Café der Nacht (German Edition)
Einnahmequelle hat.“ Er kickte einen Kiesel von sich weg. „Macht dich das denn nicht wahnsinnig, dieser ganze Kommerz, dass es nur noch ums Geld geht? Die würden selbst Fürze noch verkaufen, wenn jemand dafür zahlen wollte!“
Maxim musste lachen. „Ich denke, man darf diese Dinge einfach nicht beachten, dann kann man es ertragen.“
„Ertragen kann man vieles, Max. Aber was das aus einem macht, ist eine andere Frage.“
Maxim dachte darüber nach. Menschen wuchsen wie Bäume, Jahr um Jahr Schicht um Schicht. Man konnte sie nicht verändern, ohne einen Teil von ihnen zu zerstören. Er fragte sich, was Monroe so hatte werden lassen, wie er war.
„Du kannst doch nicht gegen die ganze Welt rebellieren, Monroe. Das reibt dich auf. Es gibt auch einen Mittelweg. Ich denke, das ist immer der Beste.“
„Sprach der Buddha.“
„Ach, du nimmst mich überhaupt nicht ernst.“
„Im Gegenteil. Ich nehme niemanden so ernst, wie dich.“ Ihre Blicke trafen sich kurz. Maxim wurde heiß, als Monroe näherkam und ihm lässig den Arm über die Schulter legte, während sie langsam weitergingen. Er roch nach Zigarettenrauch und dem Leder seiner Jacke. Um sie herum schwiegen die hohen Häuser der Gasse still in seligem Schlummer. Maxim hätte noch Stunden so weiterschlendern mögen, doch schon tauchte, halb verdeckt von der blattlosen Kastanie, die Leuchtschrift des Cafés der Nacht vor ihnen auf.
„Nimm das Angebot an. Nimm von mir aus irgendein Angebot an. Du gehörst auf die Bühne, Monroe. Das ist das, was du am meisten liebst. Alles andere ist nebensächlich.“
Monroe blieb stehen und sah ihn an. Für einen Augenblick war sein Blick offen wie nie. Er schien etwas sagen zu wollen, doch er schüttelte den Kopf und überlegte es sich anders. Stattdessen knuffte er ihn, mit einem kleinen, verwegenen Grinsen. „Bei dir muss man echt ganz schön aufpassen, Max.“
„Worauf?“, fragte er verdutzt. „Worauf muss man aufpassen?“
Doch Monroe antwortete lediglich mit einem kleinen, mysteriösen Lächeln. Maxim schloss umständlich die Haustür auf, denn wegen der Wiedereröffnung der Hummel war heute Abend die Kellerkneipe geschlossen. Das Haus war dunkel und still. Eine seltsame, verlegene Anspannung lag in der Luft, als sie gemeinsam zum Treppenhaus gingen.
„Ich sehe mal nach Ariel“, meinte Monroe unvermittelt.
„Klar, mach das. Schönen Gruß.“
Ohne ihn nochmals anzusehen, entschwand Monroe auch schon schnellen Schrittes die Treppe hinauf in Richtung Mansarde. Maxim, der bei dem Tempo nicht mithalten konnte, blieb seufzend zurück.
* * *
Nona war „entdeckt“ worden. Ein bekannter Produzent war bei einem Besuch in der Hummel auf sie aufmerksam geworden. Maxim sagte sein Name gar nichts, aber die anderen reagierten beeindruckt, teilweise neidisch, als sie erfuhren, dass er mit Nona eine Platte machen wollte. Verständlicherweise war Nona aufgeregt und überglücklich über die großartige Neuigkeit.
„Ich kann es noch immer gar nicht fassen!“, teilte sie Maxim strahlend mit, als er sie mit ihren gepackten Koffern im Hausflur traf. Unten wartete schon ein beachtliches Abschiedskomitee. Die Aufnahmen würden in Hamburg gemacht werden. „Davon habe ich mein Leben lang geträumt!“
„Das ist so schön für dich. Aber du wirst uns sehr fehlen. Du wirst mir fehlen.“
Sie drückte ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. „Ich bin ja nicht aus der Welt. Ich werde bald wieder vorbeischauen, versprochen!“
Sie umarmten sich, und es fiel ihm schwer, sie loszulassen. Er nahm Nona den schweren Rucksack ab und gemeinsam gingen sie nach unten. Er war erstaunt, dass Monroe gekommen war, und ebenso erstaunt, dass er Rufus nicht unter den Anwesenden entdeckte. Es folgte ein liebevoller, tränenreicher Abschied, der nicht enden wollte. Sogar Donna drückte die Sängerin ganz fest und lang. Monroe gab Nona die Hand, die sie ergriff, und ihn nach kurzem Zögern einfach an sich zog. Er vergrub für einen Moment sein Gesicht an ihrer Schulter, und sie schloss die Augen.
Nachdem alle dem Taxi nachgewinkt hatten, das ihnen ihre Nona entriss, verlief sich die Meute schnell wieder. Nur Donna, Dela, Merlyn und Maxim blieben noch für eine Weile schweigend draußen stehen. Merlyn kullerte eine Träne über die Wange. Dela legte den Arm um ihn. „Wir müssen sie gehen lassen, Schatz.“
Merlyn nickte, um Fassung bemüht. Langsam sammelte er sich. „Wir werden sie doch wiedersehen?“
Dela
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