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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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Stratford Hotel in Del Mar ab. Danach fuhren sie mit dem Zug noch ein wenig weiter südlich, nach San Diego, wo sie im Hotel del Coronado wohnten. Geld hatte Ernesto damals genug, was machte es also, wenn Nico zahlreiche Pferdewetten verlor? Sie genossen ihre Ausflüge zu dritt immer und kamen glücklich und guter Dinge wieder zu Hause an.
    Der Zug nach San Diego hielt nicht an jeder kleinen Station, wie zum Beispiel in dem kleinen Badeort Marisol, nördlich von Del Mar. Trotzdem gab es in Marisol einen Bahnhof, ein solides Gebäude, das zwar erst 1900 gebaut worden war, aber mit seinem spitzen Dach und den langen schmalen Fenstern viel älter aussah.
    Draußen am Bahnhof stand auf einer Tafel, wann die Züge nach Norden und nach Süden vorbeifuhren. Daneben hing an einem Haken eine weiße Fahne an einem Stock. Wenn ein Fahrgast in Marisol zusteigen wollte, lauschte er auf die Geräusche des näher kommenden Zuges, ergriff die weiße Fahne, stellte sich auf die Gleise und schwenkte sie heftig. Es wird nicht berichtet, wie viele Personen im letzten Moment zur Seite springen musste, weil der Zug einfach durchfuhr, ohne auf den winkenden Möchtegernpassagier zu achten. Manch einer kullerte die Böschung herunter, aber soweit man weiß, kam nie jemand ums Leben.
    Als Matt, sein Vater und sein Onkel diese Reise im September 1929 zum letzten Mal machten, lag der Bahnhof von Marisol verlassen da, verriegelt und verrammelt. Und doch hob der kleine Matt March grüßend die Hand, als ob ein Phantom auf den Gleisen stünde und die weiße Fahne schwenkte.

3
    I n einem hatte Matt March recht: Überall, wo die Eisenbahn hinkam, brachte sie Fortschritt und Wohlstand. Und den festen Glauben daran setzte Matt unbeirrt Edens Einwänden entgegen. Und dann schickte die Santa Fe Greenwater Pictures 1960 eine Rechnung über achtzehnhundert Dollar.
    Der Steuerberater der Marchs bezahlte die Rechnung und schickte den beiliegenden Brief an Matt und Eden weiter, die sich immer noch wegen der Eisenbahn auf Greenwater stritten. Er markierte den Absatz, in dem stand, die Santa Fe würde so lange monatlich zweihundert Dollar Miete verlangen, bis die Lokomotive aus dem Schuppen, in dem sie seit 1916 stand, entfernt würde. Die Rechnung und die Aussicht, jeden Monat zweihundert Dollar bezahlen zu müssen, lösten bei Eden beinahe vorzeitige Wehen aus.
    Eden hatte zuerst gar nicht gemerkt, dass sie schwanger war. Den ganzen September über hatte sie geglaubt, sie habe die Grippe. Mit ihren vierzig Jahren war sie gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie noch einmal schwanger werden könnte. Tagsüber stritten sie sich zwar immer noch über die Eisenbahn, aber nachts hatten sie sich wieder einander zugewandt, und ihr körperliches Verlangen war aufs Neue entflammt, als wollten sie einander versichern, dass ihre ungelösten Differenzen ihre Liebe nicht berührten. Eden hatte nicht vergessen, wie er nach der Party gegangen und zwei Tage lang nicht wiedergekommen war. Er hatte sich zwar entschuldigt, aber sein Verhalten nie erklärt. Eden war entschlossen, ihn nicht zu verlieren, aber mit einem weiteren Kind hatte sie nicht gerechnet.
    Matt freute sich auf das neue Baby. Eden ebenfalls. Sie hofften beide auf einen Jungen. Falls es ein Mädchen würde, wollte Eden es Katherine Afton nennen, aber eigentlich wollte sie den Namen Kitty vermeiden. Also sollte es besser ein Junge werden. Stellina, die gerade in den Kindergarten gekommen war, hatte kein Interesse an einem Geschwisterchen, und Liza war pferdenärrisch und viel zu beschäftigt mit ihren zahlreichen Aktivitäten, um sich um irgendetwas anderes zu kümmern.
    Es war eine unruhige Schwangerschaft. Von Anfang an war es Eden schrecklich übel, sie übergab sich ständig und war völlig erschöpft. Sie litt unter Rücken- und Kopfschmerzen, hatte Wasseransammlungen in den Gliedmaßen und brach leicht in Tränen aus.
    Seit einiger Zeit schon arbeitete sie nicht mehr mit, und Matt war ohne sie unterwegs. Sie stellte sich alle möglichen schlimmen Dinge vor, und manchmal überwältigten sie ihre Ängste. Sie fragte sich, wie Afton Lance acht Kinder geboren hatte und dabei so gelassen geblieben war. Aber ihr Mann war wahrscheinlich auch nicht ständig aus den Betten anderer Frauen nach Hause gekommen.
    Im Lokomotivenstreit blieb Matt der Sieger. Da sie nicht jeden Monat zweihundert Dollar bezahlen

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