Café Eden - Roman mit Rezepten
nach.«
»Meine Schulstreiche habe ich dir alle schon erzählt.«
»Ja, alle zwei.«
»Langweilige Jungen werden in Philadelphia Anwalt, Baby. Gewöhn dich daran.«
Eden mochte eigentlich an Logan gerade seine Zurückhaltung, seine Nachdenklichkeit und Bereitschaft, alles von verschiedenen Standpunkten aus zu betrachten. Auch er war unvorbereitet in diese Liebesaffäre geschlittert. Der Krieg lehrte einen vor allem eines: Man konnte sich vor dem Notwendigen nicht einfach abwenden. Und ihre Liebe erschien ihnen beiden so schicksalhaft, dass sie überzeugt davon waren, sie wären sich auch dann begegnet, wenn Logan in Philadelphia und Eden in Chicago geblieben wäre. Für Eden war dieser Mann der Polarstern ihres Firmaments. Er gab ihrem Leben die Richtung.
»Na gut.« Er streichelte ihr über die Haare. »Als ich das erste Mal zur Kommunion ging, kaute ich auf der Oblate, und die ganze Kirche hörte es. Gott hörte es. Ich bekam groÃen Ãrger. Jetzt bist du dran.«
Eden kuschelte sich an ihn. »Ich will nicht reden. Ich will nur zuhören. Erzähl mir, wie es nach dem Krieg wird. Erzähl mir von deinem Haus und wie deine Kinder auf die Chestnut Hill Academy gehen, wie sie mit dir auf dem Fluss rudern und wie ihr im Arboretum spazieren geht.«
»Nach dem Krieg gehe ich zurück nach Philadelphia und erkläre Frances, wie sich die Dinge, wie ich mich geändert habe. Und wenn dann das gesellschaftliche Gewitter losbricht, sage ich einfach, ich träte in die FuÃstapfen meines Vaters.«
»Meine Mutter hat früher immer ein Lied gesungen, das so hieÃ.«
»Sing es mir vor.«
»Später. Erzähl erst einmal zu Ende.«
»Die Leute werden schockiert sein und sagen: Na, was kann man schon auÃer Scheidung von einer demokratischen Familie erwarten, die zudem noch Katholiken sind. Mein Vater wird nicht so schlimm reagieren, er ist bloà meiner Mutter zuliebe in die Kirche eingetreten. Und meine Mutter wird es auch verkraften, sie fand Frances sowieso immer zu konventionell und fromm. Francesâ Familie wird nur schwer zu besänftigen sein, aber Frances selber? Sie ist ein vernünftiges Mädchen, und ich denke, sie weià sowieso, dass es keine Liebesheirat war. Letztendlich werden wir uns irgendwie einigen, und sie wird sich in Reno scheiden lassen. Ich rufe dich bei deiner Tante zu Hause an, und dann kommst du nach Philly. Du bekommst einen Job bei einer der groÃen Tageszeitungen, und wir warten gemeinsam ab, bis die Scheidung rechtskräftig ist. Dann heiraten wir und kaufen uns ein Haus in Chestnut Hill. Natürlich«, fügte er nach kurzem Ãberlegen hinzu, »müssen wir nicht da wohnen. Wir können auch woanders hinziehen.«
»Ich will da leben, wo du auch lebst. Nach dem Krieg. Das klingt gut, nicht?«
Logan schwieg einen Moment, dann sagte er: »Ich habe ein Weihnachtsgeschenk für dich.«
»Weihnachten ist erst in einer Woche.«
»Ich habe eine Wohnung für uns. Der Cousin eines Freundes von der Penn hat eine kleine Wohnung hier in London, in der Great Russell Street, und er hat mir geschrieben, ich könne sie nehmen. Er schreibt seiner Vermieterin, Mrs. Tanner, damit sie mir den Schlüssel gibt.«
»Wo ist der Freund? Warum benutzt er sie nicht?«
»Er ist in Schottland.«
Eden lauschte dem Ticken seiner Armbanduhr. »Er ist in der Ausbildung in Schottland, oder?« Die Aussies waren an ihrem Zimmer angekommen und knallten die Tür zu. Im Flur war es auf einmal still. »Wann, glaubst du, findet sie statt? Die Invasion.«
»Ich weià nicht.«
»Du wirst mit den ersten Truppen rübergeschickt, oder?«
»Das werden sie machen, wie sie wollen, und wir können beide gar nichts dagegen unternehmen.«
»Wenn ich mich nicht in dich verliebt hätte, hätte ich nicht solche Angst.«
»Wenn ich mich nicht in dich verliebt hätte, wäre ich nicht so tapfer.«
»O Logan, du findest immer die richtigen Worte.«
»Wir haben noch das ganze Leben vor uns. Und wir haben dieses Weihnachten. Der Vetter meines Freundes hat geschrieben, seine Vermieterin liebt die Yanks. Er meint, Mrs. Tanner wird uns mit ihrer Fürsorge umbringen. Er sagt, in der Wohnung gäbe es eine Badewanne mit KlauenfüÃen und eine kleine Küche. Dann kannst du uns also etwas kochen. Deine Auferstehungspastete zum
Weitere Kostenlose Bücher