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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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befürchten …« Angus schüttelte ratlos den Kopf. »Da lag er wohl falsch.« Er steuerte das Boot näher ans Ufer. »Wir sind bald in Lüderitz.«
    David stellte die Frage, die alle beschäftigte.
    »Und wie soll es jetzt weitergehen?«
    »Noch haben wir ein paar Stunden Schonfrist. Aber die namibischen Behörden werden natürlich ihre Ermittlungen anstellen. Deshalb wird sich auf Dauer nicht vertuschen lassen, dass wir mit dem Leben davongekommen sind.«
    »Und wir sitzen in Lüderitz fest«, sagte Amy. »Wie sollen wir von dort wegkommen?«
    »Da sehe ich eigentlich kein Problem.«
    »Aha.«
    »Die Diamantenfrachter«, erklärte Angus ruhig. »Auf diese Idee hat Nathan mich gebracht. Kellerman Namcorp verschifft jeden zweiten Tag Rohdiamanten nach Amsterdam. So, wie sie bei De Beers die Edelsteine nach London fliegen.« Er korrigierte den Kurs des Boots. »Die Schiffe laufen in Windhuk aus.«
    »Aber …«, wollte David protestieren.
    »Ich kann euch an Bord schmuggeln. Sie kennen mich dort. Und die Passkontrolle übernimmt die Firma mehr oder weniger selbst. Sie werden euch direkt in der Kellerman-Zentrale in Amsterdam abliefern. Im guten alten Europa. In der Heimat.«
    »Und du?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht gehe ich erst mal einfach nur anständig essen … irgendwas wird mir schon einfallen.«
    »Du willst das Handtuch werfen?«
    Der rothaarige Wissenschaftler blickte die sonnige Küste hinunter. Die Rauchwolken hatten sie inzwischen weit hinter sich gelassen.
    »Was meint ihr denn, was ich tun soll? Nach Europa zurückkehren und noch mal von vorn anfangen? Ich kann einpacken. Ich bin erledigt. Es war dieser verdammte Ehrgeiz, der mich da reingeritten hat. In diesen blutigen Wahnsinn. Ich habe mir eingebildet, ich könnte da weitermachen, wo Fischer aufgehört hat: mir seine Daten beschaffen und den Nobelpreis gewinnen, was weiß ich. Mit Nathans Hilfe. Jetzt frage ich mich allerdings, wie ich überhaupt auf die absurde Idee kommen konnte, dass man mir auch nur irgendeinen Preis, egal welchen, verleiht - etwa dafür, dass ich etwas von apokalyptischer Tragweite enthülle, was jede Menge Kriege auslösen könnte? Ich war so unglaublich naiv. Rasse ist der Fluch schlechthin, der Fluch, mit dem Gott die Menschen geschlagen hat. Und Kellerman hatte seine eigenen Gründe. Levitikus 25. Ich war so wahnsinnig dumm.«
    »Was redest du da?«
    »Überlegt doch mal. Es war mein verdammter Ehrgeiz, der Alphonse - und Eloise - das Leben gekostet hat. Nathan ist tot. Ihr beide wärt um ein Haar umgebracht worden. Fazackerly ist ebenfalls tot. Nein, für mich ist dieses Thema erledigt. Ich suche mir was Neues. Ein neues Betätigungsfeld. Ich ziehe einen Schlussstrich. Vielleicht sollte ich anfangen, Golf zu spielen.«
    »Ich gebe doch jetzt nicht auf.« Das kam von Amy. Die zwei Männer sahen sie erstaunt an; ihr blondes Haar flatterte im salzigen Wind.
    »Wisst ihr denn nicht mehr, was Jose gesagt hat?« Sie sah zuerst Angus, dann David an. »>Ich weiß, was mit den Juden passiert ist<, das hat er gesagt. Hier liegt doch der Schlüssel zu dem Rätsel, das du unbedingt aufdecken wolltest, Angus. Es geht darum, warum die Juden im Dritten Reich sterben mussten - hat jedenfalls Eloise behauptet. Du musst ihr irgendetwas erzählt haben.«
    Ohne ein Wort zu sagen, steuerte Angus das Boot weiter die Küste entlang.
    Auf Amys Gesicht lag jetzt wieder dieser entschlossene Ausdruck. Sie wollte es wissen.
    »Das ist doch die große Frage, oder nicht? Warum kam es zum Holocaust? Darauf läuft doch alles hinaus.«
    Angus schwieg immer noch, aber Amy war inzwischen richtig in Fahrt. »Sag schon, Angus. Was steckt wirklich dahinter? Hitler hätte die Juden doch auch als Arbeitssklaven einsetzen können - es gab Pläne, sie in Russland oder Afrika in riesigen Gettos anzusiedeln. Aber warum hat er es sich plötzlich anders überlegt?« Sie sah Angus an. »Warum fand er auf einmal, dass er sie ausrotten müsste? Alle. Selbst wenn er damit die deutschen Kriegsanstrengungen schwächte, überstrapazierte, weshalb sie letztendlich zum Scheitern verurteilt waren. Warum hat er das gemacht?«
    Nach längerem Schweigen begann Angus schließlich seufzend zu sprechen:
    »Ja, du hast natürlich recht. In gewisser Weise erklärt es den Holocaust. Vielleicht. Wer weiß. Ich habe es Eloise gegenüber mal beiläufig erwähnt…« Seine Miene verdüsterte sich. »Weil sie mir leidtat. Die letzte Cagot. Auf der ganzen Welt. Sie hat sehr unter all dem

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