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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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gingen oder durch London spazierten? Trotz der Uniform hatte Logan Smith etwas an sich, das Eden den Krieg vergessen ließ. Vielleicht lag es an seiner ruhigen, nachdenklichen Art. Erstaunlich, dachte sie, dass ich mit solchen Leuten im Ritz Tee trinke, Leute, die ich normalerweise nie kennengelernt hätte. Das Orchester spielte mittlerweile etwas Schnelleres, »It Had to Be You«. Sie wünschte, Logan Smith würde sie zum Tanzen auffordern, aber niemand tanzte. Lächelnd hob sie die Teetasse an die Lippen.
    Aber ihr Lächeln erlosch, als auf einmal das Ticken einer Raketenbombe ertönte. Das Geschirr klapperte. Der Mann im Tweedjackett hielt mitten in der Bewegung inne. Seine Frau, in ihrem blauen Voilekleid, umklammerte Messer und Gabel. Der Kellner, der gerade ein Tablett mit Tassen zur Küche bringen wollte, blieb stehen. Das Orchester hörte mitten im Ton auf zu spielen. Alle Gespräche, alles Lachen, alle Bewegungen erstarben. Logan Smith hielt die Augen so fest auf Eden gerichtet, als habe er ihren Kopf mit beiden Händen umfasst. Sie wandte den Blick nicht ab.
    Das Ticken kam näher, noch näher, dann hörte es auf. Eins , hauchte Eden, ohne die Lippen oder die Augen zu bewegen. Zwei, drei, vier , und schließlich ein wortloses Zehn , als die Bombe detonierte. Aber sie war weit weg. Sie waren nicht getroffen worden. Damals noch nicht. Zumindest nicht von dieser Art von Bombe.
    Tee-Sandwiches mit Spargel •
    Nehmen Sie frischen Spargel, der weder zu fest, noch zu dick ist. In gleichmäßige, etwa drei bis vier Zentimeter lange Stücke schneiden. Zusammenbinden und kurz dämpfen. Sie dürfen nicht zu weich werden. Abgießen und trocken tupfen.
    Schneiden Sie die Kruste von Weißbrotscheiben ab. Buttern und mit Spargel belegen. In Dreiecke schneiden und übereinander stapeln. In den Kühlschrank legen, bis die Butter hart ist. Mit papierdünnen Zitronenscheiben und frisch gehacktem Zwiebelgrün servieren.
MOMENTAUFNAHME
Der Anwalt aus Philadelphia
    Francis Logan Smith war zum Anwalt bestimmt gewesen, so wie sein Vater und sein Großvater. Er war von Natur aus schon ein ernster Mann, aber dieser Beruf und die Umstände machten ihn noch ernster.
    Nach dem Studium trat Logan in die Kanzlei ein, wie es von ihm erwartet wurde. Er war auf der Penn gewesen, wie alle Männer der Familie Smith seit 1866. Als Anwalt gab er seinen Mandanten verdienstvolle Ratschläge und stellte sich ganz in den Dienst des Gemeinwohls.
    Philadelphia war eine kleine Welt, und Logan Smith gehörte zu einer noch kleineren Elite: eine geschlossene Gesellschaft, deren Säulen nicht wankten. Sie hatte den Bürgerkrieg, die Neureichen, die Eisenbahn und sogar die Depression überlebt. Alles war so, wie es immer gewesen war: die Smiths verkehrten mit den Wisters, den Butlers, den Biddles und den Peppers.
    James Edward Smith, Logans Vater jedoch, war ein geborener Rebell. 1916 heiratete er ein katholisches Mädchen. Mary Logan hatte ihm mit ihren blauen Augen, ihren roten Haaren, ihrem Lächeln und ihrer Liebe zur Musik, die sie an den einzigen, 1917 geborenen Sohn weitervererbte, den Kopf verdreht. Das protestantische Philadelphia rümpfte die Nase über Mary, aber das war ihr egal. James ließ sich nicht so einfach ignorieren, und er war Mitglied in allen wichtigen Clubs und Vereinigungen.
    Und dann erschütterte James 1930 das alteingesessene Philadelphia noch einmal, indem er Roosevelt und die Demokraten unterstützte. Danach verkehrten sie nicht mehr mit den Peppers und den anderen Republikanern ihrer Kreise. Viele der besten Familien Philadelphias entzogen der Kanzlei Smith das Mandat.
    Logan Smith gefiel es nicht in der Kanzlei der Familie, aber im Gegensatz zu seinem Vater war er kein Rebell. Und außerdem, was für Alternativen hätte er schon gehabt, um einigermaßen bequem sein Einkommen zu haben? Und er musste schließlich auch an seine Frau Frances denken. Frances und Francis. Alle sagten, sie seien ein schönes Paar. Sie kannten sich schon ihr ganzes Leben lang, und 1942, kurz bevor Logan auf die Offiziersschule ging, hatten sie geheiratet.
    Francis Logan Smith bewunderte seinen Vater. Er vergötterte seine Mutter. Er mochte seine Frau. Aber er hatte sich noch nie verliebt, bis zu jenem Tag im Ritz, als die Bombe über ihrem Kopf tickte und die Musik abbrach.

3
    A ls sie das Ritz verließen, kaufte Logan einen Regenschirm bei

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