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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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gelebt, wo meine und Frances’ Eltern leben, und hätte die Arbeit getan, die mein Vater tut. Wahrscheinlich gehe ich nach dem Krieg auch wieder dahin zurück, aber ich werde nie wieder derselbe sein. Die letzten Jahre haben mich für immer verändert. Und wer weiß schon, was die Zukunft bringt?«
    Eden sah ihn an, sagte aber nichts.
    Â»Du weißt, wovon ich spreche, oder?«
    Â»Ich glaube schon.«
    Â»Man denkt die ganze Zeit darüber nach, dass man verwundet oder getötet werden könnte. Natürlich schätze ich, wenn das hier vorbei ist, das, was ich zu Hause habe, immer noch, aber es kommt mir doch sehr eng und eingeschränkt vor. Man kann ein Leben auch anders leben. Und jetzt, nach der Heirat, bindet Frances mich an all das.«
    Â»Aber wollen die Menschen das denn nicht? An etwas gebunden sein? Zu etwas gehören?«
    Â»Vielleicht, aber ich habe unter der falschen Voraussetzung geheiratet. Ich dachte: Wenn ich sterbe, hinterlasse ich zumindest jemanden, der sich an mich erinnert. Ich hätte gar nicht darüber nachdenken sollen.«
    Sie hörten das Pfeifen und Ticken und zählten bis zehn. Irgendwo, gar nicht so weit entfernt, schlug die Bombe ein. Die Wände bebten, und der ganze Tisch hob sich.
    Â»Ich hätte besser darüber nachgedacht, was ist, wenn ich überlebe. Wenn ich tot bin, ist es mir doch egal, wer sich an mich erinnert.«
    Â»Ich werde mich an dich erinnern«, erwiderte Eden und blickte ihn unverwandt an.
    Er aß seinen Reispudding auf. »Und ich mich an dich, Eden.«
    Die Entwarnungssirene ertönte, und die Gäste kamen wieder aus dem Keller herauf. Mrs. Duque schenkte Kaffee ein und füllte Teetassen auf, als sei nichts geschehen. »Na ja, es ist sowieso Vorsehung.« Sie senkte die Stimme. »Sie ahnen nicht, was ich in der Speisekammer gefunden habe. Zwei Stücke Tarte Tatin. Die Mädchen, die den Abwasch machen, hatten sie für sich selber beiseitegestellt, aber ich habe ihnen gesagt, nicht, wenn wir Gäste haben. Nicht, wenn unsere amerikanischen Frontsoldaten hier sind.«
    Â»Oh, ich bin satt«, sagte Eden.
    Â»Seien Sie nicht albern«, verwies Mrs. Duque sie. »Meine Tarte Tatin macht diesen Abend erst denkwürdig.« Sie lächelte wissend. »Noch denkwürdiger.«
    Mrs. Duque war nicht umsonst stolz auf ihren Kuchen. Die in Butter und Zucker gedämpften Äpfel, die Karamellschicht und der Mürbeteig waren sehr lecker. Sie aßen ganz langsam, und als sie schließlich bemerkten, wie spät es war, war es im Lokal schon sehr viel leerer geworden.
    Â»Ich muss den letzten Zug nach Bushey bekommen«, sagte Eden und stand auf. »Colonel Bancroft reißt mir den Kopf ab.«
    Auf dem Weg zum Zug erzählte sie Logan, was für einen Ruf der Colonel hatte. Logan war entsetzt, dass ein Offizier seine Position so ausnutzte.
    Â»Ich kann schon auf mich aufpassen, und mit ihm werde ich fertig«, versicherte Eden ihm, als sie auf dem Bahnsteig standen. Einige andere Soldaten und ein paar Zivilisten warteten ebenfalls auf den Zug.
    Â»Hey, Eden!«
    Sie nickte zwei GIs zu, die sie aus Bushey kannte.
    Â»Du bist wahrscheinlich mit allen Männern schon ausgegangen.«
    Â»Das machen alle Mädchen so. Mit Liebe hat es nichts zu tun«, erwiderte sie.
    Â»Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich zuletzt einen Tag so genossen habe wie heute. Und das meine ich ernst. Ich glaube, es ist Jahre her.«
    Â»Mir geht es genauso. Glaubst du, es liegt an Mrs. Duques Tarte Tatin?«
    Â»Nein, es hat wahrscheinlich damit zu tun, dass du das Mädchen aus dem Goldenen Westen bist. Vermutlich hatte Owen Wister dich vor Augen, als er schrieb, dass der Wilde Westen gut für die Menschen sei, weil sie dort so unverfälscht und lebendig sind.«
    Eden lachte. »Das glaube ich eher nicht. Da brauche ich mir nur meine eigene Familie anzuschauen.«
    Â»Aber du bist so.« In der Ferne hörten sie das Pfeifen des Zuges. »Gehst du noch einmal mit mir aus, auch wenn ich verheiratet bin?«
    Flüchtig dachte Eden an die Züge ihrer Kindheit. Logan gab ihr zum ersten Mal in ihrem Leben das Gefühl, Wurzeln zu haben.
    Der Zug fuhr ein, und die Wartenden machten sich zum Einsteigen bereit.
    Logan reichte ihr den Schirm. »Gute Nacht, Eden.«
    Lächelnd reckte sich Eden auf die Zehenspitzen - er war viel größer als sie - und küsste ihn. »Das war

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