Café der Nacht (German Edition)
einmal schwer, das Atmen nicht zu vergessen. Sie duftete wundervoll. Maxim begriff nicht, was mit ihm los war. Bislang hatte noch niemals eine Frau eine derartige Wirkung auf ihn gehabt. Plötzlich schien er mindestens zehn Hände zu besitzen, ohne zu wissen, wohin damit.
„Hallo, Vida! Wie immer?“, fragte Rufus routiniert an seiner Seite. Als Vida zustimmend nickte, beugte er sich zu Maxim herüber und sagte leise, „Einen Martini.“ Er musste ihn behutsam knuffen, damit er in die Gänge kam, doch Maxim war froh über die Chance, sich nützlich zu machen. „Du hast dich ja lange nicht blicken lassen.“
„Du kennst mich.“
„In der Tat.“ Er grinste.
„Was gibt’s Neues?“, fragte Vida entspannt.
Maxim stellte vorsichtig Vidas Martini vor ihr ab, fürchtend, seine schwitzenden Hände könnten das hohe Glas umwerfen. Sie dankte ihm mit einem charmanten Lächeln.
„Nicht viel. Du kennst Maxim noch nicht, unseren Neuzugang.“
„Hallo Maxim. Freut mich.“
„Und mich erst“, rutschte es ihm leise raus.
Sie schenkte ihm lächelnd einen Augenaufschlag, bei dem ihm ganz anders wurde. In diesem Moment trat Merlyn zu ihnen und strahlte vor Freude. „Vida, Süße!“ Er gab Vida links und rechts ein Küsschen.
Sie drückte den Pianisten herzlich an sich. „Wo bleibst du nur?“
Er setzte sich zu ihr. „Das könnte ich dich fragen! Ich wusste nicht einmal, dass du kommst!“
„Rate, wer dir das ausrichten sollte.“
„Donna!“ Sie lachten beide.
„Na dann ist alles klar.“ Merlyn schmunzelte. „Ich würde ihr ja den Hintern versohlen, wenn ich mich näher als eine Armlänge an sie herantrauen würde.“
„Du bist mein Held, es überhaupt zu erwägen.“
„Steht das noch, morgen?“
„Bei Marcel? Natürlich.“
„Wunderbar. Es ist zu lange her, dass wir zusammen losgezogen sind.“
Rufus schien plötzlich ein Gedanke zu kommen. „Hört mal, ihr beiden, warum nehmt ihr Maxim nicht einfach mit?“
Maxim starrte ihn entgeistert an. Seit wann mischte Rufus sich denn ein?
„Ist kaum zu glauben, aber unser Kleiner hat noch kaum etwas von der Stadt gesehen. Und die könnte ihm nun wahrlich keiner besser zeigen als du, Vida.“
„Das stimmt“, meldete sich Merlyn sofort. „Vida kennt München wie niemand sonst.“
Die Schöne lächelte nur und betrachtete Maxim mit ihrem Katzenblick. „Bist du denn bereit für ein solches Abenteuer?“
„Äh“, meinte Maxim schüchtern und wurde rot.
„Ich glaube, er hat Angst vor mir“, bemerkte Vida.
„Nein, der ist immer ein bisschen verdruckt.“ Rufus grinste.
„ Der ist übrigens anwesend“, meldete sich Maxim leise und blickte Rufus vorwurfsvoll an.
Vidas Lachen klang wie Samt. Als Maxim in ihre unergründlichen Augen blickte, hatte er das Gefühl, die Welt ringsum würde verschwinden. Ihm wurde heißkalt. „Komm ruhig mit“, sagte sie sanft, und zugleich mit Eindringlichkeit. „Keine Scheu.“
Er konnte nur nicken. Dann fing er sich etwas. „Aber ich möchte mich nicht aufdrängen. Ihr braucht nicht ... das wäre ... das könnte ich nicht ...“
„Verlangen?“, beendete Vida hilfreich seinen Satz, und der Klang ihrer Stimme ließ Maxim schwer schlucken.
„Genau.“
Rufus an seiner Seite verbiss sich eisern ein Lachen.
„Unsinn!“ Merlyn schüttelte den Kopf. „Du drängst dich gar nicht auf. Wir freuen uns, nicht wahr, Vida?“
Sie nickte, ein Lächeln auf den rotglänzenden Lippen. „Gut. Morgen Nachmittag dann, so gegen drei.“
„Okay“, brachte Maxim leise hervor, nicht gerade ein Ausbund an Eloquenz an diesem Abend, und sich dessen peinlich bewusst. „Das ist echt nett.“
„Warten wir’s ab, ob du das hinterher auch noch sagst “, lachte sie.
„Jetzt musst du uns leider entschuldigen, Maxim“, meinte Merlyn und zeigte Vida an, dass man sie in einer Nische heranzuwinken versuchte.
„Tja.“ Sie lächelte charmant, als sie sich erhob. „Dann machen wir mal die Runde.“ Bevor die beiden verschwanden und vertraut miteinander plauderten, warf sie Maxim noch einen kurzen Blick zu. Diese Augen unter den langen, schwarzen Wimpern gingen ihm durch und durch. Unergründlich. Und da war es wieder, das Gefühl, sie zu kennen.
„Sag mal ...“, wandte er sich heiser an Rufus, als die beiden außer Hörweite waren, „Kann das sein? Sie kommt mir so bekannt vor.“
Der Ausdruck auf dem Gesicht des Barkeepers war zutiefst belustigt, als er mit verschränkten Armen neben ihm stand und ebenfalls den
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