Cafe con Leche
an.
„Camino?”,
frage ich ihn.
„No,
no!”, ist prompt seine Antwort.
Wir
sind total falsch! Er zeigt in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Die deutsche Pilgerin tritt sofort den Rückweg an. Sie
wünscht uns keinen buen camino. Vielleicht ist es ihr unangenehm, uns auf den
falschen Weg geführt zu haben.
„Siehst
du Chris, normalerweise laufe ich nicht einfach so hinter anderen Leuten her,
die wie wir den Weg zum ersten Mal gehen. Gut, dass hier schon so früh
gearbeitet wird und wir jemanden fragen konnten.”
Wir
gehen zurück und diesmal haben wir die aufgehende Sonne im Rücken. Aus León
heraus zu finden, ist gar nicht so einfach. Die gelben Pfeile sind nicht zu
sehen und wir sind uns schon manches Mal ziemlich unsicher, überhaupt noch auf
dem Camino zu sein.
„Hier
ist ein gelber Pfeil!”, ruft Chris überglücklich.
An
einem Bürgersteig ist ein kleiner, gelber Pfeil angebracht. Den habe ich,
obwohl ich danach Ausschau halte, nicht gesehen. Vier Augen sehen doch mehr! In
der Ferne sehen wir eine Familie mit Rucksäcken auf dem Rücken. Dann sind wir
wohl auf dem richtigen Weg! Mir ist kalt und ich hole meine Jacke aus dem
Rucksack.
Ein
kalter Morgen in Leon
Der Weg aus León
heraus zieht sich. Bürgersteige hoch, Bürgersteige wieder runter. Dann eine
Seitenstraße. Wieder hoch, wieder runter. So geht das die ganze Zeit.
Irgendwann habe ich keine Lust mehr, immer hoch und runter gehen zu müssen. Ich
laufe auf der Straße längs des Bürgersteiges. Wir müssen durch ein
Industriegebiet. Dann endlich lassen wir die Stadt hinter uns. Es wird wieder
ländlich. In Virgen del Camino teilt sich der Camino in zwei Wege. Wir nehmen
den etwas längeren, dafür aber ruhigeren Weg. Der andere führt über die Straße.
Unterwegs treffen wir Claire und Cathleen. Die beiden sitzen auf einer Bank und
machen Rast. Wir gesellen uns zu ihnen und ich mache ein Zigarettenpäuschen.
Chris holt die
Gaskartusche aus ihrem Rucksack und kocht uns allen erst einmal eine leckere
Tasse Kaffee. Die tut gut! Das Wetter ist auch besser geworden. Die Sonne steht
dick am Himmel und lacht uns zu. Störche, die seit Logroño nicht mehr zu sehen
waren, sind hier wieder zu Hause.
Claire
und Cathleen wollen aufbrechen. Ich mache ein Abschiedsfoto. „Das möchte ich
für mein Buch machen. Die Störche, die alte Glockenmauer und ihr davor. Das
gibt sicher ein schönes Foto.”
Klick!
In der Kamera ist ein Foto mehr. Die beiden brechen auf.
„Wir
sehen uns in Hospital de Órbigo wieder”, sagt Claire.
„Bis
heute Nachmittag”, rufen wir den beiden zu.
„Buen
Camino.” Dann sind sie weg.
Nach
einer halben Stunde Pause gehen auch wir weiter. Im nächsten Ort, an dessen
Name ich mich trotz aller Anstrengung nicht erinnern kann, steht vor einem Haus
ein kleiner Tisch auf dem Bürgersteig. Ein Buch liegt aufgeschlagen darauf.
Daneben steht eine Schale mit Keksen und Bonbons. Da ist aber jemanden das Wohl der Pilger wichtig! Eine schöne
Aufmerksamkeit. Und dann die Idee zu haben, ein Buch mit Namen der Pilger zu
führen! Jeder Pilger, der hier vorbei kommt, kann sich in das Buch eintragen.
Das finde ich schon interessant. Chris nimmt den Stift, schreibt unsere Namen
hinein und wünscht noch schöne Grüße aus Deutschland. Die Kekse schmecken
lecker. Für jeden noch ein Bonbon und dann geht es weiter. Ich hätte mich gerne
bedankt, doch es ist niemand zu sehen.
Rast
an einer kleinen Bar in San Miguel del Camino
Der Weg ist angenehm
zu laufen. Er ist ziemlich eben. Die Sonne hat das Thermometer wieder fest im
Griff und ich komme ganz schön ins Schwitzen. Der Camino führt nun an der
Landstraße vorbei. Wir treffen Elina, eine Französin. Sie ist an die sechzig
Jahre. Christine, die gut Französisch spricht, kommt mit ihr ins Gespräch. Ich
verstehe kein Wort und laufe vor. Nach einer Weile holt Christine auf und wir
gehen zusammen weiter.
„Worüber
habt ihr euch unterhalten?”, frage ich sie.
„Ach,
wir haben über die Schule und die Sprachen gesprochen. Ich habe ihr erzählt,
dass ich hier mit dem Spanischen und dem Französischen fast schon durcheinander
komme, weil manches sich so gleich anhört.”
„Und
bis wohin will sie gehen?”
„Das
weiß sie noch nicht. Sie hat irgendwelche Beschwerden. Was habe ich nicht
richtig verstanden. Deshalb kann sie nicht so schnell gehen.”
So
laufen wir neben der Landstraße weiter, Richtung San Miguel del Camino, wo wir
zu Mittag
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