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Café der Nacht (German Edition)

Café der Nacht (German Edition)

Titel: Café der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Julieva
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blutig, als wären sie in die rauen Holzdielen gekrallt worden. Er war kalkweiß, bewegungslos, als sei er zu Alabaster erstarrt. Maxim war stumm entsetzt. Er stellte hastig das Tablett ab und eilte hinüber.
    „Ariel? Alles in Ordnung?“
    Ariel reagierte nicht, als könnte er seine Anwesenheit gar nicht wahrnehmen. Maxim stand dem völlig hilflos gegenüber. Er wagte kaum, Ariel nochmals anzusprechen, erst recht nicht, ihn zu berühren. Er hatte Angst, die Lage durch ein falsches Wort nur zu verschlimmern.
    „Kann ich etwas tun?“, fragte Maxim dünn. „Kann ich dir irgendwie helfen?“ Keinerlei Reaktion. Maxim hockte noch eine Weile neben ihm, unangenehm berührt und ratlos. Dann erhob er sich und eilte hinunter, um Dela zu holen.
     
    Ariel schwieg. Obwohl sie es ganz behutsam und liebevoll versuchte, konnte nicht einmal Dela irgendein Signal von ihrem apathischen Sohn bekommen. Er machte Maxim Angst. „Hol Dean“, bat Dela ihn schließlich leise. Der jedoch war seit Tagen nicht nachhause gekommen.
    „Aber ich weiß nicht, wo er ...“
    „Du findest ihn schon.“
    Maxim wusste zwar nicht, wie Dela da so zuversichtlich sein konnte, begab sich aber umgehend auf die Suche. Ihm war grauenhaft zumute, der Magen ganz taub. Im Kaffeehaus fand er glücklicherweise Apollonia. Die schwarzhaarige Künstlerin war die Unnahbarste aus Monroes Clique. Eisig kühl, irgendwie unheimlich. Man tuschelte, sie könnte mit den Toten kommunizieren. Sie trug eine Kette mit einem umgekehrten Pentagramm um den Hals, das Maxim unheilvoll anzuglotzen schien. Apollonia ignorierte ihn wie üblich völlig, bis er Ariels Namen fallen ließ. Endlich sah sie ihn kalt mit ihren unwirklich hellen Augen an. Dann nickte sie.
    „Hier.“ Sie schrieb eine Telefonnummer auf eine Papierserviette, schob sie rüber und schenkte ihm keine weitere Beachtung.
    „Danke“, meinte er leise, und lief los, in Richtung Telefon.
     
    Eine knappe Viertelstunde später knarrte die Speichertreppe unter schnellem Tritt. Maxim und Dela sahen auf, als Monroe lautlos durch die Tür trat. Dela stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. „Gott sei Dank.“ Sie presste kurz die Hände vor den Mund, dann streckte sie sie Monroe entgegen. Tu etwas , schienen ihre Augen zu flehen.
    Monroes Blick war unergründlich, auf Ariel geheftet. Langsam kam er zu der Dreiergruppe herüber, an Delas Händen vorbei. Er beachtete sie überhaupt nicht. Er ging vor Ariel in die Hocke.
    „Ariel.“ Monroe beugte den Kopf, um ihm in die leeren Augen zu blicken. „Sieh mich an.“ Der andere fokussierte ihn langsam. Monroe warf einen Blick über die Schulter zu Dela und Maxim. „Verschwindet.“
    Die beiden tauschten einen Blick. Eine kurze Stille folgte. Dann machte Dela einen Schritt zurück und gab Maxim ein Zeichen, dem Folge zu leisten. Verwirrt und stirnrunzelnd gehorchte er. Er war nicht völlig überzeugt, dass es eine so gute Idee war, Ariel mit Monroe allein zu lassen. Er verstand nicht, warum Dela ausgerechnet in ihn ein solches Vertrauen setzte. Wusste sie etwa über die Beziehung zwischen den beiden Bescheid? Er selbst hätte wohl erst einmal Rufus und notfalls einen Arzt gerufen. Dela jedoch regelte die Dinge stets auf ihre Weise und erklärte nichts. Die Dielen knarrten leise, als Monroe sich dicht neben Ariel niederließ. Ariel blinzelte. Die Schreckenstrance schien tatsächlich zäh, mühsam, wie in Zeitlupe von ihm zu weichen.
    Dela und Maxim verließen sachte den Raum. Nacheinander stiegen sie die schmalen Stufen hinunter. Am Fuß der Treppe blieb Dela stehen und sah zurück nach oben. Sie lauschte. Maxim tat es ihr gleich. Als sie leise Stimmen hörten, atmete Dela tief durch, sichtlich erleichtert. Sie schien sich nun gewiss, dass Monroe die Lage im Griff hatte. Kurz strich sie Maxim übers Haar und lächelte betont aufmunternd.
    „Mach dir keine Sorgen, das wird schon wieder werden.“ Er hörte am Klang ihrer Stimme, dass sie davon selbst nicht im Ansatz überzeugt war.
     
    * * *
     
    Das ohrenbetäubende Rauschen hatte abgenommen, doch die Angst hauste noch immer kalt und tief in seiner Bauchhöhle. Der Schmerz tobte, ein wildes Tier, das in der aufgerissenen Wunde herumwühlte. Alles tat weh und war kraftlos. Sein Körper war eine seltsame, unförmige Masse, von seinem Geist unwirklich getrennt. Ausklinken. Man musste sich ausklinken, wenn die Atemnot kam und die Wände einen erdrückten. Um nicht verrückt zu werden. Deans Schulter an seiner war

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