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Cafe con Leche

Cafe con Leche

Titel: Cafe con Leche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agathe Hanses
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Die Kathedrale, von gotischem Stil,
erhebt sich prunkvoll und überwältigend vor mir. Zurzeit werden
Restaurationsarbeiten ausgeführt.
     
    In der Altstadt sind
noch Teile der römischen und mittelalterlichen Stadtmauer zu sehen. Es gibt
unzählige stattliche Bankhäuser. Die bekannteste ist wohl die Santander-Bank,
die nach der Stadt Santander benannt wurde. Mir wird es zu heiß, um weiter zu
laufen. Ein kleines Café am Marktplatz lädt zu einer Tasse Café con leche ein.
Ich setze mich unter einen Sonnenschirm und genieße den Trubel.
    „Hola,
Agathe”, ruft mir jemand zu und ich schaue auf. Hans, den wir in Belorado
kennen gelernt haben, steht vor mir. Mit seinem überdimensionalen Hut auf dem
Kopf und seinem langen Stock in der Hand sieht er wie ein Schäfer aus.
    „Das
gibt’s ja nicht! Das ist ja ein Ding, dass wir uns hier treffen! Komm, setz
dich zu mir!”, sage ich zu ihm.
    „Wo
ist Christine?”, fragt Hans.
    „Ach,
die ist etwas erschöpft und will sich etwas Ruhe gönnen. Sie macht heute
Siesta.”
    „Das
ist auch mal wichtig. Ich kann auch nicht so daher hetzen. Manche Leute rennen
ja förmlich den Camino entlang. Das ist doch kein sportliches Event.” Hans schüttelt den Kopf, während er weiter redet. „Gestern habe ich
eine Marathonläuferin getroffen und bin mir ihr ins Gespräch gekommen. Für sie
sei das ein gutes Training, sagte sie mir. Und dein Glaube ?, habe ich sie gefragt. Was ist damit? Als Antwort sagte sie, ach weißt du,
darüber habe ich mir bis jetzt keine Gedanken gemacht. Und so schnell, wie sie
ankam, war sie auch wieder von dannen. Da habe ich nur noch den Kopf
geschüttelt.”
    „Wir
haben in den Pyrenäen auch eine Marathonläuferin getroffen. Sie kam aus Polen.”
    „Nein,
die ich getroffen habe, kam aus Frankreich.”
    Hans
hat uns erzählt, dass er im Freien schläft, um Geld zu sparen. Einmal in der
Woche gönnt er sich aber eine Übernachtung in einer Herberge, wo er dann
ausgiebig duschen kann. Ansonsten wäscht er sich an den Quellen, die auf den
Wegen und in jedem Ort sind.
    „Schläfst
du immer noch im Freien?”, frage ich ihn.
    „Na
klar”, sagt er. „Aber heute habe ich eine günstige Herberge gefunden. Direkt
hier am Marktplatz. Ein Zimmer mit Bad. Die Übernachtung kostet einundzwanzig
Euro. Schau da drüben, wo das T-Shirt am Balkon hängt, da schlafe ich.”
    Ich
erzähle ihm nicht, dass wir gegen eine Spende im Benediktinerkloster schlafen.
Es würde ihn dann sicherlich nur ärgern, so viel Geld für sein Zimmer
ausgegeben zu haben. Andererseits ist es ihm vielleicht auch so viel wert. Er
mag den Trubel in den Herbergen nicht.
    „Bis
wohin geht ihr morgen?”, will Hans wissen.
    „Wir
haben uns überlegt, bis Hospital de Órbigo zu laufen. Und du?”
    „Ach,
mal sehen. Vielleicht bis San Martino, vielleicht aber auch bis Hospital de Órbigo.
Ich weiß es noch nicht. Je nachdem, wo ich eine gute Schlafstätte finde. Die
Bauern mähen teilweise schon das Korn. Wenn das noch auf den Feldern liegt,
habe ich ein weiches Bett. Weißt du, wo es hier einen Supermarkt gibt? Ich muss
noch etwas für mein Abendessen einkaufen.”
    „Wir
haben am Anfang der Fußgängerzone einen kleinen Supermarkt in einer
Seitenpassage gesehen. Das ist nicht weit von hier. Auf der linken Seite.”
    „Ich
muss noch einmal hoch in mein Zimmer. Vielleicht sehen wir uns ja noch. Ich
wünsch euch alles Gute. Bestell Christine schöne Grüße von mir”, sagt Hans.
Dann steht er auf und taucht in der Menschenmenge auf dem Marktplatz unter.
    Das
ist jemand, der mit sehr wenig auskommen kann oder auch bewusst mit sehr wenig
auskommen möchte, denke ich. Er strahlt so eine Ruhe aus. Bemerkenswert!
    Nun
sitze ich bei meiner Tasse Café con leche und winke Hans zu, der mir von seinem
Balkon mit seinem T-Shirt zuwinkt. Es ist schon seltsam und gleichzeitig
interessant, was so alles auf dem Camino geschieht. Hans haben wir nicht mehr
wieder gesehen.
    Ich
widme mich wieder meinem Tagebuch. Das muss ich unbedingt niederschreiben,
sonst vergesse ich es. Anschließend mache ich mich auf die Suche nach einem
neuen Gürtel. Ich werde in einem Geschenkartikelladen fündig und ersteigere
einen breiten, goldenen Gürtel. Ein Ladenhüter, der von fünfundzwanzig Euro auf
drei Euro herunter gesetzt wurde. Er trifft zwar nicht ganz so meinen
Geschmack, aber nun bin ich ja auch nicht auf Modenschau. Als Tragegurt ist er
stabil. Nach diesem Schnäppchen mache ich mich auf den Weg zurück zur

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