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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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glorreichen Sieg verwandelt hatte.
    Der Emperor stieg in die Arena hinunter und setzte ihm den Lorbeerkranz auf. Er umarmte ihn und sprach auf ihn ein.
    Ben Gor riß sich los, lief in die Mitte der Arena und winkte, zum grenzenlosen Erstaunen der Menge, mit beiden Armen freudestrahlend den Jungen zu.
    Sie sprangen auf und winkten, vor Glück berstend, zurück.

22. Kapitel
Schwänzt Caius schon wieder die Schule?
    Drei Tage später saßen die Jungen wieder in der Schule auf ihren Bänken.
    Bis auf Caius.
    Xantippus schaute beunruhigt auf seine Uhr. »Wo ist Caius, wenn ich fragen darf?« sagte er streng. »Er ist schon wieder eine halbe Stunde zu spät. Er sollte sich schämen. Unpünktlichkeit ist die erste Stufe zum Laster.«
    »Das neue Semester fängt ja gut an«, flüsterte Rufus seinem Nachbar Publius zu.
    »Wir hätten lieber im Kerker bleiben sollen«, murmelte Publius.
    »Mucius, wann habt ihr Caius zuletzt gesehen?«
    Mucius stand auf. »Heute früh, Meister Xanthos. Wir hatten uns auf dem Minervaplatz getroffen. Da ihm kalt war, ist er ins Haus zurückgelaufen, um sich einen Mantel zu holen. Wir warteten aber nicht auf ihn, sondern sind ohne ihn losgezogen.«
    »Wenn er nicht bald kommt, müßt ihr ihn suchen gehen.«
    »Ich wüßte nicht, wo wir ihn finden könnten«, erwiderte Mucius. »Er ist bestimmt nicht zu Hause. Sein Vater ist wieder da, und der sieht es nicht gern, wenn Caius nicht in die Schule geht. Er muß unterwegs steckengeblieben sein.«
    »Er ist vielleicht wieder über eine Mauer geklettert«, sagte Publius.
    »Deine Bemerkung, Publius, ist fehl am Platze«, wies Xantippus ihn zurecht. »Der Sinn für Humor sollte dir eigentlich inzwischen vergangen sein.« Er kramte verärgert in seinen Papyrusrollen.
    Mucius hatte sich noch nicht wieder hingesetzt.
    »Nun, was willst du noch?« fragte Xantippus ihn.
    »Wir wollten dir danken, Meister Xanthos, daß du zu Ben Gor gelaufen bist für uns. Wir waren gestern und vorgestern deswegen hier, aber du warst leider weg.«
    »Ich habe mir erlaubt, auch einmal drei Tage Ferien zu nehmen«, sagte Xantippus. »Ich war auf dem Lande, bei meinem Freund, dem jungen Dichter Seneca. Ich habe euch übrigens schon viel von ihm erzählt.«
    »Stimmt«, rief Rufus, hastig nickend. Die Jungen kannten, dank ihres Lehrers, diesen Seneca in- und auswendig.
    »Setz dich, Mucius«, sagte Xantippus.
    Mucius setzte sich.
    Jetzt sprang Antonius auf. »Meister Xanthos, wir sind schon fast verrückt, weil wir uns nicht ausmalen können, wie du auf die Parole gekommen bist? Claudia war doch geflohen.«
    »Der Wolkenbruch hat euch das Leben gerettet«, sagte Xantippus.
    Die Jungen waren erstaunt.
    »Der Wolkenbruch?« rief Julius. »Wir haben ihn in die Hölle gewünscht. Er war unser Verderben. Wenn dieser entsetzliche Platzregen uns nicht aufgehalten hätte, wären wir der Geheimpolizei vielleicht rechtzeitig entkommen. Du hattest dich ja zum Glück in deiner Geheimkammer versteckt.«
    »Ihr hättet den Göttern auf den Knien danken sollen«, fuhr Xantippus fort. »Nachdem die Henkersknechte des Emperors euch abtransportiert hatten, starrte ich hoffnungslos zum Fenster hinaus und zerbrach mir den Kopf, wie ich Ben Gor verständigen könnte. Draußen goß es noch immer in Strömen; der Fahrdamm hatte sich in einen reißenden Bach verwandelt und überschwemmte auch schon die Bürgersteige. >Das ist ja wie die Sintflut<, schoß es mir durch den Sinn. Plötzlich traf es mich wie ein Keulenschlag: die Sintflut -! Und mit einemmal wurde mir mit mathematischer Sicherheit klar, daß die Parole nichts anderes sein konnte als >Pyrrhus<.«
    »Großer Himmel«, rief Julius. »Was hat der alte König Pyrrhus mit dem Platzregen gemeinsam?«
    »Zügle deine Ungeduld, mein Sohn«, sagte Xantippus. »Es war nicht Pyrrhus, sondern Pyrrha, die mit dem Platzregen zu tun hatte. Ich wäre schon damals gleich auf die Parole gekommen, wenn der unverbesserliche Caius mich nicht aus dem Konzept gebracht hätte. Es war nämlich nicht ein Mann, der beinah ertrunken wäre, und nicht eine Frau, die eine grauenvolle Schlacht gewonnen hat, sondern umgekehrt. Der gute Caius hat in seiner Schusseligkeit aus einem Mann eine Frau gemacht und aus einer Frau einen Mann.«
    Die Jungen lachten schallend.
    »Das ist mal wieder Caius, wie er leibt und lebt«, rief Rufus.
    »Ruhe!« befahl Xantippus. Aber er schmunzelte auch. »Pyrrhus war der König von Epirus, der so um das Jahr vierhundertneunzig herum eine

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