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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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Fußboden.
    »Meine lieben Schüler«, begann Xantippus würdevoll, »es ist zwecklos herumzuraten, woran Caius gestorben sein könnte. Vielleicht wird uns die Zeit eine Antwort bringen. Vielleicht auch nicht. Eins steht jedoch unerbittlich fest: wir müssen uns leider mit der erschütternden Tatsache abfinden, daß unser guter Freund Caius nicht mehr unter uns weilt. Eine höhere Macht hat ihn abberufen. Wie schon Ovid sagte: >So stand es im Buche des Schicksals.<« Xantippus machte eine Pause und fuhr dann fort. »Übrigens habe ich euch erst vorige Woche lang und breit von dem berühmten Dichter erzählt.« Die Jungen erinnerten sich nur noch dunkel an diesen Ovid. Es war ihnen nur haften geblieben, daß er auch nicht mehr lebte, so wie der arme Caius.
    Xantippus räusperte sich. »Es geziemt sich, meine lieben Schüler, daß wir nun nicht einfach, angesichts dieser tragischen Schicksalswendung, zur Tagesordnung übergehen. Um Caius* Andenken zu ehren, bleibt die Schule morgen geschlossen. Wir machen auch heute früher Schluß, daher nehmt eure Sachen und . . .« Er brach beunruhigt ab. Nebenan im Schulraum ertönten schwere Schritte, die rasch näher kamen. Gleich darauf wurde der Vorhang beiseite gerissen, und ein baumlanger Legionär füllte den Türrahmen aus. Er bückte sich, um nicht mit seinem Helm oben anzustoßen, dann trat er ein. Es war ein älterer Mann mit einer Hakennase, stahlharten blauen Augen und vielen Narben im Gesicht. Er musterte die Jungen eine Weile, und sie wagten nicht, sich zu rühren. Die Mahnung des Türhüters fiel ihnen ein, daß sie sich lieber nicht sehen lassen sollten vor der Villa Vinicius. War der furchteinflößende Krieger gekommen, um sie zu verhaften? Aber warum?
    Draußen kehrten die ersten Gruppen von Menschen aus den Schwimmbädern zurück. Sie eilten mit klappernden Sandalen an der Schule vorbei. Fetzen von Gesprächen und manchmal ein helles Auflachen drangen durchs Fenster herein.
    Der Legionär wandte sich von den Jungen ab und fixierte Xantippus. »Bist du der Schulmeister Xanthos?« fragte er barsch. »Ich muß gestehen, der bin ich«, sagte Xantippus. »Was verschafft mir die Ehre dieses militärischen Besuches, Herr Hauptmann?« Der Legionär trug an einer Kette den Orden mit der eingravierten Krone, das Rangabzeichen eines Zenturios.
    »Die verehrte junge Herrin, Claudia Vinicius, hat mich gebeten, dir dieses Päckchen zu bringen.« Er schleuderte es zielsicher auf den Schreibtisch.
    Xantippus zog die Augenbrauen hoch. »Claudia schickt mir ein Päckchen?« murmelte er verdutzt. Er beäugte es argwöhnisch, als ob es die Büchse des Pandora sei. »Was ist darin, Herr Hauptmann?«
    »Das geht mich einen zerbrochenen Pfeil an«, knurrte der Zenturio. »Ich weiß nur, daß die gnädige junge Herrin dir bestellen läßt, du hättest es vorige Woche bei ihr vergessen und brauchtest es dringend für dein großes Werk, die spitzen Winkel im stumpfwinkligen Dreieck, was immer das sein mag. Übrigens war ich gestern schon hier, aber es war niemand da.« Er schien noch erbost darüber zu sein.
    »Das tut mir leid, Herr Hauptmann, aber ich habe den ganzen Tag in der Apollobibliothek studiert; gestern war doch die Schule geschlossen zu Ehren der Göttin Pales.«
    »Nie was von ihr gehört«, brummte der Zenturio. Er grüßte militärisch, bückte sich wieder und verschwand durch den Vorhang.
    Die Jungen atmeten erleichtert auf.
    »Ein echter alter Haudegen«, sagte Mucius.
    »Ich bin froh, daß er weg ist«, sagte Flavius.
    »Der Kerl war drauf und dran, uns alle zu erstechen«, sagte Antonius. »Er hatte gar kein Schwert bei sich«, sagte Rufus. »Das macht nichts, er hätte uns erwürgt«, sagte Antonius. »Ich verstehe eins nicht«, sagte Julius, »warum hat Claudia nicht selber das Päckchen gebracht?«
    Publius lachte höhnisch. »Es ist sinnlos, sich einen Hund zu halten und selber zu bellen«, zitierte er. »Claudia hat mehr persönliche Sklaven, als die Königin von Saba gehabt hat.«
    »Aber warum schickt sie dann einen so hohen Offizier wie einen Zenturio als Boten?« sagte Rufus.
    Ich wundere mich darüber auch«, sagte Xantippus. »Er hat auch mit keinem Wort Caius erwähnt. Das ist verdächtig. Deswegen habe ich auch vorsichtshalber nicht gefragt.«

    »Es ist auch rätselhaft, daß der Türhüter uns gewarnt hat«, sagte Mucius.
    »Was wollte er denn von euch?« fragte Xantippus.
    »Wir sollen uns lieber nicht sehen lassen, hat er gesagt.«
    »Das ist alles

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