Café Eden - Roman mit Rezepten
gerudert.«
»Ja, aber du kannst âºHot Tamale Mollyâ¹ singen.«
»Na ja, das singe ich jetzt aber nicht.«
»Später.«
»Okay, später.«
»Mrs. Duque«, fragte er, als sie an ihren Tisch trat, »kennen Sie den Text von âºHot Tamale Mollyâ¹?«
»Früher einmal. Früher habe ich viele Sachen gekonnt, die ich heute vergessen habe. Nur mit Ãpfeln kann ich immer noch gut umgehen, das habe ich nicht verlernt.« Sie stellte kleine Schälchen vor sie. »Hier ist Ihr jämmerlicher Reispudding mit Sirup. Das nächste Mal sagen Sie vorher Bescheid, und dann bekommen Sie meine Tarte Tatin.«
»Ja, das machen wir beim nächsten Mal«, sagte Logan. »Oder?« Zwinkerte er ihr etwa schon wieder zu? »Kaffee, Eden?«
»Ja, bitte.«
Eden probierte den Reispudding. »Vielleicht sollten wir so tun, als ob es Feigen Napoleon wären«, meinte sie.
»Wie bei dem Kaiser?«
»Ja, in gewisser Weise«, erwiderte sie und erzählte ihm vom chinesischen Koch ihrer GroÃmutter. »Ich habe keine Ahnung, wie oder warum er nach St. Elmo gekommen ist, aber seine Kochkunst war legendär. Was er mit einer einfachen Feige anstellen konnte! Manchmal hat er Eiscreme dazu gereicht, manchmal auch Baiser. Das Baiser zerschmolz im Mund, und dann schmecktest du die Frucht in Sirup.«
»Was für ein Sirup?«, fragte Logan.
»Ich weià nicht.«
»Ich werde es mir mit dir zusammen vorstellen«, sagte er. »Wir sitzen im Restaurant deiner GroÃmutter, und Napoleon hat für uns Feigen Napoleon gemacht. Und wir beide sind langjährige Freunde und kennen einander gut.«
»St. Elmo ist ein trockenes, staubiges Eisenbahn-Städtchen«, sagte Eden gerührt.
»Und in Philadelphia ist selbst das Essen langweilig. Aber es ist das einzige Leben, das ich kenne. Das Leben, zu dem ich wieder zurückkehren werde, wenn ich überlebe.«
Eden steckte den Löffel in den Mund. »Erzähl mir von deiner Frau.«
Die Sirenen begannen schon wieder zu heulen. »Kommt, kommt in den Keller«, drängte Mrs. Duque ihre Gäste. »Dort sind Sie sicherer.«
»Sollen wir auch gehen?«, fragte Logan.
»Ich fühle mich hier sicher genug«, erwiderte Eden. Ihr war klar, dass vor der unmittelbaren und eigentlichen Gefahr, in der sie sich befanden, nicht mit einer Sirene gewarnt werden konnte.
Logan nickte. Er setzte die Brille ab und lächelte. Ohne Brille sieht er viel jünger aus, dachte Eden.
»Deine Frau«, sagte sie noch einmal.
»Frances und ich sind Verwandte im Geiste, und wir sind uns sehr ähnlich. Sie ist so vertraut. Ihre Familie hat ein Sommerhaus in Maine, ganz in der Nähe des Sommerhauses meiner Familie. Unsere Familien wohnen beide in Chestnut Hill. Ihr Vater ist bei einer Versicherung, meiner ist Anwalt. Unsere Mütter sind beide Mitglieder im Garden Club. Vor ihrem zwölften Lebensjahr war sie schon zweimal in Europa. Genau wie ich. Wir haben beide die gleiche katholische Erziehung genossen, nur war sie auf einer Mädchen- und ich auf einer Jungenschule. Danach ist sie aufs Chestnut Hill College gegangen und ich auf die Penn. Und wie viele andere in unserer Umgebung haben wir bei Kriegsausbruch festgestellt, dass wir uns liebten, und verzichteten auf die groÃe Hochzeit und eine lange Verlobungszeit. Bevor ich zur Armee ging, hatten wir vielleicht eine Woche zusammen.«
»Hast du sie seitdem noch einmal gesehen?«
»Einmal, für zwei Tage. Kurz bevor ich nach Europa gefahren bin.«
»Hast du ein Foto von ihr?«
Er kramte in seiner Brieftasche und zog das Porträtfoto einer attraktiven jungen Frau mit zarten Gesichtszügen, hochgesteckten Haaren und einem lieben Lächeln hervor.
»Sie ist sehr hübsch«, sagte Eden.
»Ja, und sie ist ein tolles Mädchen, aber wir hätten nicht so überstürzt heiraten sollen. Das ist eigentlich auch nicht meine Art. Anwälte neigen bekanntlich nicht zur Hast«, fügte er hinzu und betrachtete das Foto. »Aber alle haben so schnell geheiratet. Ich hätte es besser wissen sollen.«
»Warum?«
»Ich hätte wissen müssen, dass der Krieg mich verändert. Ich bin nicht mehr derselbe wie vor zwei Jahren. Natürlich hasse ich das Töten und die Zerstörung, aber wenn nicht der Krieg wäre, hätte ich den mir vorbestimmten Weg eingeschlagen, hätte dort
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