Calendar Girl
später am Präsidium, das hätten wir auch locker laufen können, aber gut.
Ich ergebe mich in mein Schicksal. Was soll mir schon passieren? Auf die Tour werde ich wahrscheinlich alles erfahren, was ich aus Elli sowieso nicht rausbekommen hätte. Ich sollte mich freuen, aber statt dessen ist mir nur übel.
27
Er klingelte und wartete geduldig. Nach einer Weile ertönte der Türsummer, er drückte die Haustür auf und lief die Treppe hinauf in den dritten Stock. Er war nicht zum ersten Mal hier, wusste, welche Tür sich für ihn öffnen würde - die linke der beiden.
Sie lächelte ihn mit ihrem Schlafzimmerblick an und drückte die Tür ganz auf. »Du bist es schon? Komm rein, ich ziehe mich eben an.«
Er bewunderte ihre Kurven, die geschmeidigen Bewegungen ihres Körpers, den schönen, festen Hintern, den er unter dem dünnen Morgenmantel gut erkennen konnte.
»Willst du einen Kaffee?«, rief sie aus dem Nebenzimmer. Ihr Schlafzimmer. Er blieb im Wohnzimmer stehen, die Hände in den Taschen seiner Jacke, und sah sich um. »Nein, danke«, antwortete er. Eine gemütliche Wohnung. Nicht besonders groß, aber hübsch eingerichtet und in keiner ganz schlechten Lage. Er war einen Moment lang beinahe neidisch, es war so friedlich hier, so ganz und gar ... unschuldig.
Er seufzte und nahm die Hände aus den Taschen, ging zur Schlafzimmertür und schob sie auf.
»He, was soll denn das?«, fragte sie, eher amüsiert als empört. »Was willst du von mir?«
Die Antwort lag zwischen seinen Händen. Ihr Blick war ungläubig, sie wollte noch schreien, aber er war schneller. Er erwürgte sie mit klinischer Akkuratesse, wartete, bis sie die letzte Zuckung getan hatte, ließ sie dann sanft auf ihr Bett gleiten und verknotete den dünnen Draht, der sich tief in das geschwollene Fleisch ihrer Kehle gegraben hatte. Er sah auf sie hinab. Sie waren nicht mehr hübsch, wenn man sie erwürgt hatte. Es war in gewisser Weise schade, aber andererseits war es auch nur gerecht. Sie alle waren keine Königinnen, nur Huren und gefallene Engel. Sie waren schön und deshalb waren sie die Richtigen, um der wahren Königin zu dienen - und dafür sorgte er nun. Ein Hofstaat für seine Herzkönigin. Er beugte sich vor, ordnete ihre Haare und legte die schlaffen Hände über der Brust zusammen. Dann schob er die Spielkarte zwischen ihre Finger. Ein wenig bedauernd sah er auf sie hinunter. Es wäre hübsch gewesen, vorher noch mit ihr ein wenig Vergnügen zu haben, aber er wollte keine DNA-Spuren hinterlassen, das wäre zu amateurhaft gewesen.
Er drehte sich einmal um die eigene Achse, betrachtete das Zimmer. Nichts hier deutete auf sein Eindringen hin. Er bückte sich, durchsuchte flüchtig den Nachttisch, nahm ein Taschentuch mit gestickten Initialen - sicher das Geschenk einer älteren Verwandten, dachte er - und einen Ring an sich. Dann hob er ihr Handy vom Bett auf, lächelte und wählte eine Nummer.
Sie meldete sich. Er genoss den Klang ihrer Stimme. Rauchig, dunkel, sexy. Er schloss halb die Augen und stellte sich vor, wie sie vor ihm kniete und es ihm besorgte, während er seine Hände in ihre Haare grub. Ihr verlockender Mund, die dunklen, glutvollen Augen, diese herrlichen, kleinen, festen Brüste, der Prachtarsch ... ah, sie war die Königin und würde es immer bleiben!
Er sagte nichts, während sie noch ein paarmal »Hallo?« rief und dann auflegte. Er beendete das Gespräch und legte das Handy behutsam wieder an seinen Platz. Dann ging er zur Tür, schloss sie bis auf einen handbreiten Spalt, tat das Gleiche mit der Wohnungstür und zog draußen erst die Latexhandschuhe aus.
Er lief pfeifend die Treppe hinunter und warf die Handschuhe draußen in einen der Mülleimer, die auf die Leerung wartend am Straßenrand standen. Was für ein wunderbarer, vollendet schöner Tag.
28
Ich bin müde und grantig. Das Verhör geht jetzt schon fast zwei Stunden und ich habe einfach keine Lust mehr, hier auf diesem unbequemen Stuhl zu sitzen und Fragen zu beantworten, die sich langsam zu wiederholen beginnen. Ich werfe meiner Schwester einen wütenden Blick zu, den sie ausdruckslos erwidert.
Der Hauptkommissar, Jens Herbers, ist ein erstaunlich junger Mann mit strubbeligen blonden Haaren und Grübchen, wenn er lacht. Er kam etwas später als wir im Polizeipräsidium an, gekleidet in eine verwaschene Jeans und eine helle Jacke, darunter ein T-Shirt mit dem Toten-Hosen-Adler. Im ersten Moment vermutete ich, er wäre einer der jungen Kommissare
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