Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators
Er konnte sein unverschämtes Lachen nicht zurückhalten.
Abigail steckte sein Taschentuch unter ihr Gürtelband. „Zu schade, dass Sie so ungezogen sein müssen. Nachdem ich merkte, dass Sie etwas für den gemeinen Bürger tun wollen, überlegte ich mir schon, ob ich meine Meinung von Ihnen nicht revidieren sollte. Allerdings weiß ich nicht, ob mir das gelingt.“
„Sie sind eine kluge, intelligente junge Dame.“ Er bemühte sich, nicht allzu gönnerhaft zu reden. „Ich setze Vertrauen in Sie, Miss Cabot. Sie können lernen. Zwischen den Sitzungen werde ich natürlich an dem Benehmen arbeiten, dessen Sie mich beschuldigen.“
Er sah ihr an, dass es ihm gelungen war, sie wieder an sein Geheimtreffen mit Caroline Fortenay zu erinnern. Rasch bückte er sich und hob die Papiere auf, die sie fallen gelassen hatte.
„Bitte!“ Sie schluchzte leise auf. „Sie brauchen sich nicht zu bemühen ..."
„Leutnant Butler“, sagte er, nachdem er die Unterschrift gelesen hatte. „Er hat ja keine Zeit versäumt, Ihnen zu antworten, nicht wahr?“
„Geben Sie mir den Brief!“
Jamie hob ihn hoch über den Kopf, so dass sie ihn nicht erwi- sehen konnte. „Meine Liebe, hätte ich Ihren langen Brief nicht auf den Weg gebracht, würden Sie überhaupt keine Antwort erhalten haben. Ich glaube, dafür verdiene ich Anerkennung. Ich denke, ich .. «
Er sprach nicht weiter, sondern konzentrierte sich auf einige Sätze in dem Brief. In der aufkommenden Dämmerung entzifferte er das Wesentliche. „,Als ich Ihren Brief las, fand ich die zweite Hälfte meiner Seele'“, las er laut. „,Ihre tief empfundenen Worte geben mir einen Grund, an das Leben mit allen seinen großartigen Möglichkeiten zu glauben ...'“
Jamie blickte in ihr entsetztes Gesicht und merkte auf einmal, um was es eigentlich ging. Zwei naive, grundanständige Menschen entbrannten in Liebe zueinander, und aus ihren Worten sprach aufrichtiges Gefühl. In Abigails Augen sah er den Schmerz und das Wunder einer aufdämmernden Liebe, und in Butlers Antwort las er die aufleuchtende Hoffnung auf eine goldene Zukunft.
Das war etwas, woran Jamie nicht mehr glaubte, doch das zählte für Abigail nicht. Ihr war es offensichtlich ganz neu, und sie begriff nicht, was hier auf dem Spiel stand. Sie liebte aus ganzem Herzen und mit vollstem Vertrauen; für Zweifel gab es keinen Platz.
„Es muss Sie ja ungeheuer amüsieren, mit Menschen zu spielen, als wären sie Figuren auf einem Schachbrett.“
„Butler schrieb einen Liebesbrief. Sie antworteten darauf. Ich habe nur für die Beförderung gesorgt. Machen Sie den Pferdehändler dafür verantwortlich, wenn das Pferd ein Hufeisen verliert?“
„Es ist unehrenhaft“, stellte sie fest. „Er glaubt, meine Antwort komme von Helena. Dies ist schon zu weit gegangen. Ich muss ihm sofort ein Telegramm schicken und ihn über das Missverständnis aufklären.“ Sie riss ihm die Seiten aus der Hand und wollte ins Haus gehen.
Jamie stellte sich ihr in den Weg. „Das würde ich nicht tun.“
„Wie schön für Sie. Sie müssen ja auch nicht. Ich werde es selbst tun.“
„Was tun?“
„Ihn informieren, dass hier ein Irrtum vorliegt.“
„Miss Cabot, brutale Ehrlichkeit hat durchaus ihre Berechtigung, doch eine gelegentliche Notlüge wirkt Wunder für ein zerbrechliches Herz.“
Ihre Miene wurde weicher. „Ich will ihn aber nicht verletzen.“ „Natürlich nicht. Und im nächsten Brief erklären Sie ihn zum Beschützer all Ihrer Träume.“ Wie genau er Wort für Wort erinnerte, was sie geschrieben hatte! „Und nun sehen Sie sich seine Antwort an.“ Er entriss ihr die betreffende Seite und las vor: „,Mit jedem Satz Ihres Briefes erhob sich mein Herz in größere Höhen ! “
„Er ist eben sehr empfindsam“, räumte sie ein und riss die Briefseite erneut an sich.
„Und er kann von Glück sagen, dass Sie seine Empfindsamkeit erkennen. Also wirklich, Abby - ein Telegramm?“
Sie kehrte zu den Bäumen zurück und setzte sich wieder auf die Bank. „Ich muss mir eine passende Lösung überlegen.“ Sie starrte auf die letzte Seite des langen Briefes. „Er möchte diese Korrespondenz im Rahmen einer formellen Werbung fortsetzen.“
„Darüber wird Ihr Vater überglücklich sein. Das wissen Sie.“ „Doch nicht, wenn er entdeckt, dass Butlers Liebe für Helena auf einen Brief zurückgeht, den ich verfasst habe.“ Abigail barg ihr Gesicht in den Händen.
„Sie machen es schwieriger, als es ist. Sobald Butler
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