Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators
merkt, wer ihm den Brief geschrieben hat, wird er seine Zuneigung auf Sie verlagern.“
Sie ließ die Hände sinken, blickte ihn einen Moment an und brach dann in Lachen aus. Jamie liebte zwar ihr Lachen, doch nicht, wenn es eher verzweifelt klang. „Machen Sie sich nicht lächerlich, Mr. Calhoun. Es ist Helena, die er begehrt und die er vor sich sieht, wenn er alle diese wunderschönen Sätze zu Papier bringt.“
Jamie schwieg einen Augenblick. Dies hier lief nicht so, wie er es geplant hatte. Abigails Herz würde gebrochen werden, dennoch musste er sie glauben machen, dass sie Butler für sich gewinnen konnte. „Lesen Sie seine Worte noch einmal ganz genau, Abby. Der Mann liebt die Verfasserin dieser zarten Prosa und nicht ein hübsches Gesicht.“
Sie zog die Stirn kraus, und er merkte, dass er das Falsche gesagt hatte.
„Ich weigere mich, diese Täuschung fortzusetzen“, erklärte sie fest.
„Nennen Sie es nicht Täuschung. Diese Briefe - Ihrer an Butler und seiner an Sie - sind die ehrlichsten, die ich je gelesen habe.“ Dass sie gleichzeitig hirnverbrannt und mehr als töricht waren, sagte er nicht.
„Ich weigere mich ...“
„Ein Butler, Abby! Amerikas königliche Familie! Denken Sie daran, wie stolz und glücklich Ihr Vater wäre.“ Als er den kleinen Hoffnungsschimmer in ihrem Gesicht sah, merkte er, dass er ihren wundesten Punkt gefunden hatte: Sie lebte und atmete nur für ihren alten Vater.
„Helena bat mich schon, ihm wieder zu schreiben“, gab sie zu.
„Selbstverständlich tat sie das“, bekräftigte er überaus geduldig. „Sie weiß, wie hoch Ihr Vater diese Verbindung bewertet.“ Er pflückte eine kleine lila Aster ab und steckte Abigail die zarte Blüte ans Mieder. Seine Finger strichen dabei leicht über ihren Brustansatz. Was für ein interessantes Spiel - ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen und sie zur gleichen Zeit zu drängen, Liebesbriefe an jemand anders zu schreiben!
Sie wich zurück, doch er folgte ihr. Das ist es! sagte er sich. Er wollte Abigails Mentor werden, dafür sorgen, dass der Sohn des
Vizepräsidenten um sie freite, und hinterher zum Dank die politische Gunst ihres Vaters ernten.
Heute im Repräsentantenhaus hatte er eines gelernt: Ohne Unterstützung erreichte man gar nichts, und Unterstützung erhielt ein Neuling erst dann, wenn er einen Weg in den inneren Kreis der Mächtigen gefunden hatte. Abigail Cabot ist das Tor zu dieser Möglichkeit, dachte er, doch die Vorstellung behagte ihm nicht sonderlich.
„Leider wird Ihre Schwester das Interesse an Butler verlie ren. «
„Wie wollen Sie das wissen?“
Weil ich Frauen wie Helena Cabot nur zu gut kenne, dachte er. „Korrigieren Sie mich, wenn ich mich täusche.“
Abigail blickte wortlos auf ihre Hände hinunter und bestätigte damit ungewollt seinen Verdacht.
„Es liegt also bei Ihnen, Abby. Wegen Ihres Vaters müssen Sie Butlers Interesse aufrechterhalten. Sie dürfen es nicht riskieren, dass Ihrem Vater das Herz bricht, nur weil Sie diese Korrespondenz einstellen wollen.“ Er rückte noch näher; ihr weiblicher Duft überraschte und rührte ihn auf einmal. „Das wollen Sie doch, Abby. Geben Sie es nur zu.“
Fröstelnd schloss sie die Augen. „Das ist alles zu schwer zu verstehen. Mir erscheint alles zu neu. Selbst der kleinste Gedanke an Leutnant Butler löst schon die peinlichsten körperlichen Reaktionen in mir aus, Dinge, die ich nicht im Entferntesten begreife.“
Du lieber Himmel, dachte Jamie, könnte Butler sie jetzt sehen, wäre er erledigt. Der Versuchung, dieses komplizierte, restlos verliebte Wesen zu verführen, konnte man fast nicht widerstehen.
„Der Leutnant wäre entzückt, das zu hören. Sie sollten es ihm mit Ihrem nächsten Brief schreiben. Sie sind es, die er begehrt, Abby. Er hat sich in Ihre Worte verliebt.“
Sie schien sich wieder zu fangen. „Sie irren sich gewaltig, Mr. Calhoun. Leutnant Butler ist ein kluger Mann mit aufrichtigen Empfindungen, und er ist keineswegs dumm."
„Er ist ein Mann der Navy.“
„Das finde ich nicht komisch.“
„Gut, dann glauben Sie dem armen Trottel. Wenn er tatsächlich so brillant ist, wie Sie behaupten, dann liebt er die Verfasserin der Briefe und nicht irgendeine angemalte Puppe der Gesellschaft.“ Jetzt hatte sie endlich begriffen. Er erkannte es an ihrem mehr als interessierten Blick. Es war ja beinahe zu leicht gegangen! „Einen Mann wie Butler für sich zu gewinnen ist ganz einfach. Dazu benötigt man nur die gute
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