Café Eden - Roman mit Rezepten
anhatte, wer zum Tee kommt und wann sich die Methodistendamen zu ihrem wohltätigen Kaffeekränzchen treffen. Für mich hätte sie normalerweise keinen Finger krumm gemacht, aber Victor ist immerhin Chefredakteur. Also war sie da, mit einem kleinen goldenen Stift in der Hand, auf dem reizenden Empfang für Mr. und Mrs. Victor Levy, die - wie romantisch - vor ein paar Monaten durchgebrannt waren.«
»Waren deine Eltern auch da?«
»Ich hatte gehofft, sie würden nicht kommen.« Connie warf Eden einen resignierten Blick zu. »Ich hatte gehofft, Mutter würde sagen, ich käme ihr nicht wieder ins Haus. Aber das tat sie nicht. Die gesamte Familie war da. Es war furchtbar. Auf einer Seite des Saales Victors Kollegen von der Zeitung, die Champagner schlürften, Zigaretten rauchten und sich Cocktailhäppchen einverleibten. Auf der anderen Seite die Heiligen mit ihren Limonadengläsern in der Hand, die in ihrer Tempelunterwäsche schwitzten. Du weiÃt ja, wie sie sind.«
»Ja. Und du kannst sie nicht ändern.«
»Sieben Monate später kam unsere kleine Tochter zur Welt. Pünktlich auf die Minute.« Connie drückte ihre Zigarette mit der Schuhspitze aus und wedelte den Rauch beiseite. »Das Baby ist in Ordnung, aber sie ist noch zu klein, um wirklich interessant zu sein. Und meine Stiefkinder sind kleine Biester. Victors erste Frau wollte sie nicht. Manchmal glaube ich, er hat mich nur geheiratet, damit sich jemand um seine Kinder kümmert.«
Connie Levy sah aus wie jemand, der den ersten Akt verpasst hatte und erst langsam die Handlung zu begreifen begann, und Eden fand, dass es kein besonders guter Handel gewesen war, Afton Lance gegen drei kleine Kinder einzutauschen. »Wir sollten wieder hineingehen«, sagte sie.
Auf dem weià gedeckten Tisch im wenig genutzten, sonnigen Esszimmer standen Krüge mit Wasser und Limonade. Buntes Geschirr, das nicht zueinander passte, Schüsseln mit eingelegten Tomaten, dampfendem Gemüse und Teller voller Sauerteigplätzchen neben groÃen Butterstücken. Sie setzten sich alle, und Tom Lance sprach das Tischgebet.
Afton befahl wie ein häuslicher Eisenhower, dass Eden, die heimgekehrte Heldin, als Erste bedient werden solle. Niemand wagte, ihr nicht zu gehorchen. »Ja«, herrschte Afton die Jungen am Ende des Tisches an, »auch eine Frau kann ein Held sein, ebenso gut wie ein Mann. Denk immer daran, William. Eden hat ihrem Land gedient wie jeder Mann, und ich dulde kein Wort dagegen.«
Alle begannen zu essen. Der Geschmack von Aftons Schweinebraten erinnerte Eden an die Sonntage ihrer Kindheit, als sie mit ihrem Vater und ihrer GroÃmutter bei den Lances am Tisch gesessen hatte. Sie blickte in die Gesichter ihrer Vettern und Cousinen und versuchte, die Züge der Erwachsenen mit denen der Kinder von damals zu vergleichen. Ein groÃer Familieneintopf. Und ich bin ein Teil davon, dachte sie. Der Gedanke missfiel ihr nicht, vor allem, da sie wusste, dass ihre Zeit hier begrenzt sein würde. Wenn sie erst einmal mit Logan verheiratet und nach Philadelphia gezogen war, würde sie sie vielleicht nie mehr wiedersehen.
Beim Essen redeten alle über Juniors heimliche Hochzeit mit dem französischen Mädchen. Stimmte es, dass die Französinnen jeden Amerikaner, dessen sie habhaft werden konnten, geküsst hatten, als die Amerikaner Paris befreit hatten? Hatten sie sich ihnen auch körperlich hingegeben? Rauchten sie dort alle Zigaretten, selbst die Kinder?
»Viele Leute rauchen Zigaretten«, erwiderte Eden.
»Nun, aber nicht Junior. Er ist Mormone.« Davon war Lil absolut überzeugt.
»Stimmt es«, fragte William, »dass die Französinnen keine Unterwäsche tragen und nicht baden?«
Alle am Tisch keuchten auf. Eden ergriff ihre Rippchen, von denen die Sauce heruntertropfte, und sagte: »Das sind die besten Rippchen, die ich je gegessen habe. Diese Sauce ist wundervoll.«
»Das Rezept ist von meiner Mutter«, sagte Walter Epps errötend. »Sie hat die Rippchen gemacht, um dich zu Hause willkommen zu heiÃen.«
»Das war sehr nett von deiner Mutter. Bitte sag ihr meinen Dank.«
»Walters Mutter ist eine groÃzügige Frau. Mit einem groÃzügigen Geist«, verkündete Alma trotzig und nickte Afton zu. »Eden, ich glaube, du kennst meinen Mann Walter noch nicht. Walters Familie stammt aus Arkansas.«
Eden antwortete
Weitere Kostenlose Bücher