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Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Titel: Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
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Und wie eine Frau, die sich auf dem Jahrmarkt von einem Schlangenölverkäufer eine Medizin andrehen lässt, hatte sie Jamie Calhouns Verbesserungsprogramm zugestimmt. Eine der ersten Lektionen bestand seiner Meinung nach darin anzuerkennen, dass Mode eine Rolle spielte, ob es ihr nun gefiel oder nicht.
    Schuldbewusst schaute sie die belebte Straße mit den zahlreichen Geschäften, Cafés, Lesehallen und Tavernen entlang. „Falls uns jemand sieht, wie wir zusammen einen Laden für Damenmode betreten, wird man sofort annehmen, wir hätten eine Affäre.“
    „Was Sie in jedermanns Augen umso faszinierender macht.“ Mit unverschämter Vertraulichkeit schob er sie zu der messingbeschlagenen Tür. Jedes Mal, wenn er sie berührte, ob absichtlich oder nicht, verspürte sie eine innere Unruhe, die sie zu unterdrücken versuchte, indem sie sich vorhielt, er sei ein unzuverlässiger, gefährlicher Weiberheld.
    Jamie geleitete sie in das Studio der berühmten Modeschöpferin. Abigail konnte sich nicht erklären, wie er es geschafft hatte, hier einen Termin zu bekommen. Helena hatte ihr gesagt, dass es bei Madame Broussard eine endlose Warteliste gebe. Nicht, dass Abigail sich ebenfalls auf diese Liste hätte setzen lassen wollen, doch beinahe jede andere Frau der Stadt stand bereits darauf.
    Das Studio Broussard ähnelte weniger einem Ladengeschäft als vielmehr einem wunderschönen Salon, der mit unaufdringlicher Eleganz eingerichtet war. Vergoldete Möbel, Fransenvorhänge, eine neue elektrische Beleuchtung und vornehme alte Ölporträts europäischer Aristokraten an den Wänden schmückten den Raum, aber nirgends waren Kleidungsstücke oder Stoffballen zu sehen.
    Ein Mädchen begrüßte sie auf Französisch, und James Calhoun antwortete gleichermaßen. Abigail war verblüfft. Trotz seiner Körpergröße und der beinahe überwältigenden Männlichkeit wirkte er vor dem Hintergrund der altrosa Tapeten und der Spitzenvorhänge keineswegs fehl am Platze. Offenbar ist er ein Mann, der sich in jeder Umgebung wohl fühlen kann, dachte Abigail neidisch.
    Aus einem Raum hinter dem Salon trat wenige Augenblicke später Madame Broussard ein. Sie war ungefähr fünfzig und von der einfachen, klaren Anmut einer klassischen Skulptur. Ihre Haut wirkte so glatt und milchig wie Alabaster; sie trug das Haar aus dem Gesicht gebürstet, und ihr schwarzes Gewand erinnerte Abigail in seiner Schlichtheit an ein modernes Gemälde in einer Kunstgalerie.
    Als sie Jamie Calhoun bemerkte, kam mit einem Mal Leben in Madame Broussard. Sie begrüßte ihn mit strahlendem Lächeln, umarmte ihn, küsste ihn auf beide Wangen und redete pausenlos. Abigail beobachtete die ältere Frau und sah, wie diese ihn berührte und seine Hand vielleicht ein wenig zu lange hielt. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, beugte sich vor, küsste seine Lippen und verharrte einen Moment in dieser Haltung, während sie die Augen schloss und tief einatmete. Abigail ertappte sich dabei, dass sie ebenfalls Luft holte, und sie spürte die gleiche Hitze wie neulich im Garten des Weißen Hauses.
    Sie räusperte sich. Jamie und die Modeschöpferin fuhren auseinander. Er machte die Damen miteinander bekannt, wobei er mit Madame französisch und mit Abigail englisch sprach. Die Modeschöpferin hob zu einem langen Vortrag an, ging um Abigail herum und betrachtete sie von oben bis unten mit Kennerblick.
    „Freut mich, Sie kennen zu lernen, Madame Broussard“, sagte Abigail beklommen.
    „Enchantée.“ Die Frau kniff in Abigails Oberarm, als hätte sie eine Kuh auf dem Viehmarkt vor sich. Sie kniff auch noch in ein paar andere Stellen, bis Abigail glaubte, vor Scham in den Boden sinken zu müssen. Madame erklärte, Abigails gegenwärtige Kleidung sei „exécrable“, und aus ihrer Miene schloss Abigail, dass dies nichts Gutes bedeutete. Aus der Art, wie diese Frau sie betrachtete und dabei gelegentlich nickte, folgerte sie jedoch, dass die Modeschöpferin irgendeine verborgene Möglichkeit entdeckt hatte, die nur ans Licht gefördert zu werden brauchte.
    Während ein Mädchen ihm ein Glas Limonade brachte, verfolgte Jamie Calhoun das Ganze mit akademischem Interesse.
    „Haben Sie nichts Besseres zu tun?“ fragte ihn Abigail.
    „Was könnte besser sein, als Ihre Verwandlung zu beobachten?“
    „Woher wissen Sie, dass ich verwandelt werde?“
    Er übersetzte die Worte für Madame, und die beiden lachten. Danach setzte die Modeschöpferin ein gewichtiges Gesicht auf und redete

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