Café Luna: Verbotenes Glück
lauter gute Nachrichten für sie hatte. Valerie Hansen war nicht zuletzt deswegen eine so erfolgreiche Geschäftsfrau, weil sie nicht nur die Schwächen ihrer Gegner binnen kürzester Zeit erkannte, sondern auch ganz genau vorhersagen konnte, wie ihr Opfer reagieren würde. Und in den meisten Fällen hatte sie recht. Bald war Hansen Kaffee passé – das war nur eine Frage der Zeit, und wenn sie eines hatte außer Geld, dann war es Geduld!
„Sehr interessant, das alles“, lächelte sie und fügte mit gurrender Stimme hinzu. „Ich denke, wir beide sollten uns mal über einen Bonus unterhalten …“
Daniel saß lässig in einem Café und machte nun schon seit geschlagenen zwei Stunden Frühstückspause. Er aß eine weitere Scheibe Lachs mit Sahnemeerrettich, während er telefonierte. „Das ist doch kein Problem, da wird meine Bank ein Auge zudrücken. Und über die Gesamtsumme werden wir uns sicher einig. Keine Sorge, hier läuft alles nach Plan.“ Einen Moment lauschte er erheitert in sein Handy. „Ach, kommen Sie, ich bin schließlich nicht erst seit gestern dabei, und das hier ist nicht das erste Geschäft, das wir miteinander machen. Ich vertraue Ihnen voll und ganz. Gerade deswegen wird es auch langsam Zeit, dass Sie mir vertrauen. Ich bin sicher, Sie können mir noch ein wenig entgegenkommen. Das hier soll ja nicht unser letzter Deal sein, oder?“ Mit diesen Worten legte er auf und orderte die Rechnung. Langsam sollte er doch mal wieder in der Firma auflaufen. Nicht dass sich irgendwer anmaßen würde, ihn zu kontrollieren. Zum Glück war seine Großmutter noch immer bettlägerig. Daniel warf ein paar Banknoten auf den Tisch und ging. Gestern noch hatte die kleine inkompetente Luisa ihn auf die Palme gebracht, doch heute war er aufgewacht und hatte sich wieder darauf besonnen, wer er war: Daniel Hansen! Ihm konnte niemand was! Er diktierte die Regeln!
Auch Luisas Laune befand sich auf dem Höchstpunkt. Sie hatte eine Idee, wie sie Molly helfen konnte – zumindest versuchen wollte sie es –, und außerdem war sie nachher mit Konstantin verabredet. Schon alleine diese Aussicht zauberte ein verzücktes Lächeln auf ihr Gesicht. Sie klopfte an Piet Larssons Tür und betrat sein Büro. Der Geschäftsführer beendete gerade ein Telefongespräch.
„Ich bin überzeugt, es wird alles zu unserer beiderseitigenZufriedenheit ablaufen“, nickte er, winkte Luisa hinein und bedeutete ihr, sich schon mal zu setzen. „Vielen Dank jedenfalls für Ihr Angebot, wir werden es prüfen“, befand er kurz angebunden und legte auf.
„Frau Vogt, was kann ich für Sie tun?“ Er machte einen derart gut gelaunten Eindruck, dass er entweder ein hervorragendes Angebot für das Kaffeehaus erhalten haben musste oder aber auch über beide Ohren verliebt war. Luisa grinste schelmisch und fragte sich, was das wohl für eine Frau sein mochte, die sein Herz erobert hatte. Oder aber was für ein Mann. Seit Mollys Erfahrungen mit Tom Klabunt, dem Polizisten, schien ihr gar nichts mehr ausgeschlossen.
„Ich wollte Sie nur auf dem Laufenden halten“, erklärte sie also frisch von der Leber weg. „Sie haben Fair Play bewiesen, als Sie mich wissen ließen, dass Sie Ihr Konzept abgeben. Ich möchte Ihnen also jetzt nur sagen, dass die Entscheidung über das Kaffeehaus von meiner Großmutter erst dann getroffen wird, wenn sie umgezogen ist in das Rehazentrum und Zeit gefunden hat, sich alles genau durchzulesen.“
„Oh, Frau Hansen zieht um?“ Piet zog die Augenbrauen hoch. „Verraten Sie mir auch, wohin, damit ich Ihre Großmutter am Wochenende mal besuchen kann, oder entspricht das nicht den Regeln unseres Fair Play?“
„Aber wieso denn? Wir sind doch Profis!“ Luisa schnappte sich lächelnd einen Stift und schrieb ihm die Adresse auf einen seiner Notizblöcke. „Außerdem würde ich so etwas nie tun. Meine Großmutter freut sich bestimmt über einen Besuch von Ihnen“, nickte sie ihm zu und wandte sich zum Gehen. Schmunzelnd verließ sie sein Büro und bekam den bewundernden Blick, den Piet ihr nachwarf, überhaupt nicht mit.
Nur wenig später – inzwischen hatte sie die Kostenvorschläge, die sie angefragt hatte, bekommen, verglichen und eingearbeitet – stand Luisa einem vergnügten Konstantin in der Kaffeeküche gegenüber.
„Was für ein Glück, dass ich nicht warten musste bis zur Mittagspause, um dich zu sehen“, gestand er ihr und bekam fast rote Ohren. „Deine Sekretärin Gisi hat schon geargwöhnt, ich
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