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Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Titel: Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich mich abgegeben hatte. Ich glaube, beides nahm mein Vater mir übel.“ Die Spannung zwischen Jamie und seinem Vater hatte schon seit Jahren bestanden. Trotzdem war er nicht auf dessen Drängen in die Politik gegangen. Dass er sich in den Kongress hatte wählen lassen, war ein Akt der Reue gewesen.
    „Dann hatten Sie ja ein recht abenteuerliches Leben“, meinte Rowan und fummelte an dem selbst gebauten Weinfilter herum. „Wir alle würden uns gern einmal mit Absinth und losen Frauen vergnügen. Womit hat Ihre Familie Sie schließlich in die Heimat zurückgelockt?“
    Jamie umfasste sein dickes Trinkglas. „Man schickte mir meinen Bruder Noah hinterher, um mich an meine Pflichten zu erinnern. Doch statt den nächsten Dampfer heimwärts zu nehmen, überredete ich Noah, mich zum Pferdeankauf auf eine letzte Reise in den Nahen Osten zu begleiten.“
    „Und wurde das ein Erfolg?“
    Jamie trank sein Glas mit drei Schlucken leer und verzog dann das Gesicht, weil der Pflaumenschnaps ihm in der Kehle brannte. „Es wurde mein größter Misserfolg“, antwortete er.
    Er trat an das hintere Fenster und schaute hinaus. Der Garten, ein ungepflegtes Gewirr aus unkrautüberwucherten Hecken und ein paar weißen Rüben sowie Flaschenkürbissen, die im Sand verrotteten, lag halb im Schatten. Im Gegensatz zu diesem Durcheinander war der angrenzende Garten von Senator Cabot tadellos gepflegt, die Buchsbaumhecken waren ordentlich gestutzt, Feuerdornsträucher und spät blühende Rosen waren symmetrisch auf kleinstem Raum angeordnet.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Jamie eine Bewegung. Er trat näher ans Fenster heran. In dem winzigen Garten, unter zwei Eiben, saß Abigail Cabot. Sie hatte den Kopf gebeugt, und in den Händen hielt sie ein paar Papiere.
    Jamie stellte sein Glas ab, entschuldigte sich und ging zur Hintertür hinaus. Eine Ziegelmauer trennte die beiden Gärten, doch dies war kein Hindernis für ihn. Er war schon höhere Mauern hinaufgestiegen, manchmal im Kugelhagel, auf der Flucht vor einer Meute Wachhunde, und einmal hatte ihn sogar ein Pferdehändler in Karthago mit einem Krummsäbel verfolgt.
    Er zog sich über die Mauer und landete auf dem Rasenteppich in Senator Cabots Garten. Sofort sprang Abigail auf, und die Seiten auf ihrem Schoß segelten zu Boden.
    „Was, um alles in der Welt, wollen Sie denn hier?“
    „Meinen Nachbarn einen Besuch abstatten.“ Er verneigte sich tief, und als er sich wieder aufrichtete, sah er, dass sie geweint hatte; ihre Nase war rot, ihre Wangen nass, und in ihren Augen standen Tränen.
    „Sie haben die unangenehme Angewohnheit, uneingeladen zu erscheinen. Besucher werden gewöhnlich gebeten, sich an der Vordertür zu melden“, erklärte sie.
    „Hätte ich geahnt, dass es Ihnen so viel Kummer bereitet, würde ich mich selbstverständlich daran gehalten haben.“ Er zog ein sauberes Taschentuch heraus und hielt es ihr hin.
    Abigail ging auf seinen scherzhaften Ton nicht ein. Sie nahm das Taschentuch entgegen und schnäuzte sich laut.
    Du lieber Himmel, er würde Berge versetzen, Drachen erschlagen oder über glühende Kohlen laufen, nur um ihr zu helfen. Doch all dies würde nichts nützen, denn Abigail war viel zu schwierig.
    In der Hoffnung, sie von ihrem Kummer abzulenken, tat er so, als bewunderte er den silbernen Ball auf einem Sockel bei den Bäumen. Die Krümmung der Kugel deutete den Himmelsbogen an. „Hat Ihnen heute Morgen Ihr Besuch auf dem Kapitol Spaß gemacht?"
    „Meine Schwester und ich begleiten unseren Vater mit großem Stolz in jedem Jahr dorthin.“
    Interessant - sie beantwortete seine Frage nicht.
    „Ich hörte, mit Ihrer Einführungsrede hätten Sie großen Eindruck gemacht. Die meisten Abgeordneten würden sich nur ungern öffentlich gegen die Eisenbahngesellschaften stellen.“
    „Das war der einzige Grund, weshalb ich mich in den Kongress wählen ließ.“
    „Weil Sie etwas gegen die Eisenbahngesellschaften haben?“
    „Hier in Virginia vertreiben sie die Leute von ihrem Land und verwenden öffentliches Geld für private Gewinne.“
    Inzwischen waren Abigails Tränen getrocknet. Mit großen Augen betrachtete sie ihn so fasziniert, dass er sich gleich einen Zoll größer fühlte. Am liebsten hätte er mit dem Finger über den pochenden Puls an ihrem Hals gestrichen und sie gefragt, weshalb sie so traurig war.
    „Das ist eine sehr ungewöhnliche Position für einen Mann wie Sie“, bemerkte sie.
    „Ich bin ein Freund ungewöhnlicher Positionen.“

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