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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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Schnee. Es dauerte ein ganzes Jahr, aber dann war er wiederhergestellt, und im Januar 1964 ging er nach Rom. Paul Pierino, ein Bühnenbildner, der schon lange mit den Marchs befreundet war, besorgte Daddy einen Job in Cinecittà, wo er englische Synchrontexte für Schwert-und-Sandalen-Filme und ein paar Western schrieb. Der Rest der Familie folgte ihm im Februar oder März.
    So genau brauchte der Aufsatz zum Glück nicht zu sein, und Liza konnte darüber hinweggehen, dass ihre Mutter eigentlich erst im Juni in den Schulferien nach Rom hatte fahren wollen. Dass sie schon viel früher dorthin mussten, lag daran, dass ihre Mutter sich zunehmend Sorgen machte, weil die Telegramme und Anrufe des Vaters immer verzweifelter und deprimierter klangen.
    Aber was machte das schon! Jetzt ging es erst einmal nach Rom! Sie lebten in der Wohnung, die Daddy an der Via Paolo Emilio in der Nähe des Vatikans gemietet hatte. Ihre Großmutter war glücklich, dass sie jeden Tag zur Peterskirche gehen konnte.
    Als das römische Schuljahr zu Ende war, kaufte Daddy einen gebrauchten Fiat, und sie machten eine lange Urlaubsreise durch ganz Italien. Daddy fuhr ohne jede Furcht.
    In Lizas Aufsatz stand: Im Sommer 1964, mit elf Jahren, sah ich die Sonne über der Adria aufgehen und im Mittelmeer untergehen. Ich fuhr in die Toskana, nach Poggibonsi, und lernte Leute kennen, die sich an meinen Großvater erinnerten. Eloquent schrieb sie über schmale Sträßchen, sonnige Piazzas, erwähnte jedoch mit keinem Wort, dass ihr Poggibonsi wie der langweiligste Ort auf dem gesamten Planeten vorgekommen war.

3
    E den schmiegte sich an Matt und genoss die Wärme ihrer Körper. Er zog sie fester an sich.
    Von unten drangen die Stimmen ihrer Töchter herauf, die sich mal wieder stritten. Anscheinend frühstückten sie auf der kleinen Hotelterrasse an der Piazza. Poggibonsi war eine seltsame, abgelegene kleine Stadt. Nur wenige Menschen sprachen Englisch, und Touristen kamen nur selten hierher. Matt jedoch gab sich viel Mühe, um den allerbesten Eindruck zu hinterlassen. Sie waren jetzt schon zwei Tage hier, und Matt hatte jeden für sich eingenommen, vom brummigen alten Markthändler bis hin zum jüngsten Zimmermädchen im Hotel. Immer wieder erzählte er die Geschichten von seinem Vater und seinem Onkel, und wenn sein Italienisch nicht ausreichte, musste Liza einspringen, die ein bemerkenswert fließendes Italienisch sprach.
    Es klopfte an ihre Zimmertür, und Eden warf sich rasch einen Morgenmantel über ihr dünnes Nachthemd. »Herein!« Sie öffnete die Tür, und Nicky stürmte jubelnd ins Zimmer. In der Hand hielt er eine kleine hölzerne Pinocchio-Puppe, die ihm jemand geschenkt hatte. Mit ihrem roten Hut, der langen Nase und den großen Augen sprach diese Puppe zu Nicky in seiner eigenen Sprache.
    Hinter ihm kam Stella herein. Sie setzte sich. »Sag die Wahrheit, Nicky. Die Marktfrau hat sie dir nicht geschenkt.« An Matt und Eden gewandt fügte sie hinzu: »Ihr wisst schon, was ich meine. Er geht einfach zu ihr hin und fragt, ob er die Puppe haben kann, und sie gibt sie ihm.« Sie drohte Nicky scherzhaft mit dem Finger. »Du bist ein böser Junge«, erklärte sie. »Ich habe zu ihm gesagt: ›Nicky, wenn du das Spielzeug haben willst, dann musst du auf Italienisch darum bitten.‹« Stella wirkte äußerst zufrieden mit sich.
    Â»Und? Hast du auf Italienisch gefragt?« Matt nahm seinen Sohn auf den Arm und prustete ihm einen Kuss in den Nacken. Das Kind schrie vor Entzücken.
    Â»Ja, sehr höflich sogar. Er hat ein richtiges Gespräch mit ihr geführt«, erwiderte Stella.
    Â»Siehst du«, sagte Eden zu Matt. »Wenn Nicky wirklich etwas will, kann er sich richtig anstrengen. Du solltest es häufiger von ihm verlangen. Mit Charme erreicht man auch nicht immer alles.«
    Â»Warum nicht? Schließlich sind wir hier!« Er lachte. »Okay, alle hinaus. Eden und ich ziehen uns an. Gleich fahren wir nach Siena.«
    Â»Weiß der Himmel, warum wir nicht gleich in einem Hotel in Siena abgestiegen sind«, brummelte Stella und erhob sich.
    Â»Mama! In Siena kann doch jeder wohnen, aber um in Poggibonsi zu wohnen, muss man hierhin gehören! Hier kennt man uns und unsere Familie eben!«
    Â»Sie nehmen dich aus, Matt.« Stella schnaubte verächtlich. »Du gibst viel mehr Geld aus als sonst.«
    Â 
    Die

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