Café der Nacht (German Edition)
gekostet hatte. „Versprich mir, dass du nicht so enden wirst.“
Monroe legte erstaunt den Kopf schief und betrachtete ihn für einen langen Moment. „Ich gebe keine Versprechen, das weißt du.“
„Das hier wirst du mir geben“, erwiderte Maxim bestimmt.
Monroes sinnlicher Mund weitete sich zu einem amüsierten Lächeln. „Was macht dich da so sicher?“
Maxim zuckte die Schultern. „Ich weiß es einfach.“
Sie standen sich gegenüber und sahen einander an. Dann nickte Monroe unerwartet, gefasst und ernst. „Also gut. Versprochen.“
Maxim streckte die Hand aus. „Hand darauf.“
Monroe schlug ein. Seine Handfläche war warm an Maxims, die Berührung erdend und nicht ohne Kribbeln. Dann grinste Monroe frech. „Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, hops zu gehen.“
„Du bist so ein Idiot.“ Maxim musste lachen und knuffte ihn.
Monroe knuffte zurück. „Dito, Narrenengel.“
Maxim lächelte, ein wenig errötend. Es war wie ein Geheimnis zwischen ihnen, diese Namen: Narrenengel und Löwenherz. Vielleicht waren sie einander längst viel näher, als ihm bewusst war. Die schwermütige Stimmung war verflogen und machte der alten, spielerischen Leichtigkeit Raum, die sie beide so genossen.
„Themenwechsel?“, fragte Monroe.
„Themenwechsel“, stimmte er erleichtert zu. Sie grinsten sich verlegen an und spazierten einträchtig weiter in den dichter werdenden Nebel hinein.
Lavendelbriefe
H E U T E
Es klopfte, nein, es hämmerte vielmehr. Maxim brauchte einen langen Moment, um aus seinen Gedanken aufzutauchen und zu realisieren, dass das Klopfen unten von der Haustür kam. Er eilte zum Fenster von Delas altem Arbeitszimmer und spähte hinunter. Als er erkannte, wer da unten so vernehmlich Einlass begehrte, traute er seinen Augen kaum. Freudige Aufregung flatterte in seinem Magen. Er eilte so hurtig aus dem Raum, dass er beinahe den goldenen Hausschlüssel vergessen hätte. Seine schnellen Schritte polterten auf der Treppe, und vor der Haustür kehrte umgehend Ruhe ein. Mit einem strahlenden Lachen öffnete Maxim. „Was um alles in der Welt machst du denn hier?“
„Mir schon seit fünf Minuten die Hände wund klopfen, du Hörgerätanwärter“, kam es trocken zurück. Lachend umarmten sich die beiden Männer fest und herzlich. Zu lange war es her.
„Rufus, ist das schön, dich zu sehen!“ Sein alter Freund sah besser aus, als Maxim ihn in Erinnerung hatte. Er trug das dunkle Haar etwas länger. Ein paar kleine Lachfältchen um die Augen verliehen dem edlen Gesicht einen weit freundlicheren Charme, als es zuvor besessen hatte. Mit Mitte vierzig wirkte er so attraktiv und dynamisch, als sei er noch früh in den Dreißigern. „Wie hast du mich hier aufgespürt?“
„Dela.“ Rufus grinste vielsagend. „Hat mir einen Brief geschrieben. Du wärst hier und könntest Unterstützung gebrauchen.“
Maxim schüttelte lachend den Kopf. „Diese Füchsin!“ Er trat beiseite. „Komm rein, komm rein!“ Er ließ Rufus vor sich in den Gastraum treten. Ihre Fußtritte scharrten hallend durch die Stille. Rufus stand einen Moment lang still, schaute nur, ließ wirken. Dann schloss er die Augen, und Maxim wusste genau, was er sah. Damals.
* * *
„Meine Güte, Rufus.“ Maxim lächelte noch immer, als er eine Tasse frisch aufgebrühten Tees vor ihm abstellte. Das leere Haus schien plötzlich voller Leben zu sein. Auch der Gastraum schien heller geworden. „Wie lange ist das her?“
„Acht Jahre sind es bestimmt. Bei diesem Konzert. Wo war das noch?“
„Ich bin nicht sicher. Wir werden senil.“ Sie lachten. Maxim sah auf. „Jetzt weiß ich es wieder. Es war Lailas erstes Konzert mit den Berliner Symphonikern. Sie war exzellent.“
„Richtig. Wer hätte gedacht, dass Merlyn mal eine Tochter haben würde?“
„Und er ist immer noch mit Fadil zusammen, wusstest du das?“
„Das ist schön, zu hören. Ihr lauft euch sicher öfter über den Weg.“ Rufus nippte am heißen Tee.
„Gelegentlich. Er passt wie ein Luchs auf Laila auf, damit sie sich nicht zu viel zumutet. Sie ist so ehrgeizig. Merlyn ist einer der wenigen, die ich hin und wieder noch sehe. Leider. Hast du noch Kontakt zu Nona?“
„Aber sicher. Sie schickt immer Karten, wenn sie auf Tournee in meine Gegend kommt. Sie gibt sich Mühe, etwas Zeit freizuhalten, aber viel ist es nie.“ Rufus zuckte leichthin die Schultern. „So ist das eben.“
„Und wie geht es Johanna?“
„Ach Gott, Johanna. Wir haben
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