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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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Flasche Bowers Tonic griffbereit daneben.
    Sie mussten natürlich alle Kompromisse machen. Buster, der Hund, wohnte bei Afton. Ruth mochte weder Hunde noch Katzen. Und auch keine schlechten Manieren, ungewaschene Kleidung, ungemachte Betten oder ungeputzte Schuhe. Ein ausgerissener Saum konnte nicht mit einer Nadel hochgesteckt, und ein Loch im Strumpf nicht mit schwarzer Tinte gestopft werden. Und auch das Essen änderte sich.
    Häufig brachte Ruth Napoleons feine Mahlzeiten aus dem Pilgrim mit. Alles, was er kochte, schmeckte wundervoll, oft exotisch. Wer sonst in St. Elmo bereitete die Sauce für Hühnchen mit Sherry, sautierten Pilzen und Estragonspitzen zu? Selbst als Kind erkannte Eden, dass etwas Köstliches über ihre Zunge glitt. Dieses Essen konnte man nicht herunterschlingen. Später sollte Eden Jahre damit zubringen, Napoleons Rezepte nachzuvollziehen, weil sie ihr so nachdrücklich in Erinnerung blieben.
    Auch Ruth machte Kompromisse, selbst im Hinblick auf Kitty. Ruth tolerierte, dass sie Tee trank, aber Bowers Tonic war verboten, was für Kitty bedeutete, dass sie noch raffiniertere Verstecke finden musste. Und Zigaretten untersagte Ruth kategorisch, aber schließlich durfte Kitty doch auf der hinteren Veranda rauchen, wo Ruth eine große Kanne mit Wasser aufgestellt hatte, in die Kitty ihre Kippen werfen konnte.
    Und als sie etwa einen Monat lang dort gewohnt hatten, fragte Ruth Kitty eines Abends, ob sie gerne einen Job im Pilgrim hätte.
    Â»Ich werde nie die Teller von anderen Leuten spülen«, erwiderte Kitty. Sie schob sich einen Bissen von Ruths köstlichem Essen in den Mund und musste unwillkürlich lächeln. Die Kombination aus Mandeln, Rosinen und Orangen war göttlich.
    Ruth verkniff sich die Bemerkung, dass Kitty auch ihre eigenen Teller nicht spülte. »Das würde ich nie von dir verlangen. Ich dachte eher daran, dass du an der Kasse sitzen könntest.«
    Â»Das ist doch dein Job.«
    Â»Ich werde alt.«
    Â»Das hast du gesagt.«
    Â»Kannst du rechnen, Kitty? Den Leuten ihr Wechselgeld herausgeben?«
    Â»Ich bin eine Dame und eine Künstlerin und habe meine Hände nie mit Geld beschmutzt.«
    Â»Ich würde dich dafür bezahlen.«
    Kitty wischte sich die Finger ab. »Mein eigenes Geld, das ich behalten könnte?«
    Â»Ja«, erwiderte Ruth, nahm jedoch Kitty das Versprechen ab, im Pilgrim weder zu rauchen noch Bowers Tonic zu trinken.
    Für ihren Job zog sich Kitty nun jeden Tag anständig an, Kleider, die sie sich von ihrem Lohn kaufte. Sie kaufte sich auch neue Schuhe und Strümpfe. Strumpfbänder. Sie lackierte sich die Fingernägel und schminkte sich die Lippen. Rouge färbte ihre Wangen rot, und Coty Puder machte ihre Gesichtszüge weicher. In einem japanischen Laden am New Market kaufte sie sich einen Sonnenschirm aus Papier, den sie immer mitnahm, wenn sie zur Arbeit ging, um ihren zarten englischen Teint vor der kalifornischen Sonne zu schützen.
    Die Familie sah Kitty kaum noch. Ruth teilte sie abends an der Kasse ein, sodass sie wochentags vor neun Uhr nicht zu Hause war. Danach blieb sie lange auf, las Romane in der Badewanne und fand morgens nicht aus dem Bett. Nach und nach kümmerte sie sich überhaupt nicht mehr um ihre Kinder, die sie den kompetenteren Händen von Ruth überließ. In dem Haus in der Silk Stocking Row erklangen seltener Lieder wie »Hot Tamale Molly«, dafür jedoch häufiger die Melodien, die Miss McBrean Eden Louise auf dem Klavier beibrachte.
    Wenn Eden aus der Schule nach Hause kam, rannte sie zunächst die Treppe hinauf und atmete tief ein. Hier roch man die Düfte aus der Küche am besten, und sie versuchte zu erraten, was es wohl zu Mittag gab.
    In der Küche saß Ruth, schwarz gekleidet, und schälte Äpfel. Die langen grünen Schalen fielen auf die feuchte Zeitung auf ihrem Schoß. Später sah Eden sie immer so vor sich, immer mit etwas Nützlichem beschäftigt, mit einem strengen Gesichtsausdruck, der nur weicher wurde, wenn sie Eden sah.
    Â»Schinken und Apfelsauce?« Eden umarmte ihre Großmutter.
    Â»Ja. Du kannst schon mal den Tisch decken«, sagte Ruth und rückte die Schleife in Edens Haaren zurecht. »Wenn du den Tisch gedeckt hast, kannst du dich auf einen Stuhl stellen und in der Apfelsauce rühren.«
    Â»Das ganze Haus riecht wundervoll danach.«
    Â»Es würde gut riechen, aber Kitty

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