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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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sich mit ihrem kleinen Sohn Matt, dem einzigen von drei Kindern, das überlebt hatte. Jeden Morgen ging Stella nach St. Agnes zur Messe. Die March-Männer trugen teuerste Anzüge, maßgeschneiderte Hemden aus England, Manschettenknöpfe aus 24-karätigem Gold und handgenähte italienische Schuhe.
    Eines Frühlingstages fuhr die Familie nach Norden zum Picknick. Sie fanden die Anhöhe mit dem fantastischen Blick auf den Greenwater-See und die Hügel darum herum.
    Ernest March verliebte sich. Für einen Mann, der nie heiratete, ging die Bindung äußerst tief. In Agua Verde sah Ernesto so etwas wie sein eigenes kleines Königreich; so weit das Auge blickte, gehörte alles ihm, hier konnte er rauschende Feste geben. Er kam, er sah, er baute, froh darüber, dass seine Filme ihn mit dem nötigen Kleingeld dazu versahen.
    Bei der Premiere des ersten Tonfilms, Der Jazzsänger , säumten Menschenmengen den Bürgersteig und jubelten Ernest March und Blanche Randall zu, die strahlend aus dem Tower Theatre kamen. Als sie in dem Auto saßen, das Lesley Markowitz zur Verfügung gestellt hatte, fluchte Blanche Randall und zündete sich eine Zigarette an. Ernest March sagte dem Fahrer, er solle ihn zum Hotel Ambassador bringen, wo er immer abstieg, wenn er die Nacht in der Stadt verbringen musste. Dort nahm er meistens noch einen Drink in der Cocoanut Grove Bar und fand ein williges Mädchen, das mit ihm lachte, tanzte und mit ihm nach oben ging.
    Am nächsten Tag kehrte er nach Hause zurück. Während er in der Küche der Hacienda das Mittagessen zubereitete, erklärte er Nico und Stella, dass Mr. Al Jolson mit seinem schwarzen Gesicht zwar sehr schön »You ain’t heard nothin’ yet « gesungen habe, dass jedoch sein Song »Toot Toot Tootsie« nicht La Traviata sei. Ernesto wischte sich die Hände an der Schürze ab und legte Aida auf. Er sagte, Der Jazzsänger wäre weder Ben Hur noch Die grüne Göttin.
    Ein paar Monate später blieben Ernesto, Nico und Stella über Nacht in der Stadt, um in die Matinee-Vorstellung eines Films zu gehen, von dem alle redeten. The Lights of New York war ein alberner Streifen über Friseure und Schmuggler. Auch dieser Film war nicht Ben Hur . Es war der vierte Tonfilm, aber damals traute dem Ton noch keiner, und es gab immer noch Untertitel.
    Ernesto, Nico und Stella saßen im dunklen Theater, während menschliche Stimmen von der Leinwand kamen. Das Publikum um sie herum machte seinem Erstaunen lautstark Luft, Ach, du meine Güte! Hast du das gehört!, obwohl Mundbewegungen und Ton noch nicht ganz übereinstimmten, und die Stimmen vor lauter Krachen und Rauschen manchmal kaum zu verstehen waren.
    Und plötzlich stand jemand aus einer der ersten Reihen auf, drehte sich um und rief: »Haltet endlich den Mund, damit wir den verdammten Film hören können.«
    Ernesto, Nico und Stella zuckten zusammen. Den verdammten Film hören? Wie kann man einen Film hören? Die Bilder bewegten sich doch! Aber es war eben jetzt ein Tonfilm.
    Die drei gingen, bevor The Lights of New York zu Ende war. Sie fuhren ins Ambassador, wo ihre Zimmer königlich ausgestattet waren, mit Blumen und Obstschalen. Sie ließen sich maniküren und pediküren, zogen ihre Abendgarderobe an und gingen zum Dinner zu Pierino’s an der La Cienega, wo sie wie königliche Hoheiten behandelt wurden. Der beste Tisch.
    Nach dem Essen kehrten sie ins Ambassador, in die Cocoanut Grove Bar, zurück. Ein Raunen ging durch die Menge: Ernest March ist gekommen. Er bestellte Champagner und Eiscreme für sich und seine Begleitung. Bananeneiscreme in Kristallkelchen auf einem Bett aus frischer Minze. Jemand ließ ihnen mit seinen besten Empfehlungen eine Flasche Champagner an den Tisch bringen. Die Leute reichten Ernesto Servietten oder Taschentücher, damit er sie signierte. Sie fragten ihn, wann er denn in einem Tonfilm zu sehen wäre, und da sein Englisch unvollkommen war, schenkte er ihnen ein strahlendes Lächeln, das nicht übersetzt werden musste.
    Ein schönes Mädchen in einem rückenfreien Abendkleid mit Goldfransen lächelte ihn an, und auch dieses Lächeln brauchte keine Übersetzung. Sie gaben ein schönes Paar auf der Tanzfläche ab, und die Leute applaudierten ihnen. Die Kapelle spielte, solange sie tanzen wollten.
    Das Mädchen in dem Kleid mit den Goldfransen ging mit Ernest

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