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Café der Nacht (German Edition)

Café der Nacht (German Edition)

Titel: Café der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Julieva
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geredet? Was hat sie dir gesagt?“
    „Bitte! Habt ein wenig Geduld mit einem alten Mann“, grummelte Hummelig, dem die Situation trotz aller Wiedersehensfreude sichtlich unangenehm war. Er strich sich über seinen ergrauten Schnauzbart. „Ihr werdet ihr doch wohl nicht erzählen, dass ich etwas verraten habe?“
    Maxim hatte Mitleid. „Das werden wir nicht, keine Sorge.“
    Rufus schmunzelte und raunte ihm zu, „Als ob sie da nicht von allein drauf käme.“
    Maxim ignorierte das wohlweislich. „Gustav, du würdest uns wirklich einen großen Gefallen tun. Wir machen uns beide Sorgen um Dela. Wir wollen nur verstehen, was hier los ist.“
    Hummelig seufzte kellertief. Er lehnte sich im Sessel zurück, dessen Armlehnen ihn so einzwängten, dass Maxim sich unwillkürlich fragte, ob er je wieder aufstehen könnte. „Nun gut, ihr beiden, ich kann euch beruhigen. Es gibt keinen Grund zur Sorge. Fräulein Dela hat nur ... wie soll ich sagen? Sie hat Pläne, die es erfordern, dass sie ihre Angelegenheiten in Deutschland regelt.“
    „Will sie denn ins Ausland gehen?“
    „So könnte man es wohl nennen, ja.“
    „Gustav“, schaltete sich Rufus ungeduldig ein. „Was soll diese ganze Geheimniskrämerei? Da steckt doch mehr dahinter!“
    Hummelig schwieg. Er betrachtete seine Besucher eine Weile nachdenklich mit seinen kleinen, lustigen Augen und schien hin- und hergerissen zu sein. Schließlich änderte sich seine Miene und er hatte offenbar einen Entschluss gefasst. „Mein lieber Freund“, wandte er sich an Rufus, „würdest du mich wohl eine Minute mit Maxim alleinlassen, ja?“
    Stirnrunzelnd tauschte Rufus einen Blick mit Maxim, erhob sich dann aber ohne Widerspruch und verließ das Zimmer. Schweigen blieb zurück. Maxim wartete höflich, bis Hummelig sich zurechtgelegt hatte, was er sagen wollte.
    „Du darfst ihr das nicht übel nehmen. Fräulein Dela hat immer ihre Gründe, zu handeln, wie sie es tut. Und es hat sich für mich in all den Jahren als richtig erwiesen, ihr zu vertrauen.“
    „Ich habe nicht gesagt, dass ich ihr nicht vertraue.“
    „Dennoch bist du hier. Junge, du musst das einfach tun, hörst du? So ein Geschenk bekommt man nicht alle Tage. Sie wünscht sich das sehr, und ich gehe wohl recht in der Annahme, dass du ihr durchaus etwas schuldig bist?“
    „Das sind wir doch alle, oder? Aber wie könnte ich ihren Platz einnehmen? Ich könnte nie vollbringen, was sie hier vollbracht hat.“
    „Keiner verlangt das. Aber ich will ehrlich sein, Maxim. Wir brauchen jemanden wie dich. Jemanden, der frischen Wind hereinbringt. Jemanden von Renommee. Seit Jahren sprichst du in diesen Fernsehsendungen davon, dass mehr für die Kunst getan werden muss, dass man sie nicht wie ein Stiefkind behandeln darf. Nun, wer sollte damit anfangen, wenn nicht du selbst?“
    „Raus aus dem Kaninchenbau“, meinte Maxim leise zu sich selbst und lächelte. Er sah auf und blickte Hummelig an. „Und ich muss trotzdem mit Dela sprechen, Gustav. Unbedingt. Ich bitte dich, sag mir, wo ich sie finden kann.“
    Wieder zögerte der Alte, dann knickte er endlich ein. „Gut. Soweit ich weiß, hat sie noch eine Sache zu erledigen. Du müsstest sie im Gasthof in Rothenau finden.“
    „Rothenau, wo liegt das?“
    „Es ist ein kleines Nest irgendwo im Spessart.“
    „Wie heißt der Gasthof?“
    „Da bin ich überfragt, mein Lieber. Ich nehme an, es gibt nur den einen. Aber du musst dich beeilen, wenn du sie dort noch antreffen willst. Wenn sie erst abgereist ist, weiß auch ich nicht mehr, wo man sie finden kann.“
    „Das wird und wird nicht weniger mysteriös!“, seufzte Maxim.
    Hummelig lächelte nur entschuldigend und zuckte die Achseln. „Ich würde dir gerne mehr weiterhelfen, aber ich kann es leider nicht. Es tut mir leid. Aber jetzt machst du dich besser gleich auf, wenn du sie noch erreichen willst!“ Mit Mühe schälte er sich aus seinem Sessel und erhob sich.
    Maxim stand ebenfalls auf. „Ich danke dir, Gustav.“
    „Gerne, gerne. Nun lauf! Und schick mir doch Rufus noch mal herein, ja?“
    Maxim verabschiedete sich und tat, wie ihm geheißen. Er erklärte Rufus kurz, dass er eilig verreisen musste, und er im Café der Nacht die Stellung halten sollte. Einmal mehr war er dankbar dafür, dass Rufus nie viele Fragen stellte. Kaum allein auf dem Flur zückte Maxim sein Mobiltelefon.
    „Adele? Ja, ich bin es ... Ja, alles ist in Ordnung ... Ja, das erzähle ich Ihnen gleich. Jetzt müssen Sie erst einmal

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