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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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Anweisungen: wer und was wo und wann zu sein hatte. Und wenn irgendjemand nicht da war, wo er hingehörte, musste er sich vor ihr rechtfertigen, und Eden sorgte dann dafür, dass es nie wieder vorkam. Takt, Feingefühl oder Charme waren Matts Aufgabe, und Eden war oft der Meinung, dass er seinen Charme an Leute verschwendete, die ihn nicht verdient hatten.
    Eden schlenderte zur Veranda der Bank von Lariat, wo Liza gerade einem Pferd, das dort angebunden war, die Nase tätschelte. Stellina saß neben ihr und spielte mit ihrer Stoffpuppe. »Hey, wollt ihr zwei ein bisschen Wasser trinken?«, fragte sie ihre Töchter.
    Â»Nein, wir haben keinen Durst«, erwiderte Liza, und ihre kleine Schwester widersprach nicht.
    Eden hockte sich hin und fuhr Liza zärtlich über die dunklen Haare. Liza sah aus wie ihr Vater. »Hey, Schätzchen, du hast heute schon wieder dazwischengeredet. Du sollst doch nichts sagen, sondern einfach nur dastehen und wie ein kleines Mädchen aussehen. Und das bist du ja auch.«
    Â»Entschuldigung«, sagte Liza, obwohl Eden ihr ansah, dass es ihr nicht im Geringsten leidtat. »In der Gerichtsszene bin ich ganz still. Und heute Abend ist die große Party, oder?«
    Â»Ja, aber du kannst nicht so lange aufbleiben.«
    Â»Ich bin ein Cowgirl«, sagte Liza. »Ich kann wohl aufbleiben.«
    Â»Ich auch«, piepste Stellina.
    Â»Du bist kein Cowgirl«, korrigierte Liza sie. »Daddy hat mir ein eigenes Pferd geschenkt, Dasher, und Ginny bringt mir Reiten bei. Du kannst noch nicht reiten.«
    Â»Ach, Liza«, schalt Eden sie liebevoll, »warum musst du immer gewinnen?«
    Eden nahm Stellina auf den Arm, ergriff Lizas Hand und ging mit ihnen zum Set zurück. In ihren kleinen Töchtern erkannte sie sich und Matt. Stellina war weniger energisch als Liza, aber sie war lieb und süß. So musste Matt als kleiner Junge gewesen sein: gehorsam, vertrauensvoll, sonnig und charmant. In Liza hingegen sah Eden sich selber: willensstark, selbstbewusst, die Älteste, die die Bewunderung der anderen als selbstverständlich betrachtete.
    Alle nahmen ihre Plätze ein, Liza und Stellina neben den Schauspielerinnen, die ihre Mütter darstellten. Carrie Dunne rannte auf den Sheriff und Spud zu, die die Menge in Schach hielten. Der Richter, ein alter, erfahrener Schauspieler, wandte sich an Lance Kidd und sagte seinen Text.
    Matt fuhr mit der Kamera nahe an ihn heran, und dann sollte eigentlich Lois Bonner als Carrie vortreten und sich an den Richter wenden. Stattdessen jedoch drehte sich Lois zu Matt um. »Was denkt Carrie sich? Was ist ihre Motivation?«
    Â»Sag einfach deinen Text«, warf Eden ein. »Das ist hier nicht Endstation Sehnsucht , das ist ein TV-Western.«
    Â»Ich habe eine Schauspielausbildung, und ich muss die Figur, die ich spielen soll, verstehen.«
    Eden wollte gerade antworten, als Matt unterbrach: »Komm, wir reden kurz drüber, Lois.«
    Er führte sie ein Stück beiseite, und Eden und alle anderen standen schwitzend in der Hitze und warteten, während er Lois Carrie Dunnes Motivation erklärte.
    Eden fand es unerträglich, wie Lois sich gebärdete, und hätte sie am liebsten nach Hause geschickt. Jeder hier wollte doch nur sein Auskommen haben. Das Fernsehen mochte schlecht bezahlen, aber es war ein regelmäßiges Einkommen, und die Schauspieler verhielten sich größtenteils professionell. Wer das nicht tat, blieb nicht lange, außer Lois. Matt schien sie für unglaublich begabt und wichtig zu halten, aber Eden fand sie einfach nur unerträglich.
    Schließlich kehrte Matt mit Lois ans Set zurück, nickte ihr ermutigend zu, und sie sagte ihren Text. Der Richter antwortete. Die Schurken warfen feige Blicke in die Kamera, und der Sheriff hielt seine gefesselten Hände hoch und sagte ein paar Worte über einen fairen Prozess.
    Gott sei Dank, dachte Eden, als die Szene endlich im Kasten war und sie Mittagspause machen konnten. Alle eilten zu den Jeeps und Pick-ups, die sie zum gleichen Picknickgelände bringen würden, wo vor sieben Jahren ein übereifriger Stuntman Eden einen Klaps aufs Hinterteil versetzt hatte. Bei der Erinnerung daran musste sie heute noch lächeln. Die Ehe mit Matt hatte sich als Glücksgriff erwiesen; selbst nach sieben Jahren noch konnte er sie mit einem Blick, einer Berührung oder einem Grinsen zum Erröten bringen. Sie waren ein unschlagbares

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