zu kommen. Nicht, dass sie womöglich wieder zurück gelaufen ist und
mich nun sucht. Nach dem Streit in Logroño sind wir überein gekommen, dass wir,
falls wir uns verlieren, uns am Platz der größten Kirche treffen. Und wenn
keine Kirche vorhanden ist, wir den Dorfplatz aufsuchen. Ich hoffe, sie
erinnert sich noch daran! Gegen Mittag erreichen Farred und ich Carrión de los
Condes. An der ersten Bar machen wir Kaffeepause. Dort treffe ich eine Frau,
die heute Morgen auch in der Gruppe der Lemminge mit dabei war. Christine hat
sie aber nicht mehr gesehen. Die wollte in einem kleinen Örtchen auf mich
warten, sagt sie mir.
„Ach
herrje! Das kann ja heiter werden! Wir haben ja gar keine Herberge ausgemacht.”
Wie
ich so in meiner Sorge da stehe, tippt mich jemand von hinten an und piepst:
„Hallo, Mama.“
Wie
aus heiterem Himmel steht Christine hinter mir und lacht.
„Wo
wart ihr auf einmal?”, frage ich, erfreut mein Kind wieder zu sehen!
„Wo
warst du?!”, fragt sie zurück.
Aber
das spielt ja jetzt keine Rolle mehr. Wir haben uns wieder gefunden. Und das
zählt in diesem Moment nur für mich! Gemeinsam gehen wir zur Herberge und
warten die letzte viertel Stunde vor der geschlossenen Tür. Um zwölf Uhr ist
Öffnungszeit. Die Herberge wird von Ordensschwestern geleitet. Ich muss an die
gestrenge Schwester Oberin aus Santo Domingo denken. Aber hier scheint alles
anders zu sein. Drei Ordensschwestern nehmen sich aller Pilger an. Zur
Begrüßung erhält jeder einen Becher kalten Tee, der sehr gut schmeckt. Die
Herberge ist neu restauriert und wir treffen alles sauber an. Sogar die
Matratzen sind mit Spannbettlaken frisch bezogen. Ein angenehmes Liegen! Viele
Betten in den anderen Herbergen haben als Auflagen nur eine kratzige Wolldecke.
Wir
gehen unter die Dusche und dann machen wir für zwei Stunden Siesta. Danach geht
es noch in die Bibliothek. Ein Gruß wird nach Hause geschickt und schon sind
wir auf dem Weg in den Supermercado, der wirklich super ist! Calamares, Krebse,
Garnelen, Langusten und Schrimps liegen lose in einzelne Glasbehälter
aufeinander gehäuft in der Tiefkühltruhe. Das ist eine Augenweide! So ein
farbenprächtiges Bild! Wir sind im Fischschlaraffenland. Ein Schippchen liegt
dabei und Frauen füllen sich, soviel sie davon brauchen, in Tütchen, die neben
der Fischtheke liegen. Eine ganze Abteilung voller Meerestiere und Fisch!
Christine und ich sind von der Vielfalt hellauf begeistert.
„Das
müsste es bei uns auch geben!”, sagt sie.
„Bei
uns stünde das Gesundheitsamt sofort auf der Matte, weil die Meerestiere nicht
verpackt sind”, entgegne ich. „So ist das halt bei uns!”
Unser
Vesperbrot liegt im Einkaufskorb. Baguettes, Tomaten, Schinken, Obst,
Mozzarella und Pudding.
Um
zwanzig Uhr fünfzehn ist eine Messe für alle Pilger angesagt. Wir gehen in die
Kirche. Nach der Messe zünde ich eine Kerze an. Nein, nicht mit einem
Streichholz! Ich werfe Geld in einen Kasten und es wird eine der elektrischen
Kerzen automatisch gezündet. Etwas seltsam finde ich die elektrische Kerze
schon, während ich sie so betrachte. Anderseits wird dadurch Brandgefahr
vermieden! Gegen einundzwanzig Uhr fünfzehn gibt es ein gemeinsames Abendessen, dass die Ordensschwestern eigens für uns Pilger
zubereitet haben. Kein fester Preis wird erhoben. Donativo. Jeder gibt so, wie
er kann.
Um
dreiundzwanzig Uhr liegen wir dann auch im Bett. Es war ein schöner Tag. Ich
habe meine Tochter nicht verloren!
Danke
lieber Gott!
11. Juli 2008
Carrión
de los Condes — León
Es ist sechs Uhr und
wir lassen es langsam angehen. Christine hat das restliche Baguette mit
Aufschnitt und Tomaten belegt, ich koche einen Kaffee und dann frühstücken wir.
Fareed gesellt sich zu uns. Er hat im Schlafsaal
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