Café Eden - Roman mit Rezepten
wahren Geschichten Amerikas, und nach John Ford bin ich derjenige, der sie erzählen kann. Und zwar authentisch. Ironie des Schicksals, was? Der Sohn von Immigranten ist der Einzige, der sie wirklich erzählen kann.«
»Wir kommen alle von woanders«, erwiderte Eden. »Nur die Indianer sind Eingeborene.«
»Ich werde auch ihre Geschichte erzählen, Eden. Meine Western werden besser sein als Rio Grande, Faustrecht der Prärie oder High Noon . Ich habe eine Vision.«
»Was hält dich auf?«
»Vielleicht muss ich erst mein eigenes Tonstudio haben und die Eisenbahn bauen. Und ich brauche Innenkulissen. Schade, dass Paul Pierino nicht mehr hier ist. Er war ein groÃartiger Kulissenbauer. Ein wahres Genie!« Matt steuerte den Jeep bergauf.
Die Ranch kam in Sicht, und der Wagen zermalmte die Blüten von Sonnenblumen, Raps und kalifornischem Mohn unter seinen Reifen, als sie darauf zuholperten. Natürlich wusste Eden, dass das Gebäude nur Kulisse war, aber ihr kam es so vertraut vor, als sei es echt. Auf der hohen Holzveranda stand ein Schaukelstuhl. Im Hof gab es neben der immergrünen Eiche eine Wasserpumpe mit einem Trog. Ein Windrad drehte sich knarrend. Neben der Scheune an der Seite befanden sich Hühner- und Schweineställe sowie ein Räucherhaus. Ein Toilettenhäuschen vervollständigte den authentischen Eindruck.
»Es gibt viele Filmkulissen ohne Toilettenhäuschen. Sie finden es zu vulgär. Aber auch die Leute damals mussten mal pinkeln. Wie kann ein solcher Ort ohne Hinweis auf die körperlichen Funktionen real sein? Einer von den Typen von Monogram Pictures hat mal zu mir gesagt: âºIch filme hier, aber du musst das Häuschen abreiÃen. Ich will nicht, dass das Publikum sich die Heldin mit gerafften Röcken über dem Loch im Boden vorstellt.â¹ Ich habe ihm geantwortet: âºDas Häuschen bleibt stehen. Das hier ist Greenwater, nicht Knottâs Berry Farm.â¹ Aber das Toilettenhäuschen ist natürlich nicht wirklich funktionstüchtig«, fügte er augenzwinkernd hinzu. »Wenn die Schauspieler mal müssen, können sie hinter den Felsen verschwinden. Rechts für die Mädchen, links für Jungs.«
»Das Haus sieht so aus, als ob eine Familie nur noch einzuziehen bräuchte«, sagte Eden. »Die Frau sitzt in dem Schaukelstuhl, der Mann tritt auf die Veranda...«
»Ein Hund läuft über den Hof.«
»Ja. Ein Kind spielt dort, vielleicht ein Spiel, bei dem es singt.«
»Ein anderes Kind schlägt eine Tür im Haus zu. An dem Baum da drüben hängt eine Schaukel«, ergänzte Matt.
»Ja. Zwei Kinder. Wenn diese Leute auf einmal hier wären, hättest du das Gefühl, dass der Ort lebendig wird. Es wäre so real, dass sie uns zum Abendessen einladen würden. Sie hätten immer schon hier gelebt, in guten wie in schlechten Zeiten, mit Lachen und mit Tränen, aber sie wären immer zusammengeblieben.«
Matt fuhr zweimal um das dreiseitige Haus herum, scheuchte Kaninchen und Eichhörnchen auf und lockte ein paar Baumläufer aus der Eiche. Eden lehnte den Kopf zurück und lieà sich mit geschlossenen Augen von der Sonne wärmen. Das falsche Haus erfüllte sie mit unbändiger Freude.
Am Sonntagnachmittag darauf brachten Matt March und Eden Douglass ein Picknick an diesen Ort mit, und im Schutz des dreiseitigen Hauses liebten sie sich zum ersten Mal.
Picknick
Eden Louise Douglass wollte nicht, dass Matt March sie für einfallslos hielt. Dieses Picknick sollte Geschichte machen. Sie rief Annie Douglass an und fragte sie um Rat. Annie hatte die perfekte Picknicklösung - Gerichte, die man mit den Fingern essen konnte. Blaubeeren und Honigmelone, kühl und feucht. Hühnchenflügel und - unterkeulen, süà und heiÃ. Man konnte sich die Finger ablecken. Oder jemand anderer konnte sie ablecken.
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Annies Augenschmaus im Sommer
Eine kleine Honigmelone in Stücke schneiden und in einer gelben oder weiÃen Schüssel anrichten. Frische Blaubeeren darüber streuen. Eine wahrer Augen- und Gaumenschmaus.
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Annies süÃes, heiÃes Picknickhühnchen
Butter und etwas Olivenöl in einer kleinen Pfanne schmelzen. GroÃzügig Cayennepfeffer, ein bisschen Salz, Pfeffer und zwei Prisen gemahlenen Piment hinzufügen. Gut verrühren. Hühnerflügel und -beine auf ein Backblech legen. Die Gewürzmischung
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