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Café der Nacht (German Edition)

Café der Nacht (German Edition)

Titel: Café der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Julieva
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entriegeln. Tobende Vorahnung im Magen, die alles verkrampfte. Feuchte Luft, Mutter mit geschlossenen Augen in der Badewanne, das Glas auf den Fliesen zerschellt. Rotwein wie Blut, eingetrocknet in Form einer ausgestreckten Hand mit sieben Fingern. Melissenduft des Schaumbades, die Blasen fast verschwunden. Trübes Nass. Ihr Körper so grau, bläulich, seine Leblosigkeit schreiend, Kopf unter Wasser. Unnatürlich. Meerjungfrau, entflohen. Ihm war sofort klar, ein Notarzt war überflüssig. Er konnte nicht sagen, ob die seltsame, dumpfe Ruhe, die ihn ergriff, tatsächlich Schock zu nennen war. In den Resten des Glases auf dem Boden waren Rückstände von weißem Pulver, nicht gänzlich aufgelöst. Daneben die leere Tablettenschachtel. Er nahm es wahr, ohne zu verstehen. Vielleicht wollte er nicht verstehen.
    „Vater“, sagte er, als er das düstere, wuchtige Arbeitszimmer nach dem Anklopfen betrat. „Mutter ist tot.“
     
    „Ich kann bis heute den Geruch von Melisse nicht ertragen“, meinte Maxim leise. „Danach hat es im Bad gerochen. Sie hat sich in die Wanne gelegt und Tabletten geschluckt. Ich weiß nicht, ob sie daran gestorben ist, oder ob sie ertrunken ist. Sie wollte wohl ganz sichergehen.“
    Monroe sagte lange nichts. „Vielleicht werden Mütter überbewertet“, murmelte er dann leise, unerwartet düster.
    Verblüfft starrte Maxim ihn an. „Meinst du das ernst?“
    Der andere zuckte die Achseln. „Vielleicht.“
    „Was ich nicht verstehe, ist, wie sie mir das antun konnte. Sie muss doch gewusst haben, was es für mich bedeuten würde.“ Seine Mutter war seine einzige Vertraute gewesen, der Halt in seinem einsamen, versteckten Leben. Und am Ende musste er feststellen, dass es nicht auf Gegenseitigkeit beruht hatte. Am Ende war ihr das, war Maxim, ihr vollkommen egal gewesen. Am Ende hatte nur noch ihr Schmerz gezählt.
    „Wenn du erst an diesem Punkt bist, an dem du keinen anderen Ausweg siehst, dann bist du nicht mehr in der Lage, an andere zu denken, Max.“ Monroe sagte es vollkommen ruhig, gelassen, doch der Ausdruck in seinen Augen war rätselhaft.
    Maxim konnte unversehens Wut in sich aufsteigen fühlen, Wut, die er schon viel zu lange unterdrückt hatte. „Aber sie war immerhin meine Mutter!“
    „Und? Sie war auch ein Mensch.“
    „Verteidigst du sie etwa?“ Maxim starrte ihn erregt an. Er hatte alles erwartet, nur nicht diese eigenartige Reaktion.
    Monroe sah ihn unverwandt an. „Was? Soll ich dich in den Arm nehmen und trösten? Oh, armer Maxim, hat Mami dich im Stich gelassen?“
    Er konnte nicht fassen, was er da hörte. Er war dermaßen perplex, dass er nicht einmal wusste, wie er reagieren sollte. Er konnte ihn bloß anstarren.
    „Bastard“, zischte er schließlich, drehte sich um und machte sich zornig auf den Rückweg. Seine Schritte hallten durch die Gasse. Doch Monroe ließ ihn nicht weit kommen.
    „Max, warte.“ Seine Stimme klang so sanft, so seltsam verloren, dass Maxim unwillkürlich stehen blieb. Dennoch wandte er sich nicht zu ihm um. Er hörte Monroe zu sich treten , fühlte seine Präsenz hinter sich, ganz nah. Er schloss die Augen. Ohne, dass er es wollte, verrauchte die Wut, und eine schmerzende Sehnsucht trat an ihre Stelle.
    „Du warst schon mal an diesem Punkt, oder?“, fragte Maxim leise.
    „Wir sprechen hier nicht über mich“, kam die Antwort dicht an seinem Ohr. Er konnte Monroes warmen Atem an seiner Haut fühlen. Wenn er sich jetzt umdrehte, würden ihre Körper einander berühren. Herzklopfen.
    „Doch, das tun wir. Die ganze Zeit schon. Ich habe über meine Mutter gesprochen. Du über dich und Lola.“
    Der andere atmete scharf ein und trat einen Schritt zurück. „Woher weißt du von Lola?“
    Maxim wandte sich zu ihm um. „Von dir. Du hast ihren Namen gesagt in dieser schlimmen Nacht, damals. Und anderes.“
    „War hoffentlich nichts Nettes.“
    „Keine Sorge, nett war das nicht.“
    „Gut.“
    „Warum hasst du sie so?“
    Überrascht warf Monroe ihm einen Blick zu. In den grünen Augen lag ein unergründlicher Ausdruck. „Ich wünschte, das würde ich tun.“
    Maxim nickte, und sie setzten langsam ihren Weg fort. Nebel sank herab, während die Straßenlaternen aufzuflammen begannen. „Erzähl mir von Lola.“
    Monroe sah weg und schüttelte unwirsch den Kopf. „Nein.“
    „Warum nicht?“
    Monroeseufzte nur leise. Maxim blickte ihn vorwurfsvoll an. „Rufus hast du von ihr erzählt.“
    „Was? Nein, hab ich nicht.“
    „Aber wem

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