Café Eden - Roman mit Rezepten
geredet«, antwortete Eden. Sie wollte nicht darüber sprechen, dass jeder dieser Orden seinen Tribut von Tom Lance Junior gefordert hatte. Er rauchte, er trank, er benutzte unflätige Ausdrücke. Seine Familie hatte er nicht mehr gesehen, seitdem er eingezogen worden war. »Junior war der Einzige aus meiner Familie, den ich während des Krieges gesehen habe. Während des Krieges«, sinnierte Eden, »das hört sich genauso seltsam an wie sonst immer nach dem Krieg.«
»Du bist müde, Liebes. Iss dein Sandwich auf. Zu Hause kannst du dich dann ausruhen.«
»Eden kennt unser neues Haus noch gar nicht«, sagte Tom.
»Ja, stimmt! Wir sind umgezogen, kurz nachdem du mit deiner Familie nach Idaho gegangen bist, und diese undankbare Eisenbahn Tom gekündigt hat. Ja, tatsächlich, das haben sie gemacht. All die Jahre hat er für sie gearbeitet, aber sie waren nicht loyaler als eine Katze. Ein Hund bleibt immer bei dir, aber eine Katze geht zu jedem, der ihr ein Schälchen Milch hinstellt. Ich war fassungslos. Völlig fassungslos.
Ich wusste nicht, was wir tun sollten. Tom ist besser damit fertig geworden. Und wir mussten uns ja auch um Mutter kümmern. Sie war schon eine Last. Geliebt, aber trotzdem eine Last. Zum Glück waren nicht mehr alle acht Kinder zu Hause, aber es waren immer noch genug.« Sie überlegte. »Ich weià gar nicht mehr, wer eigentlich noch da war.«
»Genug«, warf Tom ein.
»Also nahmen wir all unsere Ersparnisse und investierten es in etwas Land und eine kleine Ranch auÃerhalb der Stadt. Damals gab es da drauÃen noch nicht einmal Strom. Jetzt haben wir natürlich Strom und auch ein Telefon. Wir hielten Kühe und Geflügel, unsere eigenen Schweine und ein paar Rinder. Den ganzen Krieg über hatten wir Butter, Milch, Sahne und Eier. Das mit der Eisenbahn ist also nicht so schlimm gewesen.« Sie tätschelte Tom den Arm, als ob ihn die Kündigung nach all den Jahren immer noch bekümmerte. »Tom hat Zitronenbäume angepflanzt und einen Garten angelegt. Nur das Haus war zu klein. Aber Tom und die Jungen haben auch das in Ordnung gebracht, angebaut, die alte Veranda zugemacht und eine neue Veranda hinter dem Haus gebaut und auch ein Badezimmer mit einer feinen Wanne. Oh, und sie haben auch die Scheune renoviert und aus dem Schuppen hinter der Küche eine Waschküche gemacht. Da steht jetzt ein schöner groÃer Bottich und eine Waschmaschine mit elektrischer Mangel. Was sagst du dazu?«
»Stell dir das vor!«, sagte Lil.
»William hat für dich Mutters ehemaliges Zimmer geräumt. Das wird jetzt dein Zimmer. William ist unser Jüngster, er ist jetzt in der Highschool, aber er wird bei den Jungen schlafen. Daran wirst du dich gewöhnen müssen, Eden. Ãberall sind Jungs!« Afton klang glücklich. »Hungrige Mäuler, die gestopft werden wollen, schmutzige Wäsche und Manieren, auf die man achten muss. Micah und Jonah sind meine ganze Freude. Es sind wundervolle Jungen. Genau wie ihr Vater, unser lieber Lucius.«
»Ist ihre Mutter nie wiedergekommen, um sie zu holen?«, fragte Eden.
»Sie war eine S-c-h-l-a-m-p-e«, warf Lil ein. »Du weiÃt schon.«
»Natürlich ist sie nie mehr zurückgekommen! Sie wagt es nicht, sich meinem Haus zu nähern!« Afton verschränkte die Arme und hob das Kinn. »Das ist auch besser so! Ich weiÃ, wie man Jungen aufzieht. Sie sind bei uns viel besser aufgehoben. Nur bei uns bekommen sie genug Liebe und harte Arbeit.«
Eine ganze neue Generation, der sie den Mund mit Seife auswaschen konnte, dachte Eden. Irgendwie war Aftons Einstellung erstaunlich. Wie konnte ein Mensch nur so korrekt sein? Ein Weltkrieg hatte stattgefunden, aber für Afton Lance hatte die Ewige Wahrheit nie in Frage gestanden.
Afton schürzte die Lippen. »Na, ich kann dir auch gleich die anderen Neuigkeiten berichten. Alma ist durchgebrannt und hat einen Baptisten geheiratet.«
»Und dabei musste sie noch nicht einmal«, warf Lil ein. »Ihr Baby ist erst ein ganzes Jahr später zur Welt gekommen.«
»Er kam aus Arkansas«, ergänzte Afton. »Sie kommen im Sommer immer zur Obsternte hierher und schlafen in ihrem Wagen. Das stimmt wirklich, das musste selbst Alma zugeben.«
»In Kalifornien kommt doch fast jeder von irgendwo anders«, bemerkte Eden.
»Walter Epps ist auch aus Arkansas, aber er ist
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