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Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Titel: Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
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dass du stolz auf mich bist. Und weißt du, w a s ich am bestürzendsten finde? Dass es tatsächlich so war. Sobald ich mich so verhielt, wie du wolltest, überschüttetest du mich mit Liebe und Stolz.“
    „Natürlich war ich stolz auf dich. Der Mann ist schließlich ein Butler. Er hätte im ganzen Land jede Braut haben können, doch er erwählte dich.“ Der Senator drehte sich zu dem Ölgemälde an der Wand seines Arbeitszimmers um. Heiter und gelassen, ewig jung und ewig schön, schaute Beatrice Cabot von der Leinwand herunter. „Mir scheint, du hast zu viel vermutet, ohne mich zu fragen.“ Als er Abigail wieder ansah, wirkte sein Gesicht seltsam gequält. „Über diese Verbindung war ich ungemein froh, weil ich glaubte, du seist endlich glücklich. Das war doch alles, was ich für dich wollte.“
    Die Kälte, die Abigail in ihrem Inneren gespürt hatte, wurde zu heißem Zorn. Wie viele Jahre hatte sie verschwendet, und wie viele Qualen hatte sie auf sich genommen in dem Versuch, es ihrem Vater recht zu machen? Das war doch alles, was ich für dich wollte! Hatte er das eben tatsächlich zu ihr gesagt?
    Es war das erste Mal, dass sie sich ihrem Vater widersetzte. Sie wappnete sich für seinen Wutausbruch und erwartete, dass die Welt unterginge, was sie erstaunlicherweise jedoch nicht tat. „Wenn die Auflösung der Verlobung bedeutet, dass ich deine Liebe verliere, dann sei’s drum. Ich bin auch früher schon ohne sie ausgekommen.“
    Ihr Vater erstarrte, und sein Gesicht wurde blass. Er sah aus, als hätte sie ihn geschlagen. „Mein Gott, denkst du das wirklich? Abigail, du könntest dich nicht mehr in mir täuschen! Von dem Augenblick an, da du deinen ersten Atemzug tatest, gehörte dir mein ganzes Herz - dir und deiner Schwester, euch beiden.“
    Abigail merkte, dass ihr der Mund offen stand. Ein ganz anderer Mensch saß da vor ihr - nicht mehr der unnahbare und gottgleiche Senator, sondern ein verwirrter und sehr realer Mann.
    „Deine geplante Ehe freute mich so, weil ich dachte, du hättest endlich einen Mann gefunden, der dir das geben kann, was ich dein ganzes Leben lang nicht geschafft habe - wirkliches Glück.“
    „Nicht doch, Vater ..." Sie sprach nicht weiter, weil sie erst Ordnung in ihre Gedanken bringen musste, denn jetzt hatte sich die ganze Welt auf den Kopf gestellt. Alles, was Abigail von ihrem Vater geglaubt hatte, sah nun ganz anders aus und wurde ihr irgendwie fremd.
    „Das wusste ich nicht. Ich fühlte mich immer unzulänglich, dachte stets, dass meine Leistungen und auch meine Schwierigkeiten übersehen werden ...“
    „Das lag möglicherweise daran, dass du mich nie zu brauchen schienst.“ Mit fahrigen Bewegungen öffnete und schloss er seine Hände auf dem Schreibtisch. Offenbar fühlte sich Franklin Cabot bei seiner Tochter unsicherer als im Senat der Vereinigten Staaten. „Verstehst du das nicht, Abigail? Du warst immer besser, schlauer und klüger als der Rest der Welt. Als du ein Kind warst, konnte ich dir nicht einmal Gute-Nacht-Märchen vorlesen; die hast du mit vier Jahren dir und deiner Schwester selbst vorgelesen. Du brauchtest nie Hilfe bei deinen Studien, denn deine Bildung überstieg meine bereits Vorjahren.“
    Abigail wagte es nicht, sich zu rühren. Sie vergaß das Atmen. Sie fragte sich, ob sie etwas falsch gemacht und unbeabsichtigt Vaters Liebe und seine Sorge abgewehrt hatte. ,Keine Angst, Vater; das kann ich alleine', hörte sie sich wieder und wieder versichern. Was ihre Worte ihm sagten, nämlich dass sie ihn nicht brauchte und möglicherweise gar nicht haben wollte, hatte sie dabei nie bedacht.
    Bedauern und Reue erfüllten sie. Welch eine Verschwendung von Jahren und Tränen! Weshalb hatte sie ihm nur ihr Bedürfnis nicht offen gezeigt? Weshalb hatte er ihr nicht gezeigt, wi e es in seinem Herzen aussah?
    „Du hattest deine Sterne und deine Träume“, fuhr ihr Vater fort. „Du besaßest schon Dinge, die ich weder zu berühren noch mir vorzustellen, geschweige denn dir zu geben vermochte. Ich fühlte mich so unzulänglich, dass ich dir am Ende überhaupt nichts gab.“
    „Vater, nein, das stimmt nicht.“
    „Dann gab ich dir nicht genug, aber nicht, weil ich dich etwa nicht liebte, sondern weil ich keine Ahnung hatte, was du wolltest oder brauchtest. Bei Helena war es immer klar. Sie benötigte Anleitung, Weisheit, Ratschläge und Führung. Du dagegen besaßest diese Dinge im Überfluss.“ Seine Stimme bebte. „So hart es auch ist, das

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