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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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wenigstens kein Ausländer«, sagte Lil.
    Afton seufzte. »Nicht so wie die Braut deines armen Bruders, Eden. Was für eine Schande. Es macht mich so traurig. Jetzt ist Ernest blind vor Liebe, aber er wird es noch bereuen. Ich verspreche es dir. Liebe auf den ersten Blick, hat er gesagt und dieses armenische Mädchen drei Monate später geheiratet. Aber zumindest ist sie Christin, im Gegensatz zu anderen Leuten, die wir kennen.«
    Â»Die Apostolischen sind schlimmer als die Katholiken«, stieß Lil mit ungewohnter Heftigkeit hervor. »Wir haben Annie und ihre Eltern kennengelernt.«
    Â»Ach, tatsächlich? Das habt ihr mir nie geschrieben.«
    Afton und Lil wechselten einen Blick. »Nun, dein Bruder hatte Urlaub, einen Tag oder so, und er rief an und sagte, er würde uns gerne sehen. Ob wir zu dem Haus von Annies Eltern nach Beverly Hills kommen und seine Braut kennenlernen wollten. Für so etwas Frivoles konnten wir natürlich unsere Benzinration nicht verschwenden, aber wir sind mit dem Zug hingefahren, und Ernest hat uns an der Union Station abgeholt. In einem Cabriolet, jawohl!«
    Â»Ein Cord«, sagte Tom. »Schönes Auto!«
    Â»Annies Vater hat es ihr geschenkt. Das muss man sich vorstellen, nicht zur Hochzeit, sondern bloß zum Schulabschluss! Lil und ich wussten ja nicht, dass wir in einem Cabriolet fahren würden. Wir wurden ganz schön durchgepustet.«
    Â»Wie ist Annie denn so?«, fragte Eden, die nur ein Foto von einem zierlichen, dunkelhaarigen Mädchen mit einer Gardenie im Haar gesehen hatte.
    Â»Sie ist Ausländerin«, sagte Lil, »wie die armenischen Hungerleider.«
    Â»Na ja, diese Leute hungern auf jeden Fall nicht, das kann ich dir versichern. Aber das Essen war seltsam! Äußerst seltsam! Weinblätter. Ja, sie nehmen Weinblätter und rollen alle möglichen Sachen darin auf, und dann gab es ein klebriges Sirupdessert und etwas, das wie Rosen geschmeckt hat. Ja. Blumen. Als wir nach Hause kamen, haben wir uns erst mal Kartoffeln und Eier gemacht. Ein schönes Spiegelei auf Kartoffelpüree.«
    Â»Die Weinblätter sind mir nicht bekommen«, sagte Lil. »Erzähl Eden von Griechenland.«
    Â»Annies Mutter hat ständig immer nur von Griechenland geredet, als ob wir schon da gewesen wären! Was für eine Vorstellung!«
    Â»Erzähl Eden von dem Mädchen, Mutter«, unterbrach Tom sie sanft. »Von Annie.«
    Â»Annie ist ein sehr nettes Mädchen. Da bin ich mir sicher. Sehr gescheit«, Afton faltete die Hände über ihrer Handtasche, »eben nur Ausländerin. Sie und ihre Familie haben allerdings die Staatsbürgerschaft. Sie hat gerade ihr Examen auf der UCLA gemacht, sie muss also intelligent sein. Und sie ist hübsch. Eben nur ausländisch. Ich habe Ernest gesagt, wie schön ich es fände, jemanden mit College-Abschluss in der Familie zu haben.«
    Â»Nun, du hast doch jetzt auch eine Akademikerin in der Familie«, sagte Eden und stupste Afton liebevoll an. »Juniors Frau Juliette. Sie hat an der Sorbonne studiert. In Paris. Das ist eine französische Universität«, fügte sie hinzu, als sie die verständnislosen Gesichter sah. »Juliette spricht sehr gut Englisch. Besser auf jeden Fall als Junior Französisch spricht. Sie und Junior sind so glücklich. Junior strahlte förmlich vor Glück. Wir vier hatten leider nur diesen einen gemeinsamen Abend in Paris.« Eden blickte aus dem Fenster und streichelte gedankenverloren über ihre Armbanduhr. Sie dachte an das kleine Restaurant, in dem sie sich getroffen hatten. Die Besitzer waren aus der Normandie, und Juliette hatte gesagt: »Normand reimt sich auf Gourmand.« Sie hatten viel gelacht an diesem Abend. Juliette und Junior waren so verliebt, sie konnten kaum die Hände voneinander lassen. Juliette liebte alles Amerikanische, vor allem aber liebte sie Tom, wie sie Junior nannte. Und nach dem Essen waren sie in einen verrauchten Nachtclub gegangen, wo sie mit Logan getanzt hatte. Ach ja, Logan und Paris und …
    Tom hustete und riss sie aus ihrer Träumerei. »Junior hat eine Französin geheiratet?«
    Â 
    Auch in Aftons Landhausküche stand der alte Emailletopf hinten auf dem Herd. Der Duft empfing Eden wie ein alter Freund. In der Küche wimmelte es von Frauen, die fast alle Babys auf dem Arm hielten. Für Eden sahen die Säuglinge alle gleich aus, auch wenn die

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