Café Eden - Roman mit Rezepten
geflochten, der ihr über den Rücken hing. Sie sagte, sie müssten warten, bis der Patterson-Junge aufwachte. Vielleicht habe er ja noch letzte Worte zu sagen.
»Gut«, erwiderte ihr Mann und ging wieder zur Koppel. Señora Trujillo befahl ihren Söhnen, den Patterson-Jungen in die Scheune zu bringen und ihm einen Eimer Wasser ins Gesicht zu schütten, damit er aufwachte.
»Dürfen wir ihn dann hängen?«, fragten sie.
»Lasst mich mit dem blöden Gringo allein«, antwortete sie.
Benjamin Franklin Patterson erwachte aus seiner Bewusstlosigkeit, und alles tat ihm weh. Señora Trujillo hielt sein Kinn, drehte sein blutiges Gesicht hierhin und dorthin und schaute ihm in den Mund, um sich seine Zähne anzusehen. Er schrie und begann zu winseln und zu jammern. Es war doch nur eine Wette gewesen! Er würde nichts sagen, kein Sterbenswörtchen, niemandem etwas erzählen. Gott, sie sollten ihn nur am Leben lassen! Señora Trujillo sagte ihm auf Spanisch, er solle den Mund halten, aber er plapperte in einer Tour weiter und flehte um sein Leben.
Seine Knöchel und seine Handgelenke waren immer noch gefesselt. Sie wusch ihm das Blut vom Gesicht, von der gebrochenen Nase, den zugeschwollenen Augen und den aufgeplatzten Lippen. Sie untersuchte seinen Schädel auf Verletzungen. Ihre Hände glitten über seinen Körper. Er wimmerte, weinte und schrie, versprach, nie wieder zu trinken oder zu wetten, und als Señora Trujillo ihm die Hose und die Unterhose aufknöpfte, kreischte er zum Gotterbarmen.
Gloria Trujillo, sechzehn Jahre alt, hörte diese Schreie in der Küche, wo sie gerade mit dem StöÃel Gewürze im Mörser zerrieb. Aber sie unterbrach ihre Arbeit nicht.
Señora Trujillo knöpfte Bens Hose wieder zu. Sie lieà ihn liegen und ging ihren Mann holen.
Señor und Señora Trujillo musterten den blonden Gringo-Jungen, der immer noch weinte. Señor Trujillo sagte, dieser Junge bedeute das Ende ihres Lebens. Die Leute würden ihm folgen und ihn finden. Señor Trujillo wollte, dass er gehängt wurde.
»Und wenn sie das herausfinden, vernichten sie uns«, sagte Señora Trujillo. Ihr Mann versprach, ihn irgendwo zu vergraben, wo ihn niemand finden konnte.
Die ganze Zeit über blubberte und heulte Benjamin Franklin Patterson. Rotz und Speichel liefen ihm übers Kinn, und wenn er schluchzte, taten seine gebrochenen Rippen so weh, dass er aufschrie.
Señora Trujillo kippte einen weiteren Eimer Wasser über Ben Patterson. Zu ihrem Mann sagte sie: »Wir sind zu alt für dieses Leben. Es ist zu gefährlich für einen Mann deines Alters. Unsere Söhne sollen tun, was sie wollen. Biete dem Jungen den Handel an, Juan.«
Und sie boten Ben folgenden Handel an: Er konnte ihre sechzehnjährige Tochter Gloria heiraten, behindert, hässlich und zurückgeblieben wie sie war, oder sie würden ihn hängen.
Als sie die Scheune verlieÃ, kam Señora Trujillo an ihren beiden Söhnen vorbei, die rauchend im Schatten der immergrünen Eichen saÃen und den Strick für Ben Patterson vorbereiteten. Ihre barfüÃigen Kinder spielten im Dreck, und ihre hundeäugigen Frauen brachten ihnen schlecht gekochtes Essen nach drauÃen. Señora Trujillo sagte ihren Söhnen, sie sollten einen Stuhl in die Scheune mitnehmen und den blöden Gringo-Jungen darauf festbinden.
In der Küche fand sie Gloria an dem langen Esstisch, immer noch damit beschäftigt, Kräuter zu zermahlen. Señora Trujillo strich ihrer Tochter die dunklen Haare glatt und lächelte in ihr zerstörtes Gesicht mit der zerschlagenen Nase und den hängenden rot geränderten Augen. Unverblümt - sie war eine unverblümte Frau - sagte sie ihr, wie viel Angst sie um sie habe.
»Wenn wir sterben, wird dich niemand mehr beschützen können«, sagte sie zu Gloria. »Du wirst kein Zuhause mehr haben. Deine Brüder werden dich nicht respektieren. Sie werden dich bestehlen, wie sie ihren eigenen Vater bestohlen haben. Du wirst die Sklavin ihrer Frauen sein, die nur wenig besser als Huren sind.« Señora Trujillo seufzte. Sie war von ihren Söhnen enttäuscht. »Seit Jahren bete ich um einen Ehemann für dich, Gloria. Aber wer will dich schon heiraten? Wer würde denn sehen, wie süÃ, wie schön du in Wirklichkeit bist? Mit dieser Nase? Diesem zerschlagenen Gesicht? Und jetzt ist hier dieser blöde
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