Café Luna: Verbotenes Glück
Morgen mit der freien Hand schon von Weitem zu. Mit der anderen schob er ein Rad. Heute ein kanariengelbes, das Katze anscheinend ebenso gut gefiel wie das rote. Wie wild zog er an der Leine, die Luisa vorsorglich noch nicht gelöst hatte, um weitere, eventuell ähnlich peinliche Zwischenfälle zu vermeiden wie beim letzten Mal. Doch kaum war Ben näher gekommen, hüpfte Luisas Lieblingsvierbeiner erfreut um ihn und seinen Drahtesel herum.
„Da hilft nichts“, grinste Ben, „wahre Liebe setzt sich immer durch.“
Mit wehmütigem Lächeln befreite Luisa Katze und verkniff sich eine Entgegnung. Falls Ben ihr Zögern und den kurzen Moment der Stille zwischen ihnen bemerkt haben sollte, ging er nicht weiter darauf ein, sondern lenkte das Gespräch sofort auf Mollys Geburtstagsgeschenk.
„Also wie ich dir schon gesagt habe, ich kann irgendwo ein paar Wurzeln Süßholz einbauen – so als Gag. Aber alles in allem würde ich anderes Holz nehmen. Welches, hängt ein bisschen davon ab, wie viel Geld du für deine Freundin ausgeben möchtest. Am billigsten wird es natürlich, wenn wir Spanplatten verwenden und das Ganze dann farbig lackieren … Schau, ich hab schon mal ein paar Entwürfe gemacht …“
Ben hatte sich jedenfalls wirklich Mühe gegeben. Luisa wusste gar nicht, welcher stumme Diener ihr am besten gefiel. Der klassische mit Zylinder, Fliege und aufgemaltem Einstecktuch? Der Clown im Handstand oder der Surferboy in Blümchenshorts, dessen Haltung nahelegte, ihm gleich noch ein Board mitzugeben. Ja, von der Figur her wäre Letzterer wohl eher was für Molly. Ben hatte nicht an Muskelbergen gespart. Amüsiert zeigte Luisa darauf. „Ich glaube, damit hast du voll und ganz den Geschmack meiner Freundin getroffen.“
Ben lächelte in sich hinein. „Und du? Stehst du auch auf Surfer?“
Luisa zuckte die Schultern. „Keine Ahnung, ich kenne keinen.“
„Jetzt schon.“
Ben stellte sich betont lässig hin und zog ein verbissen cooles Gesicht. Luisa musste gegen ihren Willen lachen. Dann sah sie sich ihn das erste Mal aufmerksam an. Ja, tatsächlich, ihr war gar nicht aufgefallen, wie durchtrainiert er war. Vermutlich weil er weite, von der Sonne verbleichte T-Shirts bevorzugte. Oder? Was hatte er eigentlich getragen, als sie sich das erste Mal über den Weg … gefallen waren? Luisa konnte sich nicht mehr erinnern. Heute jedenfalls passte das helle Blau seines Sweaters sehr gut zu seiner gebräunten Haut und dem blonden Strubbelhaar. Sogar seine Augenbrauen und Wimpern schienen von Wind und Wetter aufgehellt. Luisa hatte eine Idee. Ja, das könnte vielleicht hinhauen. Sie sollte Ben und Molly einander vorstellen!
„Bist du fertig?“, quetschte Ben mühevoll durch die Zähne und ließ dann mit lustig verzweifelter Miene die Luft entweichen, die er angeblich die ganze Zeit angehalten hatte, um mit mehr Muskeln angeben zu können. Luisa stach ihm mit dem Zeigefinger in die Seite und kicherte.
„Jetzt tu mal nicht so. Ich wette, du hast Mister Surf nach deinem eigenen Schattenriss entworfen!“
„Ertappt“, gab er zu und grinste amüsiert. „Hab ich dich wenigstens gebührend beeindruckt?“
„Klar, Angeber!“ Luisa schüttelte den Kopf und wunderte sich gleichzeitig über sich selbst. Mit Ben war das Herumalbern so entspannt. Und das erleichterte tatsächlich die Bleischwere ein bisschen, die ihr seit dem Gespräch mit Konstantin auf der Seele lag. Auch Katze schien ihn gernezuhaben, jedenfalls ließ er keine Gelegenheit aus, von Ben ein paar Streicheleinheiten abzusahnen. So handzahm Fremden gegenüber hatte sie ihn das letzte Mal mit Matthis erlebt.
„Ha!“, kam ihr noch eine Idee. Ben übertrieb sein Erschrecken und ging in Deckung. „Ob dir wohl auch eine gute Idee für einen Freund von mir einfällt? Für das Wartezimmer seiner Praxis. Er ist nämlich Tierarzt, und ich schulde ihm noch ein Dankeschön.“
„Ob mir was einfällt, fragt sie“, murmelte Ben und sah ihr dann überraschend ernst in die Augen. „Zunächst einmal: Ist dieser geheimnisvolle Herr dein Freund? Also dein fester Freund, so mit gemeinsam kochen und gemeinsam das Leben verbringen … oder nur ein Freund?“
„Matthis ist ein Freund“, lächelte sie und erklärte: „Er hat Katze das Leben gerettet.“
„Mehr muss ich nicht wissen!“, unterbrach Ben sie. „Dem Manne muss gedankt werden, auf jeden Fall. Vielleicht in Form eines zweiten Surferboys? Nein, nun gut, so höflich, wie du mir eben den Vogel gezeigt
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