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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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Injektionsnadel in eine ihrer Adern stechen konnte. Als Gegenleistung für das entnommene Blut seiner offensichtlich dankbaren Versuchspersonen führte er eine kurze ärztliche Untersuchung durch und verteilte kostenlos Medikamente - Antibiotika, Analgetika, Malaria-Mittel.
    Inzwischen musste Nairn nur noch ein Mädchen abfertigen; ihr Haar und ihr nackter Körper waren von einer rotbraunen Substanz bedeckt - eine aus Staub und Butter hergestellte Schmiere, erklärte ihnen Nairn.
    »Die oben ohne sind Himba - keine Ahnung, warum BHs bei ihnen tabu sind. Okay, das wär’s, und jetzt den Arm strecken. Und ein bisschen weniger Gezapple würde auch nicht schaden.«
    Die Spritze blitzte. Das Glasröhrchen füllte sich mit Blut, dunkelrotem Blut, dessen Farbe in der untergehenden, aber immer noch heißen Sonne noch intensiver wirkte. Die Schatten der Felswände des Damara-Canyons wurden länger; die Luft war erfüllt von Vogelgekrächze und dem Zwitschern der Klippschliefer. Nach der höllischen Hitze des Tages erwachte die Wüste langsam wieder zum Leben.
    »So«, sagte Nairn. »Eine letzte Probe, und wir sind fertig.«
    Er drehte sich um, leerte das Blut in eine verschlossene Ampulle und reichte sie Alphonse, der sie mit feierlicher Gewissenhaftigkeit wegbrachte. Nairn betupfte den Arm des Mädchens mit einem Wattebausch. »So, meine Liebe. Herzlichen Dank. Hier hast du etwas Medizin für den Kleinen. Hast du verstanden? De Calpol juju?«
    Das Mädchen lächelte mit schüchternem Unverständnis und nahm das Medikamentenfläschchen an sich, dann drehte sie sich um und folgte ihrer Familie, die sich unter den länger werdenden Schatten der Akazien aus dem Lager entfernte.
    »Geschafft!« Nairn hörte sich geradezu enthusiastisch an. »Finito Benito! Aber jetzt gibt’s erst mal ein paar Bier und was Ordentliches zu essen. Sie werden sich wahrscheinlich ein bisschen wundern - da kommen Sie den weiten Weg hierher, und keine Eloise. Werde ich Ihnen aber alles erklären. Doch jetzt trinken wir erst einmal was!«
    In der Mitte des Lagers waren bereits mehrere Klapptische für das Abendessen gedeckt. Es gab große Edelstahlschüsseln mit Kudu-Steaks in kalter Okrasoße und Gläser mit goldgelbem Windhoek- und Urbock-Bier. Als Nachtisch warteten Schokoriegel und frisches Obst.
    »Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von unserem großzügigen Unterstützer und Förderer Nathan Kellerman, einem ausgemachten zionistischen Schlawiner.« Nairn deutete mit einer schwungvollen Geste auf die aufgetischten Köstlichkeiten. »Kommen Sie, nehmen Sie Platz, Sie haben eine lange und anstrengende Fahrt hinter sich. Von Swakop nach Damaraland an einem Tag? Totaler Wahnsinn! Amy, Sie sind doch Amy Myerson? Eloise hat mir viel von Ihnen erzählt.«
    Amy nickte und fragte mit Nachdruck: »Dürften wir jetzt endlich erfahren, wo Eloise ist?«
    Das Summen eines Moskitos ertönte. Nairns Hände schossen durch die Luft und klatschten gegeneinander. Auf seinen Fingern zeichneten sich die schwarzen Umrisse eines zerquetschten Moskitos ab. »Hab ich dich!« Er untersuchte das zerdrückte Insekt aufmerksam. »Anopheles Moucheti Moucheti. Die am Tag sind gefährlicher, übertragen Dengue…«
    »Bitte. Wo ist Eloise?«, fragte Amy noch einmal. »Sie hat uns gesagt, wir sollen hierher …«
    »Sie war hier, das ist richtig. Aber dann war mir das Ganze doch etwas zu unsicher. Deshalb hielt ich es für besser, sie in den Süden zu bringen.«
    »Und wohin da genau?«
    »Ins Sperrgebiet. Einen sichereren Platz werden Sie auf der ganzen Welt nicht finden - für die letzte fortpflanzungsfähige Cagot.«
    »Außer Miguel.«
    Nairns Augen leuchteten auf.
    »Er ist auch Cagot? Der Terrorist? Wie das? Das müssen Sie mir genauer erklären. Überhaupt, Sie müssen mir viel erzählen. Das Urbock ist kalt und der Wüstenabend lang.«
    Bei einigen Flaschen Bier und reichlich kaltem Kudu-Steak mit Okra erzählten Amy und David Angus Nairn die ganze Geschichte. Es gab keinen Grund, einem potenziellen Verbündeten die Ereignisse der letzten Tage und Wochen zu verheimlichen. Der Feind war Miguel.
    Der Wüstenwind fuhr durch Angus Nairns rotes Haar, als er sich in seinen Stuhl zurücklehnte.
    »Das erklärt einiges. Er hatte ein Motiv für die Morde. Jedenfalls für die, von denen Sie mir eben erzählt haben!«
    »Aber … wieso?«, fragte David verständnislos. »Das erklärt doch nicht, warum Miguel…«
    »Verstehen Sie denn nicht? Die Morde, bei denen die Opfer

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