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Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Titel: Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
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heute viel mit ihm zu besprechen.
    Bis auf eine am Ende der Straße wartende Droschke war die Dumbarton Street still und wie ausgestorben. Sanftes Gaslicht fiel auf das Kutschpferd, das den Kopf im Schlaf gesenkt hielt. Abigail wickelte sich fest in ihren Umhang und begab sich zu Jamies Haus.
    Noch ehe sie die Tür zu öffnen versuchte, hörte sie von oben Stimmen. Sie erschrak und hatte gerade noch die Zeit, sich in dem winzigen, ummauerten Hof zu verbergen, als sich die Tür schon öffnete und zwei Personen herauskamen. Abigails scharfer Blick erkannte sofort eine mit einem hellroten Umhang bekleidete, schlanke Frau und einen blassen, ihr höchst vertrauten Mann.
    Caroline Fortenay Riordan sah genauso wunderschön aus wie in jener Nacht von Nancy Wilkes’ Hochzeit. Und bei Jamie benahm sie sich auch ebenso kühn; sie hängte sich an seinen Arm und flüsterte seinen Namen. Seine leise Erwiderung, während er sie zu der am Ende der Straße wartenden Kutsche begleitete, vermochte Abigail nicht zu verstehen, denn inzwischen hörte sie nur noch das schreckliche Hämmern ihres eigenen Herzens.
    Ihr Gefühl rief ihr zu, sie solle davonlaufen und sich mit ihrem Schmerz verstecken, doch dem widerstand sie. Obwohl sie plötzlich innerlich zu Eis erstarrte, zwang sie sich zu warten, bis Jamie zurückkehrte. Er blieb noch eine Weile stehen und redete mit Caroline, bevor er ihr endlich in die Kutsche half. Abigail kämpfte um Haltung. Hatte sie sich möglicherweise doch in ihm getäuscht?
    Das langsame Klappern der Pferdehufe war auf dem Backsteinpflaster der stillen Dumbarton Street noch lange zu hören. Jamie kehrte zum Haus zurück, doch als er Abigail dort warten sah, blieb er auf der Stelle stehen.
    „Herrgott, Sie haben mich zu Tode erschreckt!“ Sein Haar war zerzaust, sein Hausmantel stand offen, die Hände hatte er zu Fäusten geballt, und er wirkte verärgert und aufgelöst.
    Abigail wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Möglicherweise unterschied er sich gar nicht von dem korrupten, verbitterten Mann, als den sie ihn kennen gelernt hatte. „Wir sollten besser hineingehen“, meinte sie und ärgerte sich, weil ihre Stimme zitterte. „Wir wecken sonst noch die Nachbarn auf.“
    „Eine hervorragende Idee. Gehen Sie in Ihr Haus, und ich gehe in meines.“ Der Mann, der vor ihr stand, auf sie herunterstarrte und so befehlsgewohnt sprach, war ihr ein Fremder.
    „Jamie, ich muss mit Ihnen reden“, beharrte sie. „Es gibt so viel zu sagen. Ich erfuhr, was Ihnen in Khayrat geschah und weshalb Sie die Schuld so lange mit sich herumtrugen, und ich ..."
    „Dann gibt es ja nichts mehr zu sagen.“ Er griff ihren Arm und steuerte sie zu ihrem Vaterhaus. „Sie hätten nicht daran rühren, sondern mich lieber unbesehen akzeptieren sollen, Abby. Ich benötigte die Gunst Ihres Vaters, und Sie waren eine Möglichkeit, sie zu erhalten. Falls ich bei Ihnen den Eindruck erweckt haben sollte, Sie bedeuteten mir etwas anderes, dann erwies ich Ihnen einen schlechten Dienst.“
    „Ich suchte Prinzessin Layla auf“, redete Abigail unbeirrt weiter. „Sie erzählte mir, was Ihnen widerfahren war. Sie verstand nur nicht, wie Sie überleben konnten. Ich jedoch weiß es. Noah starb an Ihrer statt, nicht wahr? Und zwar auf dieser Reise, von der Sie sprachen. Erzählen Sie mir nun auch noch den Rest. Das schulden Sie mir.“
    Er zuckte zusammen. „Noah und ich wurden gemeinsam eingekerkert, doch wir dachten uns eine Fluchtmöglichkeit aus. Als wir durch die Stadt liefen und nach dem Hafen suchten, verloren wir uns in der Menschenmenge. Ich schaffte es gerade noch, an Bord zu gelangen - meine Verletzungen hatten es mir nicht ermöglicht, schneller zu laufen.“
    Während Jamie redete, blickte er sie nicht an, und als er es schließlich doch tat, wirkte er gequält. „Ich brach zusammen, und als ich das Bewusstsein wieder erlangte, befanden wir uns bereits auf See, und ... Noah war schon tot. Ein anderer Händler hatte seine Hinrichtung gesehen.“
    Abigail drückte sich die Faust an den Mund, weil sie an Doyles Beschreibung der Vorgänge dachte.
    „Meinen Sie jetzt noch immer, ich solle Julius die Wahrheit über seinen Vater sagen?“ fragte Jamie.
    „Selbstverständlich nicht.“ Abigail war erschüttert.
    „Der Meinung bin ich auch. Nun haben Sie also die Erklärung für meine unehrenhafte Vergangenheit. Sie wissen jetzt, weshalb ich so bin, wie ich bin, und weshalb ich nie der Mann sein kann, den Sie in mir sehen

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