Café Eden - Roman mit Rezepten
lieben, aber ich kann es einfach nicht. Natürlich gebe ich das Victor gegenüber nicht zu. Wenn ich gewusst hätte, dass Victors erste Frau die Kinder nicht will, hätte ich mich vielleicht anders entschieden.« Unglücklich verzog sie den Mund. »So wollte ich es jedenfalls nicht.«
»Was wolltest du denn?«
Connie stieà den Rauch aus. »Ich wollte für eine groÃe Tageszeitung schreiben. Meinen Namen unter den Artikeln gedruckt sehen. Ich habe geglaubt, das gehört zu dem Leben mit Victor dazu.«
»Das will ich auch! Wollte es.« Eden verhaspelte sich. »Nein, ich will es noch. Ich habe in Idaho für die Enterprise geschrieben, die Gesellschaftskolumne und Todesanzeigen. Sicher, das war langweilig, aber mein Name wurde gedruckt. Ich habe immer davon geträumt, so wie Martha Gelhorn oder Dorothy Thompson zu sein, eine dieser furchtlosen Reporterinnen, denen nur die Story wichtig ist.«
»Das waren auch immer meine Heldinnen.«
»Ich wollte zum Pressekorps, vor allem während des Krieges.« Während des Krieges klang in Edens Ohren immer noch seltsam, so als ob sie ein groÃer Graben von ihrem eigentlichen Leben trennte. »Das Frauenhilfskorps war nur das Zweitbeste, aber es war zumindest ein bisschen Abenteuer.«
»Ich bin nie aus St. Elmo herausgekommen«, sagte Connie. »Als ich 1943 meinen Abschluss auf der St. Elmo High gemacht habe, habe ich einen Preis als beste Schulreporterin in der Stadt gewonnen. Uns zu Ehren wurde ein Essen gegeben, und dort habe ich Victor kennengelernt, den Chefredakteur des Herald. Er gab mir meine Medaille und schüttelte mir die Hand. Ich bemerkte ihn kaum. Ich dachte nur, pass auf, Martha Gelhorn! Hier kommt Connie Lance! Nach meinem Examen habe ich mich beim Herald um einen Job beworben. Ich dachte, ich könnte mich direkt in die Redaktion setzen und mein Können unter Beweis stellen.« Connie blies einen Rauchring. »Ich habe tatsächlich geglaubt, sie lassen ein Mädchen da hinein.«
»Was ist passiert?«
»Ich musste zeigen, ob ich Schreibmaschine schreiben konnte, und dann haben sie mich ins Schreibbüro gesetzt. Aber ich habe den Job genommen.«
Josefina brachte die Kinder zum Gutenachtkuss. Connie sagte ihr, ihr Geld läge auf der Küchentheke, sie könne es mitnehmen, wenn sie ginge.
»Weihnachten hat mich Victor zur Weihnachtsfeier der Zeitung eingeladen. Es gab viel blödes Getratsche, weil er viel älter ist als ich, und meine Eltern, na ja, du kannst dir schon denken, was sie gedacht haben.«
»Ja, ich weià schon.«
»Ich hatte gehofft, dass Mutter mich hinauswerfen würde, weil ich mit einem Juden zur Weihnachtsfeier gegangen bin. Ich wäre sicher gegangen. Aber sie tat es nicht. Sie stand nur wütend und mit schmalen Lippen daneben, während er mir die Blumen am Mieder befestigte. Und als wir gingen, sagte sie, Fröhliche Weihnachten!«
»Und wie hat Victor reagiert?«
»Er kannte das alles schon, schlieÃlich ist er Jude! Ich habe ihn gewarnt, dass meine Eltern schrecklich sind, aber es war ihm egal. Er war verrückt nach mir, und er war ein erwachsener Mann und nicht irgendein Junge, der erst noch küssen lernen musste. Er wollte mich heiraten. Und ich dachte: Na ja, warum nicht?«
Eden schwieg. Sie wusste, dass sie sich damit nicht zufriedengegeben hätte. Sie hatte mehr gewollt, viel mehr, und jetzt lief sie Gefahr, überhaupt nichts zu bekommen. Sie hatte Logan aufgegeben, aber sie wusste nicht, was die Zukunft ihr bringen würde.
Victor Levy war zu Hause wesentlich lebhafter, als er bei Afton gewesen war. Er war herzlich und liebenswürdig und unterhielt sie mit Anekdoten aus der Redaktion. Eden fand Connie und Victor als Paar erfrischend und belebend. Sie redeten nicht über Familie oder Kirche, über Hühnerkrankheiten oder was man mit der Luzerne machen sollte. Sie waren überhaupt nicht wie Afton und Tom, deren Welt eng und beschränkt war. Connie und Victor waren für sie eher Freunde als Verwandte. Sie lachten Tränen über Edens Geschichten von den potenziellen Ehemännern, vor allem über einen, der darauf bestanden hatte, ihr in Aftons Esszimmer zu zeigen, was die Zahnärzte bei der Army für ihn getan hatten.
»Na ja, Eden«, prustete Victor, »wenn Afton Lance sich etwas in den Kopf setzt, dann fügst du dich besser. Sie will immer gewinnen, und sie wird
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