Café der Nacht (German Edition)
Versuch einfach, es zu genießen.“
Er schüttelte vehement den Kopf. „Nein, das geht nicht. Was soll ich denn jetzt machen? Ich kann ihm doch nie wieder unter die Augen treten!“
„Wieso das denn?“
„Na, wenn du gleich gesehen hast, was mit mir los ist, was soll dann er erst denken! Monroe entgeht so etwas doch nicht.“
„Na und? Soll er doch denken, was er will.“
Maxim nahm geistesabwesend einen Schluck von seiner kalt werdenden Schokolade. „So einfach ist das nicht, Flo. Du hast ja keine Ahnung, wie lange es gedauert hat, bis wir Freunde geworden sind. Das war ein langer, harter Weg. Jetzt glaube ich, sind wir endlich so weit, dass er mir vertraut.“ Er machte eine Pause und sah sie unglücklich an. „Du weißt ja nicht, wie viel mir das bedeutet. Das möchte ich um keinen Preis verlieren.“
Sie dachte einen Moment über seine Worte nach. „Und wenn du offen ansprichst, was du fühlst? Und ihm sagst, dass du möchtest, dass ihr einfach Freunde bleibt?“
Maxim lachte trocken. „Ich sehe schon, du kennst ihn nicht besonders gut.“
„Was meinst du?“
Maxim musste lächeln. „Mit Monroe redet man nicht über seine Gefühle. Er ist nicht so. Ich bin wohl kein typischer Kerl in der Hinsicht.“
„Ich finde es schön, dass du so bist.“
Maxim sah sie zweifelnd an. „Du bist aber eine Frau. Männer sind da einfach anders.“
„Männer sind da blöd, wenn du mich fragst.“ Sie lächelte in sich hinein. „Er hat dich übrigens auch nicht gerade so angesehen, wie einen guten Kumpel.“
Maxim fühlte die Hitze in seine Wangen schießen. „Unsinn! Florentine, das bildest du dir alles nur ein. Monroe ... also der würde sich doch niemals im Leben für mich interessieren.“
Florentine lachte. „Maxim, du bist blind, wenn du das nicht siehst. Der ist verrückt nach dir!“
Maxim schüttelte den Kopf. „Nein, du täuschst dich. Ganz sicher. Das kann ja gar nicht sein.“
Sie lachte nur und sah ihn an wie ein drolliges Exemplar einer aussterbenden Gattung. „Maxim, du bist wirklich zu süß. Wie schaffst du es nur, so wunderbar ahnungslos zu sein?“
„Jahrelange Übung“, erwiderte Maxim verschmitzt und nahm einen Schluck Kakao, während er versonnen aus dem Fenster blickte.
* * *
Monroe wusste, er bewegte sich auf ganz dünnem Eis. Er konnte förmlich hören, wie der Boden unter seinen Füßen unheilvoll knackte und krachte. Und doch, wie stets, konnte er der Gefahr einfach nicht widerstehen. Max und er lümmelten auf dem alten geblümten Sofa, das vor einigen Tagen irgendwer in der hintersten Ecke des Kellergewölbes abgestellt hatte. Er zog genüsslich an seinem Joint und betrachtete Maxims hübsches Profil. Der andere war in einen Zeitungsartikel versunken. Er hatte sich von Monroes Marotte, alte Zeitungen zu lesen, anstecken lassen. Monroe fand es amüsant, zu sehen, wie Meldungen auf einen wirkten, wenn sie längst überholt waren. Monroe ließ seinen Kopf gegen das Rückenpolster sinken und schloss für einen Moment die Augen, während der Joint seine wohlige Wirkung entfaltete. Er wusste, dass Max nicht das Geringste von Drogen hielt, aber er hielt seine Klappe und nervte ihn nicht mit Moralpredigten. Das wusste er zu schätzen. Überhaupt hatte die Gegenwart von Max eine seltsame Wirkung auf ihn. Elektrisierend und beruhigend zugleich. Er war drauf und dran, süchtig nach diesem Gefühl zu werden, und Monroe hasste jede Form von Abhängigkeit. Dennoch suchte er instinktiv seine Nähe, wann immer sich die Gelegenheit bot. Da war etwas Heilsames an Max, an seiner Unschuld, seiner Unberührtheit, seiner Fähigkeit, zu vertrauen. Und genau das war der Grund, weshalb er ihm besser hätte aus dem Weg gehen sollen. Er wollte nicht derjenige sein, der diese Unschuld trübte, der ihn mit hinabzog in seine ganz persönliche kleine Hölle. Max war zu gut für ihn. Er sollte endlich mal klüger werden, der Versuchung widerstehen. Nicht denselben Fehler immer wieder machen und diejenigen verletzen, die ihm am meisten bedeuteten. Er musste sich fernhalten von Max, oder er würde früher oder später etwas tun, das sie beide nur bereuen konnten. Denn da war dieser übermächtige Wunsch, Max zu berühren, mit ihm zusammen zu sein. Zu verschmelzen. Wenn das möglich gewesen wäre, wenn man mit einem anderen Menschen ganz eins werden könnte, in manchen Momenten hätte Monroe es ohne zu zögern getan. Max könnte ihn zusammenflicken, ihn wieder zu sich selbst finden lassen. Max
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