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Café der Nacht (German Edition)

Café der Nacht (German Edition)

Titel: Café der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Julieva
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meinte das niemals ernst. Dieses Grinsen hatte nichts zu bedeuten. Maxim sollte es tunlichst vermeiden, sich in ihn zu verlieben. Das würde ihm nur Ärger einbringen. Also nahm er einen tiefen Atemzug und zwang sich, den anderen anzusehen. „Du brauchst das bei mir nicht zu machen.“
    „Was zu machen?“
    „Na das!“ Maxim wedelte unbestimmt in seine Richtung. „Hier zu sitzen und mich so anzugrinsen und so zu sein, wie du bist.“
    Monroe unterdrückte ein Lächeln. „Wie bin ich denn?“
    Maxim wurde rot und kam ins Stammeln. „Na irgendwie so ... Ach, das weißt du selber ganz genau.“
    Um Monroes Lippen spielte ein hinreißendes Lächeln, während er ihn unverhohlen betrachtete. „Ich brauche Untertitel, wenn ich mit dir rede, Meinig. Spuck schon aus, was du von mir willst.“
    „Na, gar nichts! Darum geht es ja.“
    Die grünen Augen musterten ihn amüsiert. „Verstehe. Und deshalb soll ich also nicht so sein, wie ich bin.“
    „Genau.“
    „Okay.“ Monroes Miene wurde schlagartig ernst. „Das respektiere ich.“
    „Wirklich?“
    „Absolut.“
    Maxim legte den Kopf schief. „Du machst dich über mich lustig!“
    Der andere grinste. „Nicht doch.“
    „Und ob! Du nimmst mich überhaupt nicht ernst.“
    „Es ist aber auch zu schwer.“
    „Herrje!“ Maxim reckte die Hände gen Himmel. „Du kannst einen aber auch wahnsinnig machen.“ Als er wieder hinsah, blickte er direkt in Monroes Augen. Und musste grinsen. Monroe grinste zurück, offen, gelassen und mit diesem teuflischen, verschmitzten Charme. Er sah dabei einfach unwiderstehlich aus. Für einen winzigen Moment in der Länge eines Wimpernschlags meinte Maxim erstmals etwas zwischen ihnen beiden zu spüren, ein wohlwollendes, stilles Verstehen. Als ob die Welten, die sie trennten, ganz spielerisch zu überwinden wären. Ein unglaubliches Gefühl.
    Dann legte Monroe den Kopf schief und starrte ihn frech an.
    Maxim schluckte. „Musst du mich so ansehen?“
    „Das nervt, was?“
    „Schon kapiert.“
    „Na, dann hätten wir das ja geklärt.“ Monroe vertiefte sich zufrieden wieder in seine veraltete Zeitung. Verwirrt war Maxim nicht sicher, was genau sie nun geklärt hatten, und kam zu dem Schluss, es wäre, Monroe nicht dauernd anzusehen. Nicht mehr und nicht weniger. Frustrierend. Diesem unmöglichen Kerl hatte er einfach nichts entgegenzusetzen. Maxim kehrte zu seiner Arbeit zurück und hielt sich eisern davon ab, Monroe nochmals anzublicken. Es fiel ihm unglaublich schwer, und das behagte ihm gar nicht.
     
    * * *
     
    Es war schon gegen elf Uhr nachts, die Zeit, um die sich die Stimmung im Café gewöhnlich langsam ihrem Höhepunkt entgegen zu steigern begann. Doch heute ging ein Großteil der Stammgäste fremd, weil es in einem Theater etwas zu feiern gab. Rufus hatte Maxim eigentlich den Rest der Schicht freigegeben, doch dieser wollte ihm trotzdem hinter der Bar Gesellschaft leisten. Seine Nische war frecherweise von einem wildknutschenden Liebespaar besetzt. Bei den Mengen an Alkohol, die hier an manchem Abend flossen, waren Küsse noch das Harmloseste, dessen man gelegentlich Zeuge wurde, besonders, wenn man Toiletten oder Lagerräume betrat. Also lungerte Maxim am Ende der Bar herum und zeichnete mit seinem Finger gedankenverloren ins übergeschwappte Spülwasser. Als er aufblickte, entdeckte er am Anfang der Treppe eine wunderschöne junge Frau. Dicke, brünette Locken fielen ihr über den Rücken. Geheimnisvoller Katzenblick, aufregend gefährlich und dennoch erfrischend natürlich, eine elegante Femme fatale. Maxim folgte ihr mit den Augen, während sie sich der Bar näherte. Sie erinnerte ihn vage an ein bekanntes Fotomodel. In seiner Schulzeit hatte er einige unschöne Jahre im Internat verbracht. Sein Zimmergenosse Egon hatte ein Heft unter seiner Matratze gebunkert gehabt, in das er einschlägige Hochglanzfotos jener Mademoiselle geklebt hatte. Er hatte es hervorgeholt, wenn er sich nachts unter der Bettdecke einen runtergeholt hatte. Maxim hatte sich dann unbehaglich zur Wand gedreht und sich bemüht, das leise Stöhnen auf der anderen Zimmerseite zu ignorieren.
    Die Schöne nahm direkt vor seiner Nase Platz und strich sich eine dunkle Haarsträhne hinters Ohr. „Hallo“, grüßte sie. Ihre Stimme war aufregend dunkel. Sie lächelte ihn kurz an, wie man jemanden anlächelt, den man noch nie im Leben gesehen hat. Und dennoch, jetzt, da er sie aus der Nähe sah ... Er kannte sie – und kannte sie nicht. Es war auf

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